Donnerstag, 19. November 2015

Wetterereignisse in den zwanziger Jahren im Raum Bad Münstereifel

Verheerende Unwetter in den zwanziger Jahren richteten großen Schaden an und vergrößerten noch die Notsituation der Bevölkerung im Raum Münstereifel.
Dies mag nachstehende Chronologie verdeutlichen:

4. Juni 1921: Schwere Unwetter über Stadt und Umgebung mit wolkenbruchartigem Regen,große Verheerungen in Feldern und Gärten(Mün.Ztg.1921/46).

1921 : Dürrejahre und Mißernte ( Mün. Ztg. 1931/245)

1924: Regenjahr, Unwetter, Hagel und Hochwasser richten im Mai und November großen Schaden an ( Mün. Ztg. 1931/245).

1.Januar 1926: Hochwasser am Neujahrstag (Mün.Ztg. 1931/245

17. Mai 1926  Nach anhaltendem Regen führen die Erft und Nebenbäche Hochwasser.Im Schleidtal große Verwüstungen(Sta.Arch. M.E. 11/5, Mün.Ztg.1926/40

1927 Das Jahgr brachte Regen- und schlimmes Hagelwetter,Ernte-und Wasserschäden(Mün.Ztg. 1931/245)
15. Februar 1929: Es herrscht strenge Kälte. Im Nachbarkreis Schleiden werden alle Volksschulen bis auf 7 geschlossen.Wegen der andauernd scharfen Kälte Not unter den Tieren des Waldes.Für die ganze Rheinprovinz wird die Ausübung der Jagd bis zum 10. März verboten(Mün.Ztg.1929/14).

25. März 1929: Die 30-40 cm starke Eisdecke auf der Erft beginnt zu tauen.Wegen der Stauung der Eismassen an den einzelnen Brücken und Durchlässen besteht große Überschwemmungsgefahr.Die Feuerwehr beseitigt sie durch wiederholte Eissprengungen( Sta.Arch.M.E.11/5).

1929: Anhaltende Dürre und Trockenheit(Mün.Ztg.1931/245).

Alles in allem  waren die zwanziger Jahre für die Menschen in den kleinen Dörfern im Amt Münstereifel eine harte und entbehrungsreiche Zeit.

Anmerkung: aus Chronik der Stadt Bad Münstereifel,Band 2, Seite 96

Fahrende Händler in den zwanziger Jahren

Alles in allem waren die zwanziger Jahre nach dem 1. Weltkrieg für die Menschen auch in den kleinen Dörfern des Münstereifeler Höhengebiets eine harte und entbehrungsreiche Zeit.
Abwechslung in den Alltag der Menschen brachten auswärtige Händler; so zum Beispiel eine Kaffeebohnenhändlerin aus Reckerscheid und ein Eieraufkäufer aus Stotzheim.Des öfteren kamen auch jüdische Viehhändler aus Münstereifel zum Aufkauf von Kälbern und Kühen ins Dorf.
Der Münstereifeler Jude Lucas*, der vom Viehhandel lebte, machte Anfang der Dreißiger Jahre in Mahlberg folgende Aussage zu dem Zeichen;

                B             Die Anfangsbuchstaben bedeuten:
                                1. waagerecht: Immer wirds schlimmer
         J     W    S       2. senkrecht:  Besser wirds nimmer

                N             Nach Strafandrohung korrigierte er
                                1. waagerecht: Jungens, werdet so
                                2. senkrecht: Brav wie Napoleon

Nach Überlieferung von Wilhelm Fass aus Mahlberg

*Anmerkung:Laut dem Historiker Hans-Dieter Arntz wurde dem Viehhändler Andreas Lucas aus Münstereifel,nachdem sich sein Nettoeinkommen von 6,000 bis 7.000 Reichsmark vor der Machtergreifung auf nur noch 2.000 Reichsmark im Jahr 1934 reduziert hatte, im Jahr darauf die Viehhandelskonzession entzogen, weil er angeblich keine reellen Geschäfte betrieb,Er mußte  im Jahr 1937 seine Metzgerei in Münstereifel verkaufen und migrierte 1939 kurz vor Ausbruch des 2. Weltkriegs noch rechtzeitig über die belgische Grenze nach England und entging so dem Holocaust.Nachkommen von ihm sollen in den USA leben.

