Dienstag, 6. Januar 2015
Mahlberg während des 2. Weltkriegs
Im Münstereifeler Höhengebiet, unter anderem auch in Mahlberg, marschierten am 7. März 1945 die
amerikanischen Truppen durch.Von den Auswirkungen des 2. Weltkrieges blieb das Gebiet am Michelsberg zunächst bis Herbst 1944 verschont, abgesehen von einzelnen Bombenabwürfen(Notabwürfe) havarierter oder beschädigter anglo-amerikanischer Bomber.Die Bomben fielen hier entweder über freiem Feld oder in Waldgebieten( u.a. Gemarkung Auf Gitzem und Dreisiefen im Mahlberger Wald).
Als unmittelbare Kriegsfolge des zunächst erfolgreichen Vormarschs der deutschen Truppen in Europa kamen zunächst polnische und später französische Zwangsarbeiter für die Feldarbeit nach Mahlberg.In Mahlberg internierte man sie abends unter Bewachung im Hause Rick.Trotzdem gelang einigen von dort Flucht.
Im Turm der Kapelle auf dem Michelsberg richtete die deutsche Wehrmacht eine Flugwache und Beobachtungsstation ein, die mit weiteren Stationen bei Bergrath und Harscheid in Verbindung stand.Dort verrichteten etwa 10 Personen, hauptsächlich aus Mahlberg, schichtweise Dienst.Bei einem JABO-Angriff auf die Flugwache in Harscheid kam ein Wehrmachtsangehöriger aus Mahlberg ums Leben. Auf dem Hohberg, einem Nebengipfel des Michelsberges, installierte die Luftnachrichtentruppe der deutschen Wehrmacht die Funkstation bzw. das Funkfeuer mit dem Codenamen IDA.Die mobile Funkstation bestand aus drei Geräten,die der US-Armee nach dem Einmarsch am 7. März 1945 laut mündlicher Überlieferung von Peter Lethert unversehrt in die Hände fielen.Die drei Geräte hatten folgende Funktionen:
A) Leitfunk zur Orientierung der deutschen Flugzeuge ,insbesondere der Nachtjäger, mit einem 100-Watt-Empfänger und einem Radius von 200-300 km
B) Suchfunk oder Suchradar mit einem Radius bis zu 100 km
C) UKW-Sprechfunk für die Kontakte zu den Gefechtsstationen
Diese Funkfeuer-Stationen hatten in der Regel eine Besatzung von acht Personen und unterstanden den Flugmeldekompanien( mot). In den Befehlsständen der Funkstationen fanden mehrere Soldaten,ein Offizier, ein Feldwebel und mehrere Funker Platz.
Mitte September 1944, als die US-Armee den Westwall und damit die deutsche Reichsgrenze erreichten,brachten für die Bevölkerung im Eifelraum das Ende der relativen Ruhe.Die Front war bedrohlich nahe gerückt und man musste jetzt ständig vor Tieffliegerangriffen der Jagdbomber( JABOS) auf der Hut sein.Da das Höhengebiet am Michelsberg wegen seiner markanten Lage als letzte Bastion vor der Rheinebene strategische Bedeutung besaß, gab es auch in Mahlberg Einquartierungen seitens der Wehrmacht.Bis Ende Februar 1945 hielten sich im Dorf junge SS-Soldaten zur Ausbildung von Weißrussen auf.Diese erhielten als Teil der sogenannten Wlassow-Armee eine Waffenausbildung für den Kriegseinsatz.Ihre Unterkunft war der Saal der Gaststätte Manheller. Diese vom harten Drill der SS geschundenen jungen Weißrussen im Alter von 16-18 Jahren litten buchstäblich Hunger.Einige Mahlberger gaben ihnen trotz Verbot Nahrung.
Der Saal Manheller beherbergte bereits vorher weißrussische Zwangsarbeiter/innen, etwa 60-70 Personen, die man für den Bau von Schützengräben heranzog.
