Montag, 19. Januar 2015

Deutungen von Flurnamen in Mahlberg

Die Flurnamen des Ortes Mahlberg entstammen dem in der Nordeifel gesprochenen ripuarischen Dialekt der Franken, die die Gegend in nachrömischer Zeit besiedelten.Die Namen gehen darüber hinaus zum Teil wohl auf keltischen Ursprung zurück. Der Ursprung oder Anlass für die Namensgebung der Fluren und Gemarkungen lässt sich vielfach nicht mehr feststellen.Evtl. könnten in Einzelfällen auch Personen- oder Familiennamen eine Rolle gespielt haben.Jedoch kann man oft noch erkennen, auf welchen Ursprung der Name zurück zu führen ist.Eine Erklärung für die nachstehenden Flurnamen habe ich von älteren Einheimischen in den 80-er-Jahren erhalten.

Alt-Rott
Dem Namen nach eine alte Rodung.Man sagt, dort habe bis zum Dreißigjährigen Krieg Mahlberg
gestanden.Dieser Standort befindet sich unterhalb der Landstraße Richtung Rheinbach, so dass der
Ort dann wesentlich höher lag als heute,wo der Ortskern sich auf einer geschützten Sattellage befindet. Es handelt sich bei dem alten Standort evtl. auch um die frühere Wüstung Heigem, die in alten französischen Tranchot-Karten aus napoleonischer Zeit von 1801-1814 an dortiger Stelle als Ruine Heigem angegeben ist.Die Ausführungen "Die Wandlungen im Landschaftsbilde der Eifel seit der unter dem Obersten Tranchot ausgeführten französischen Landesaufnahme( 1801- 1814) enthalten auf der Seite 83 einen Hinweis: ..... im Quellgebiet der Erft wurde Heigem bei Mahlberg ( Kreis Rheinbach) mit fünf Häusern als aufgegebene Wüstung erwähnt.
                                          Artefakt Basaltstößel aus der Jungsteinzeit/Bronzezeit

Literaturnachweis: Artikel von Walther Tuckermann in Festschrift des Eifelvereins zur 25jährigen Jubelfeier.
Auf dem Ring ( im Volksmund Op dem Rong)
deutet auf eine wallähnliche  Befestigung hin