Freitag, 30. Oktober 2015

Chronik der Notjahre und sonstige Ereignisse von 1816 bis 1899

Nach alten Berichten brachte das Jahr 1816 dem Münstereifeler Land wie der übrigen Eifel wiederum wirtschaftliche Not,diesmal durch Witterungsunbilden.Bis in den Juni hinein lag stellenweise der Schnee.Anfang November fiel schon wieder neuer Schnee.Nichts wurde reif, alles verdarb,Ende September brachte man das Heu ein.Die Kartoffeln erfroren und lagen unter dem Schnee begraben.Man grub die nur walnußgroßen Kartoffeln aus und backte Brot daraus.
( Eifelgut Heft 6 aus 1931,Eifeler Bauernnöte von Stud.rat Dr.J. Janssen).
Anmerkung Verf.: Heute wissen wir, dass die damaligen Wetteranomalien in Zusammenhang mit dem gewaltigen Ausbruch des Vulkans Tambora im Jahr 1815 auf der indonesischen Insel Sumbawa standen. An den Spätfolgen der Eruption starben mindestens 71.000 Menschen. Sie wurden Opfer des vulkanischen Winters, der 1816 weite Teile von Nordamerika und Europa im Griff hatte und durch den Vulkanausbruch ausgelöst wurde. Das Jahr 1816 ging als " Das Jahr ohne Sommer" in die Analen der Geschichtsbücher ein.
1817 kam dann die große Teuerung.Das Malter Roggen kostete 23 Taler,ein achtpfündiges Brot 15-17 Silbergroschen.Die hungrigen Menschen aßen Kartoffellaub,Wurzeln, Viehfutter und man kochte Schnecken,um etwas Kräftiges zu genießen.Wolfsfleisch war sehr begehrt.Aus Nesseln und Hahnenfoß gewann man einen Mus.( gleiche Quelle wie vorher).

1836 erschien eine Kabinettsordre,die das Strohdach verbot.
1845,46,47 brachten schlechte Ernten und wieder Notjahre.
1848 Da die Grundsteuer aufgrund einer falschen Einschätzung der Bodenqualität in der Eifel viel zu hoch waren, kam die Unzufriedenheit zum Ausbruch.
Eine Weitere Folge dieser Not war die Auswanderung Tausender Eifeler Bauern.Auch viele  aus den Dörfern dieser Gegend sind damals nach Amerika ausgewandert.
1853 Im preußischen Landtage wurde eine große Denkschrift vorgelegt,die ein erschütterndes Bild von den damaligen Zuständen in der Eifel gab.Es wurde darin u,a. ausgeführt,dass 2/3 der Eifeler Bauern nur einmal im Jahr Fleisch aßen und zwar auf Kirmes.Alle Bauern ohne Ausnahme waren sehr verschuldet.
1870-71 Mahlberger kämpfen im deutsch-französischen Krieg unter preußischer Flagge.Überlebende Veteranen stiften für den Kreuzweg auf dem Michelsberg eine Station.
1882 entstand in der Eifel eine neue Hungersnot.In ganz Deutschland sammelte man daraufhin für die notleidende Bevölkerung der Eifel.
1884 schuf die Staatsregierung mit Hilfe der Provinz den sogenannten Eifelfonds,der zur Verbesserung der Landesstruktur bestimmt war.
1899 Oktober:* Ein verheerender Brand vernichtet den größten Teil von Mahlberg.In einer mit Heu gefüllten Scheune spielten Kinder mit Feuer und verursachten so die Brandkatastrophe.Da viele Häuser noch mit Stroh gedeckt waren,breitete sich das Feuer schnell aus.Der durch Wind verursachte Funkenflug führte zu neuen Bränden.So brannte schließlich der Dorfkern in Höhe von der jetzigen Kirche(Haus Wasem) bis zum Haus Lethert ab.Durch Funkenflug brennt auch in der Bielengasse noch das Haus Raaf ab.
( *mündliche Überlieferung durch Dorfbewohner).

Samstag, 3. Oktober 2015

1100 Jahrfeier Mahlberg am Michelsberg (Bad Münstereifel) von 1993


Hier ein paar Aufnahmen der Mahlberger 1100 Jahrfeier von 1993.

Festzug mit historischen landwirtschaftlichen Geräten und Trachten im Dorf, Handwerkermarkt und Aufnahmen im Festzelt.