Anfang Januar 1945 stürzte ein deutsches Kampfflugzeug vom Typ ME 109, nach dem Abschuss im Luftduell mit einer englischen Spitfire-Maschine über der Waldflur Oedert neben der Gemarkung Ellert in ein Waldstück. Der deutsche Flieger kam vom Flughafen Butzweilerhof in Köln.
Der Pilot rettete sich mit dem Fallschirm aus der abstürzenden Maschine und blieb in einem Baum hängen, überlebte jedoch die Bruchlandung mit Verletzungen am Schultergelenk.Zufällig hielten sich in der Nähe einige Waldarbeiter aus Mahlberg, darunter auch der auf Heimaturlaub vom Kriegseinsatz weilende Michael Fass, auf.Der Pilot nannte ihm im Gespräch die Typenangabe des englisches Flugzeugs. Sie fällten den Baum und brachten den verletzten Piloten mit Hilfe einer notdürftig erstellten Bahre zu einem Sanitäter nach Mahlberg.
Bei einem Tieffliegerangriff auf eine Fahrzeugkolonne der deutschen Wehrmacht starb am 2. Weihnachtstag 1945 auf dem Heimweg vom Gottesdienst in der Pfarrkirche Schönau Frau Gertrud Kolster aus Mahlberg durch Bordwaffenbeschuss, als sie im Rolesiefen in Höhe des sog."Bödde Lauch" dort zufällig vorbeikam.Frau Ohlert mit Tochter Mina, gebürtig aus Mahlberg,verloren bei einem Bombenangriff in Münstereifel ihr Leben.
Für die Bevölkerung Mahlbergs bauten Männer des Volkssturms zwei Erdbunker,die aber nur einen Schutz gegen Artilleriebeschuss gewährleisteten, aber keinesfalls Bombenabwürfen standgehalten hätten.Einer der Bunker befand sich im Hang des Schußbachs, der andere in der Flur Hombach( Homisch).Zur Verteidigung des Michelsberges und des Dorfes waren dort etwa 100 deutsche Landser im Ort einquartiert.Um den amerikanischen Vormarsch aufzuhalten, ließ die SA am Kriegerdenkmal und am Heiligenhäuschen Panzersperren aus Kiefernstämmen errichten.Die Barrikaden waren jedoch für die Amerikaner kein Hindernis.
Am 5. März 1945 ließ die Wehrmacht im Hof Lethert alle Pferde zusammentreiben und beschlagnahmte auch einige Pferdewagen.Als Zugtiere für den Abtransport ihrer Artilleriegeschütze
nahmen sie Ochsen.Am 6.März 1945 brach die Mehrheit der deutschen Soldaten auf und ließen in aller Eile aus Beständen der im Hof Lethert aufgestellten Feldküche etwa 2-2 Ztr.Zucker und Grießmehl zurück.
In den bereits erwähnten Bunkern hatten die Mahlberger Proviant wie geräuchertes Fleisch und Wurst bevorratet.Der 7. März 1945,ein Mittwoch, brachte für die Menschen im Dorf das sehnlich erwartete Ende des Krieges.Es herrschte an diesem Tag naßkaltes, nebelig-trübes Winterwetter.Schneematsch bedeckte noch den Boden. Ab dem frühen Morgen richtete der amerikanische Artilleriebeschuss aus Richtung der Straße Holzmülheim-Weißen Stein(die jetzige B51), Zerstörungen an einigen Häusern an.Die Geschosse zerstörten ein kleines Wohnhaus in Höhe des jetzigen Feuerwehrhauses vollständig,andere Häuser wurden beschädigt.Der Beschuss der Amerikaner zerstörte auch einige Leitungen, was zum Ausfall von Strom und Wasser führte.Das Wasserbassin am Michelsberg erhielt zwei Bombentreffer.Dabei kamen auch zwei deutsche Landser,die bei dem Fliegerangriff dort Schutz suchten, ums Leben.