Auf dem Eigen
Flurname für ein Gebiet oder Anwesen, das in früherer Zeit der Gründung dem Kloster Prüm oder anderer Herrschaft nicht abgabepflichtig( zehntfrei) war.
Auf dem Eiden, deutet auf eine frühere Thing- bzw. Gerichtsstätte hin.
Auf dem Haddert
in alten Urkunden auch Hadert geschrieben. Der Name könnte eine alte Kampfstätte bezeichnen. Vielleicht ereignete sich hier vormals auch eine private Fehde.
Hinten zu Mahlberg,Flurname für ein kleines Hochplateau östlich des Michelsberges.
dieser Flurname soll für eine untergegangene Siedlung stehen, die zum Ort Mahlberg gehörte.
In einem Teil der Wiese sieht man heute noch eine rechteckige ebene Fläche von Zimmergröße, die sich in ihrem Profil deutlich von dem umgebenden Gelände abhebt.Etwa 150 m nordöstlich davon tritt eine Quelle zutage, die nachweislich bereits in der Mittelsteinzeit den Menschen Wasser spendete und auch von den Römern genutzt wurde, die hier die Streße von Trier nach Köln vorbeiführten. An dieser Stelle machte man eine kleine Senke unterhalb der Quelle durch einen heute noch sichtbaren Erddamm passierbar.Dieser Erddamm staute damals das Quellwasser als Pferdetränke auf, Das Überlaufwasser im Gegensatz zu heute durch Drainage unterhalb des Erdwalls abgeleitet. Knapp 80 m südöstlich ist heute im mit Gebüsch bestandenen Gelände eine aufgelassene Kuhle, die den Römern als Erdaushub bzw.Steinbruch für den Trassenbau der Straße  diente.
Galgenbenden( im Volksmund Jalchebähne gesprochen,d.h. Wiese) am Südhang des Michelsberges oberhalb der Straße nach Reckerscheid. Bezeichnet nach dem Standort des Galgens, der in früherer Zeit hier stand.Die Gerichtsstätte, genannt das große Gericht, war auf dem Michelsberg.
Am Lindchen, jetzt an der Zufahrt zum Wanderparkplatz am Michelsberg
Früher stand an dieser Stelle ein hohler Lindenbaum.In den Wiesen unterhalb hat man in den 30-er Jahren des letzten Jahrhunderts Grundrisse aus römischer Zeit und auch Keramik entdeckt. Die Fundstelle ist heute im Wiesengelände verborgen.In ihr entdeckt man heute noch das Profil des ansteigenden Verlauf der einstigen Römerstraße.An dieser Sonnen-Südseite gab es vermutlich einst eine Art Raststätte für Pferdewechsel bzw. eine Straßenmeisterei, deren Personal im Winter die Strecke vom Schnee räumte.Auch könnte hier die Unterkunft für das Personal des Signaldienstes auf der Kuppe des Michelsberges gewesen sein.
Gierlichhausen( im Volksmund Jüleschuse)
Dort soll einst eine Schmiede gestanden haben.Das Wort Jüle könnte in Bezug zu Jülich stehen, zu dessen Herzogtum dieses Gebiet einige Jahrhunderte bis zur Annektion durch Frankreich unter Napoleon gehörte.Schuse dürfte sich von Chaussee ableiten.Da sich auf der angrenzenden Bleielsnück  das sogenannte kleine Gericht befand,war hier vermutlich der Standort für ein Gerichtshaus.Laut mündlicher Überlieferung sollen im Ackerboden früher Hausfundamente zutage getreten sein.Oberhalb östlich im Hanggelände des Hohberges trägt eine Flur den Namen Zollstock.
Dies deutet auf einen Umschlagplatz bzw.Zollstelle zwischen den Gebieten des Herzogtums Jülich und Kur-Köln hin, dessen Territorium südlich der Wasserscheide mit der Mutscheid begann.
Da an der Bleielsnück kein Bergbau betrieben wurde, befand sich hier wohl eher ein Umschlagplatz für Bleierzeugnisse. Auf einer Anhöhe oberhalb eines kleinen Siefens,genannt Homich(Hombach) westlich der Bleielsnück fand der Verfasser einst mehrere aus Blei hergestellte Krampen.
Heisterpützchen
Bezeichnung für eine früher sehr bekannte und von den Einheimischen genutzte Quelle im Mahlberger in Nähe der Gemarkung Zehnmorgen. Zur Zeit der Blaubeerernte hatten früher die Beerensammler aus Mahlberg auf dem Weg in die Heide hier gerne ihren Dursr gestillt,ebenso während der Heuernte auf den umliegenden Wiesen oder die damaligen Waldarbeiter.Die Quelle ist heutzutage an ihrer alten Stelle am Wegesrand unterhalb einer mächtigen Buche versiegt und tritt jetzt 10 m tiefer hangabwärts im Walde zutage,in heutiger Zeit nicht mehr beachtet. Die Quelle dürfte bereits den Jäger und Sammlern  der Steinzeit genutzt worden sein. Der Verfasser entdeckte 1980 noch etwas tiefer im Waldgelände in der Nähe eines kleinen Baches eine Feuersteinspitze.
Mentensiefen ( Im Entensiefen) 
Das Wort Siefen oder Seifen bezeichnet enge, sumpfige Talsenken,meist im Quellbereich eines Bachlaufes. In Ortsnähe sind diese inzwischen zumeist trockengelegt oder zugeschüttet mit dem Erdaushub aus dem Straßenbau.Der Name Entensiefen dürfte auf einen in früherer Zeit wohl ein bevorzugter Aufenthaltsort von Enten oder Wildenten gewesen sein, evtl. auch in Zusammenhang mit der in der Nähe gelegenen Wüstung Heigem. Daneben finden sich in Ortsnähe noch weitere Talsenken mit der Endung Siefen: z.B. Alkessiefen, Scheidsiefen,*
 Rolesiefen,Inssemsiefen,Fuhrtsiefen).
*Anm. Unter Scheid verstehen die Einheimischen eine Grenze oder Begrenzung einer Gemarkung. Das Wort Scheid für Ortsnamen entstammt der keltischen Sprache.
Oedert oder Oedertswald
Der Bezug auf Odin,der von von den Germanen verehrten Gottheit, ist nahe liegend, muss aber rein spekulativ bleiben.Es sei in diesem Zusammenhang aus der Geschichte des Michelsberges von Dr. Rudi Creutz zitiert. Die alten Germanen glaubten, dass in Sturmesnächten Odin( auch Wodan genannt) zu Pferde auf die Erde kam.Auf dem Michelsberg hatte er seinen Thron und die hier ansässigen Germanen hatten hier eine seinem Namen geweihte Kultstätte( großer Felsbrocken Opferfeuer).Dieser Platz diente gleichzeitig auch als Thing- und Gerichtsstätte. Anstelle von Odin verehrt man seit der christlichen Zeit auf dem Berge mit den drei Kuppen den heiligen Erzengel Michael. Der alte Name des heidnischen " Mahal" ging auf das Dorf Mahlberg über. Evtl. wurde hier bereits in der Mittelsteinzeit ein Opferkult ausgeübt, da laut Bericht der Fachleute ein großer Anteil der an der Fundstelle hinter dem Michelsberg gefundenen Steinartefakte Feuerspuren wie Risse und Verfärbungen aufweist.
Op de Pöhle (wörtlich übersetzt Auf den Pfählen)
Die Waldgemarkung wird unterteilt in Mahlberger und in Schönauer Pöhle.Es handelt sich um eine mit ursprünglichem Buchen- und Eichenwald bestandene Hochfläche,deren Nord-und Westflanke steil abfällt und an der Nordseite über einen zuletzt lehmigen Waldweg mit längerem Anstieg aus dem Tal des Schussbachs parallel zum Hohlweg, Ahl Höll genannt, erreicht wird. Östlich steigt die
Pöhle genannte Hochfläche bis zur früheren Mahlberger Heide, jetzt Zehnmorgen,nur leicht an. Vor Erreichen der Hochfläche weist der aus nördlicher Richtung kommende Lößweg eine ziemliche Steigung auf.
                                                      Anstieg zur Op de Pöhle von Norden

