Donnerstag, 19. November 2015

Wetterereignisse in den zwanziger Jahren im Raum Bad Münstereifel

Verheerende Unwetter in den zwanziger Jahren richteten großen Schaden an und vergrößerten noch die Notsituation der Bevölkerung im Raum Münstereifel.
Dies mag nachstehende Chronologie verdeutlichen:

4. Juni 1921: Schwere Unwetter über Stadt und Umgebung mit wolkenbruchartigem Regen,große Verheerungen in Feldern und Gärten(Mün.Ztg.1921/46).

1921 : Dürrejahre und Mißernte ( Mün. Ztg. 1931/245)

1924: Regenjahr, Unwetter, Hagel und Hochwasser richten im Mai und November großen Schaden an ( Mün. Ztg. 1931/245).

1.Januar 1926: Hochwasser am Neujahrstag (Mün.Ztg. 1931/245

17. Mai 1926  Nach anhaltendem Regen führen die Erft und Nebenbäche Hochwasser.Im Schleidtal große Verwüstungen(Sta.Arch. M.E. 11/5, Mün.Ztg.1926/40

1927 Das Jahgr brachte Regen- und schlimmes Hagelwetter,Ernte-und Wasserschäden(Mün.Ztg. 1931/245)
15. Februar 1929: Es herrscht strenge Kälte. Im Nachbarkreis Schleiden werden alle Volksschulen bis auf 7 geschlossen.Wegen der andauernd scharfen Kälte Not unter den Tieren des Waldes.Für die ganze Rheinprovinz wird die Ausübung der Jagd bis zum 10. März verboten(Mün.Ztg.1929/14).

25. März 1929: Die 30-40 cm starke Eisdecke auf der Erft beginnt zu tauen.Wegen der Stauung der Eismassen an den einzelnen Brücken und Durchlässen besteht große Überschwemmungsgefahr.Die Feuerwehr beseitigt sie durch wiederholte Eissprengungen( Sta.Arch.M.E.11/5).

1929: Anhaltende Dürre und Trockenheit(Mün.Ztg.1931/245).

Alles in allem  waren die zwanziger Jahre für die Menschen in den kleinen Dörfern im Amt Münstereifel eine harte und entbehrungsreiche Zeit.

Anmerkung: aus Chronik der Stadt Bad Münstereifel,Band 2, Seite 96

Fahrende Händler in den zwanziger Jahren

Alles in allem waren die zwanziger Jahre nach dem 1. Weltkrieg für die Menschen auch in den kleinen Dörfern des Münstereifeler Höhengebiets eine harte und entbehrungsreiche Zeit.
Abwechslung in den Alltag der Menschen brachten auswärtige Händler; so zum Beispiel eine Kaffeebohnenhändlerin aus Reckerscheid und ein Eieraufkäufer aus Stotzheim.Des öfteren kamen auch jüdische Viehhändler aus Münstereifel zum Aufkauf von Kälbern und Kühen ins Dorf.
Der Münstereifeler Jude Lucas*, der vom Viehhandel lebte, machte Anfang der Dreißiger Jahre in Mahlberg folgende Aussage zu dem Zeichen;

                B             Die Anfangsbuchstaben bedeuten:
                                1. waagerecht: Immer wirds schlimmer
         J     W    S       2. senkrecht:  Besser wirds nimmer

                N             Nach Strafandrohung korrigierte er
                                1. waagerecht: Jungens, werdet so
                                2. senkrecht: Brav wie Napoleon

Nach Überlieferung von Wilhelm Fass aus Mahlberg

*Anmerkung:Laut dem Historiker Hans-Dieter Arntz wurde dem Viehhändler Andreas Lucas aus Münstereifel,nachdem sich sein Nettoeinkommen von 6,000 bis 7.000 Reichsmark vor der Machtergreifung auf nur noch 2.000 Reichsmark im Jahr 1934 reduziert hatte, im Jahr darauf die Viehhandelskonzession entzogen, weil er angeblich keine reellen Geschäfte betrieb,Er mußte  im Jahr 1937 seine Metzgerei in Münstereifel verkaufen und migrierte 1939 kurz vor Ausbruch des 2. Weltkriegs noch rechtzeitig über die belgische Grenze nach England und entging so dem Holocaust.Nachkommen von ihm sollen in den USA leben.