Ein deutscher Soldat fand durch Geschoss-Splitter Auf Gitzem den Tod, ein anderer erlitt Verletzungen am Arm.Er lief mit seiner Verletzung Richtung Sammelplatz Gierlichhausen( Jülechhuuse) und kam unterwegs am Erdbunker der Evakuierten am Hombach vorbei,als das Artilleriefeuer gegen Mittag abflaute.Ein deutsches Munitionsdepot in der Nähe der Wasserscheide, Gemarkung im Hau,wurde bei dem Beschuss verfehlt.Es waren nur Einschläge im Wald zu verzeichnen.Ein auf der Chaussee in der Nähe zurück gebliebenes deutsches Militärfahrzeug, beladen mit Kleidung und Schuhen, wurde später von der Bevölkerung geplündert.
Hinter den beiden Panzersperren im Dorf postierten sich jeweils ein Panzer und erwiderten zunächst mit ihren Kanonen das gegnerische Feuer. Nachdem die Angreifer bis Schönau vorstießen und über den Delle-Weg bis auf Sichtweite herankamen, zog der letzte Panzer angesichts der Übermacht ab und fuhr zum Michelsberg.In der Flur Erdelen sprengten die Besatzungen ihre beiden Panzer und setzten sich Richtung Ahrtal ab.
Zum Glück für die Einwohner hielten sich die Schäden in Grenzen und blieben mit Ausnahme des zerstörten Hauses bewohnbar,auch wenn das Dorf ansonsten einen schlimmen Anblick bot.Aus den Hausfenstern hingen weiße Tücher, meist Bettlaken. Einige beherzte Männer zogen den Siegern und Befreiern von der Nazi-Herrschaft mit einer weißen Fahne entgegen, um kundzutun,dass sich keine Soldaten mehr im Dorf aufhielten. Die Nachricht von der Ankunft der Amerikaner erreichte bald auch die in den Erdbunkern Evakuierten. Unter Führung des Bürgermeisters begaben sie sich mit weißer Fahne ins Dorf zurück.Dort erwarteten sie die amerikanischen Befreier und trieben alle, einschließlich der polnischen Zwangsarbeier, im HausOhlert an der jetzigen Mahlberger Kirche zusammen. Die verbliebene männliche Bevölkerung mußte die Internierung dort für einige Tage erdulden.Nur die Frauen durften mit den Kindern in die Höfe zurückkehren und das restliche Vieh versorgen.Diejenigen, welche im Keller der Schule Schutz fanden, blieben dort interniert.Die in den Erdbunkern gehorteten und in der Feldküche zurückgebliebenen Lebensmittel rührten die amerikanischen Soldaten wohl ausAngst vor Vergiftung nicht an.Sie betranken sich jedoch mit den in den Kellern der Häuser gelagerten Vorräten an selbst gemachtem Obstwein.So kam es auch zu gewalttätigem Auftreten angetrunkener Soldaten.Ihr Zorn wurde wohl noch durch das Auffinden eines eines im Keller versteckten Wehrmachtsfunkgerätes verstärkt.In der Nacht nach dem Einmarsch räumten sie gewaltsam einige Häuser, indem sie sich durch Aufbrechen der Eingangstüren Zutritt verschafften.Auch Mobilar ging zu Bruch.Die US-Solden nahmen für sich als Sieger auch das Recht zu Plündern in Anspruch.Wegen der Vorkommnisse ließ der amerikanische Kommandant seine Leute zwecks Identifizierung der Übeltäter durch die Geschädigten im Dorf antreten.
Trotz alledem war allgemein Erleichterung, den Krieg heil überstanden zu haben und ein neues Leben in Freiheit beginnen zu können.
Auf dem Friedhof neben der Kirche in Schönau fanden die bei den Kampfhandlungen bei Schönau und Mahlberg umgekommenen deutschen Soldaten ihre letzte Ruhestätte.
Auch viele Männer aus Mahlberg kehrten als Gefallene oder Vermisste nicht aus dem Krieg zurück.
Ihre Namen stehen auf der Tafel am Ehrenmal im Dorf.
nach Berichten der Zeitzeugen Peter und Anne Lethert, Helene Fass u.a. aus Mahlberg
s.Veröffentlichungen des Autors im Jahrbuch Kreis Euskirchen 1995: Ereignisse des Zweiten Weltkrieges im Münstereifeler Höhengebiet
und Festschrift zur 1100-Jahrfeier des Dorfes 1993
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