In diesem Bereich des Anstiegs fanden sich sich in den 80er-Jahren einige Artefakte aus
Feuerstein, vor allem Klingen, Spitzen(Mikrolithen) von unterschiedlicher regionaler Herkunft. So ist ein Exemplar aus sogenanntem baltischen Feuerstein gefertigt, eine Klinge aus Rijckholt-Material in den Niederlanden und eine Klinge mit zwei Bruchstücken aus Obourger Flint( Obourg bei Mons in Belgien).Nach Auswertung durch Fachwissenschaftler des Rheinischen Landesmuseums Bonn sind die Funde überwiegend der Jungsteinzeit (Neolithikum ca. 5.500/4.500- 2000 v.Christus)
                                   
                                             retuschierte Klinge aus baltischem Feuerstein

zuzuordnen, einige wurden in die Mittelsteinzeit datiert.In damaliger Zeit lebten die Menschen bereits in festen Siedlungen, so dass damit eine erste dauerhafte Besiedlung für den Raum Bad Münstereifel mit dem Höhengebiet nachgewiesen ist.Möglicherweise deutet die Bezeichnung Op de Pöhle( Auf den Pfählen) auf eine seit der Vorzeit überlieferte Befestigung in Form von Holzpalisaden hin. Nach Meinung des Archäologen bzw. Fundauswerters vom Rheinischen Landesmuseum( Herr Dr. Arora) läßt der Flurname auf einen alten Grenzpfahl, Grenzmarkierungen oder eine Befestigung schließen, die sogar noch bis in die römische Zeit zurückgeht in Anbetracht ähnlicher Bezeichnungen andererorts.
Zehnmorgen
Ursprünglich als Heideland als Teil der Mahlberger Heide in Gemeindebesitz.Dort sollen laut Überlieferung zur Franzosenzeit während der napoleonischen Epoche zehn Parzellen von der Größe eines Morgens aufgeteilt und an die Bauern als Ackerland oder Wiese verkauft worden sein.


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