Freitag, 16. Januar 2015


Große Brandkatastrophe am Freitag, dem 20. Oktober 1899, in Mahlberg

Das Jahr 1899 brachte auch den Bauern in der Gegend gute Ernteerträge nach den Notjahren mit den Missernten der 1880-er Jahren; angefangen mit der Heuernte über die Getreide- und Rübenernte bis hin zur Kartoffelernte.Zwar geriet die Frucht aufgrund der längeren Trockenheit im Jahr etwas magerer, dafür gab es jedoch keine Einbußen durch zu hohem Wassergehalt und Fäulnis. Somit waren die Scheunen nach langer Zeit mal wieder gut gefüllt.

Auslöser für den großen Brand im Dorfe waren unbeaufsichtigte spielende Kinder.Die Flammen breiteten sich im Gehöft schnell aus und griffen bald auf angrenzende Häuser und Scheunen über,begünstigt durch das windige Wetter und die ausgetrockneten Fachwerkbauten mit den Strohdächern.Das Feuer fand reichlich Nahrung an den eingelagerten Frucht- und Futtervorräten und verbreitete sich,angefacht durch durch stürmischen Wind, mit unglaublicher Geschwindigkeit. Zudem befanden sich die meisten Einwohner zu der Zeit wegen der anstehenden Kartoffelernte außerhalb vom Dorf auf den Feldern oder arbeiteten irgendwo als Tagelöhner, Zudem gab es im Dorf damals noch keine Feuerwehr oder wirksame Brandbekämpfungsmittel.Auch fehlte es an Löschwasser,Das Feuer wurde gegen 5 Uhr entdeckt und wütete 2 Stunden lang.

Bauernhaus mit Strohdach in der Nordeifel

Der Brand äscherte insgesamt 23 Häuser nebst den dazu gehörenden Scheunen und Stallungen ein, davon sämtliche Häuser im Oberdorf sowie in der Bielengasse das Haus Raaf.Die ohnehin in ärmlichen Verhältnissen lebende Familien verloren ihr Obdach, Haus und Hof.Auch kam Vieh in den Flammen um.Nur wenig Mobilar konnte gerettet werden.Dagegen blieben die Häuser im Unterdorf kurz vor der Einmündung der Winkelsgasse von den Flammen verschont.Daher findet man hier noch ab Haus Winand (Willems genannt),vormals Schröder, einige der ursprünglichen Fachwerkhäuser, sofern sie nicht in der Neuzeit durch Abriss verschwanden.


vom Feuer verschont,Häuser Winand und Mies

Für sämtliche Häuser bestand zwar ein Feuerversicherungsschutz. Dagegen waren Mobilar, Getreide,Vieh und auch mehrere Gebäulichkeiten nicht versichert.
Es erging ein Aufruf der kommunalen Behörden und seitens der Kirche,den die Münstereifeler Zeitung in ihrer Ausgabe vom 25. Oktober 1899 abdruckte.

Dieser Aufruf sollte nicht ungehört verhallen,Allerorten kam es zu bereitwilligen Spendenaktionen  und Veranstaltungen im ganzen Rheinland zugunsten der Feuergeschädigten. Man sammelte in Kirchenkollekten, es gab Tombolas und Konzerte vieler Gesangvereine,Orchester und namhafter Künstler, deren Erlös den Notleidenden von Mahlberg zugute kam. Besondere Erwähnung verdient ein Wohltätigkeitskonzert, das die in Münstrereifel weilenden Geschwister Ernestine und Elmire Boucher, Enkelinnen des berühmten Violin-Virtuosen Alexander Boucher aus Paris am 31. Oktober 1899 durchführten.Es erging im Annoncenteil der Münstereifeler Zeitung (auszugsweise) folgender Aufruf: " Zu unserer Freude erfahren wir, dass die beiden kunstgeübten Damen am Sonntag Abend in unserer Stadt ein Wohltätigkeitskonzert veranstalten wollen, dessen ganzer Ertrag zur Linderung der durch das schreckliche Brandunglück in Mahlberg hervorgerufenen Not bestimmt sein soll.Wir hoffen, dass unsere Mitbürger, welche bereits von berufener Seite zu milden Gaben für die Notleidenden aufgefordert sind, diese Gelegenheit nicht vorübergehen lassen, um zugleich ein gutes Werk zu tun und sich einen Kunstgenuss zu verschaffen, wie er schöner und edler nicht gedacht werden kann. Möge der edlen Absicht der Künstlerinnen der gute klingende Erfolg entsprechen zum Besten unserer so hart vom Schicksal heimgesuchten Nachbargemeinde!"



Vielen ähnlichen Veranstaltungen überall in der Eifel bis hin zum Niederrhein war Erfolg beschieden. Mit den ersammelten und gespendeten Talern konnte das Notwendigste und Nahrung für die Menschen und Futtermittel für das Vieh gekauft werden.Bald standen auch Mittel aus dem Fonds der Feuerversicherung für den Wiederaufbau des Dorfes Mahlberg zur Verfügung.

Der Gemeinderat zog Konsequenzen aus den Mißständen, die das Ausmaß der Brandkatastrophe begünstigten.Die Hauptstraße,sie trägt heute den Namen Breite Straße,ließ man aus Sicherheitsgründen großzügig verbreitern und die Häuserparzellen zurückverlegen. An mehreren zentralen Punkten im Ort legte man Löschwasserteiche an, von denen in heutiger Zeit keiner mehr existiert.Sie wurden bereits kurz nach dem 2. Weltkrieg wieder beseitigt bzw. zugeschüttet.
Sie trugen Namen wie Brandweiher( ziemlich tief und mit Ziegelsteinen ummauert), jetzt Standort der Mahlberger Kirche St. Hermann Josef,dazu parallel den flachen Knoppensweiher , LingscheidtsWeiher und Fringsweiher; dazu den Stocksbuddel in der Winkelsgasse sowie ein weiterer Brunnen, Drompützche genannt. Letzterer diente vor allem in Trockenjahren als Viehtränke.
Dafür bekam das Dorf eine neue Feuerwache bzw. Freiwillige Feuerwehr.

Quellen: mündliche Überlieferung in Mahlberg und Berichte der Münstereifeler Zeitung Nr. 43 von 1899, s. Erzählung mit dem Titel : "Feuerregen" in Mahlberg- 20.Oktober 1899: Ein Dorf geht fast vollständig unter, Euskirchener Jahrbuch von 1990

ergänzend hierzu Einzelheiten aus einem Gespräch mit meinem Onkel,Heinrich Fass,vom 7.1.1990::
Der Brand sei durch Brandstiftung eines Jugendlichen aus dem Dorf entstanden.Er bestätigte auch die Version,wonach die herbei geeilte Mutter desselben,anstatt die Flammen zu löschen,dem Übeltäter erst Prügel verabreichen wollte.Während des Brandes und auch danach sei es zu Diebstählen durch Fremde gekommen.Der Großvater des Verfassers, Johann Fass,arbeitete am Tag der Brandkatastrophe mit seinem Meister in Eicherscheid,als ihn die Nachricht erreichte, dass Mahlberg brenne. Er eilte von dort aus zu Fuß dorthin, um zu helfen.Seine Schwester, Sting genannt, arbeitete zum Zeitpunkt des Brandes auf einem Rübenfeld in der Gemarkung Rong.


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