Donnerstag, 29. Januar 2015

Sprengplatz für Weltkriegsmunition

Eine ständige Gefahr für die Bevölkerung von Mahlberg und der angrenzenden Ortschaften war der nach dem Krieg von den Amerikanern auf dem Gelände der ehemaligen Mahlberger Heide eingerichtete und von der britischen Besatzungsmacht weitergeführte Sprengplatz für übrig gebliebene oder nicht detonierte Kriegsmunition.Diese lag zum Teil noch in großen Mengen an Straßenrändern deponiert(z.B. an der Landstraße Abschnitt Jüleschuuse=Gierlichhausen) oder als Blindgänger im Gelände bzw.den Orten früherer Kampfhandlungen herum.
Täglich bis zu sechs Sprengungen gehörten bis Mitte der fünfziger Jahre zur Tagesordnung.Dies verdeutlicht das Ausmaß des Waffenarsenals, das noch in der Eifel herumlag; eine Gefahrenquelle für Menschen und Wildtiere. Als Episode in diesem Zusammenhang sei erwähnt, dass einmal einigen Waldarbeitern aus Schuld/Ahr im Waldgebiet nahe der Kapelle "Dicke Tönnes" die Kaffeekanne über der Feuerstelle in die Luft flog.Zum Glück kam niemand dabei zu Schaden, da sie zum Zeitpunkt der Explosion nach beendeter Pause bereits wieder ihrer Arbeit nachgingen.
Es versteht sich, dass auch die Mitarbeiter des Sprengkommandos einer besonderen Gefährdung ausgesetzt werden, wobei einer aus ihren Reihen sein Leben ließ.
Lästig und hinderlich waren auch die Unterbrechungen bei der Feld-, Ernte- und Waldarbeit sowie die Sperrung der in der Nähe vorbeiführenden Landstraße nach Rheinbach während der angekündigten Sprengzeiten.Dies führte dann zu längeren Wartepausen. In den umliegenden Wäldern warnten Schilder vor dem Betreten.Splitter von gesprengter Munition lagen oft noch kilometerweit vom Sprengplatz entfernt auf dem Waldboden herum.Auf dem Sprengplatz selbst kündeten noch tiefe Krater von den Detonationen.
Erst nach der Schließung des Sprengplatzes Mitte der fünfziger Jahre kehrte für die am Michelsberg lebenden Menschen Ruhe ein.

nach mündlicher Überlieferung von Einwohnern
und eigenes Erleben des Verfassers

Montag, 19. Januar 2015

Deutungen von Flurnamen in Mahlberg

Die Flurnamen des Ortes Mahlberg entstammen dem in der Nordeifel gesprochenen ripuarischen Dialekt der Franken, die die Gegend in nachrömischer Zeit besiedelten.Die Namen gehen darüber hinaus zum Teil wohl auf keltischen Ursprung zurück. Der Ursprung oder Anlass für die Namensgebung der Fluren und Gemarkungen lässt sich vielfach nicht mehr feststellen.Evtl. könnten in Einzelfällen auch Personen- oder Familiennamen eine Rolle gespielt haben.Jedoch kann man oft noch erkennen, auf welchen Ursprung der Name zurück zu führen ist.Eine Erklärung für die nachstehenden Flurnamen habe ich von älteren Einheimischen in den 80-er-Jahren erhalten.

Alt-Rott
Dem Namen nach eine alte Rodung.Man sagt, dort habe bis zum Dreißigjährigen Krieg Mahlberg
gestanden.Dieser Standort befindet sich unterhalb der Landstraße Richtung Rheinbach, so dass der
Ort dann wesentlich höher lag als heute,wo der Ortskern sich auf einer geschützten Sattellage befindet. Es handelt sich bei dem alten Standort evtl. auch um die frühere Wüstung Heigem, die in alten französischen Tranchot-Karten aus napoleonischer Zeit von 1801-1814 an dortiger Stelle als Ruine Heigem angegeben ist.Die Ausführungen "Die Wandlungen im Landschaftsbilde der Eifel seit der unter dem Obersten Tranchot ausgeführten französischen Landesaufnahme( 1801- 1814) enthalten auf der Seite 83 einen Hinweis: ..... im Quellgebiet der Erft wurde Heigem bei Mahlberg ( Kreis Rheinbach) mit fünf Häusern als aufgegebene Wüstung erwähnt.
                                          Artefakt Basaltstößel aus der Jungsteinzeit/Bronzezeit

Literaturnachweis: Artikel von Walther Tuckermann in Festschrift des Eifelvereins zur 25jährigen Jubelfeier.
Auf dem Ring ( im Volksmund Op dem Rong)
deutet auf eine wallähnliche  Befestigung hin

Auf dem Eigen
Flurname für ein Gebiet oder Anwesen, das in früherer Zeit der Gründung dem Kloster Prüm oder anderer Herrschaft nicht abgabepflichtig( zehntfrei) war.
Auf dem Eiden, deutet auf eine frühere Thing- bzw. Gerichtsstätte hin.
Auf dem Haddert
in alten Urkunden auch Hadert geschrieben. Der Name könnte eine alte Kampfstätte bezeichnen. Vielleicht ereignete sich hier vormals auch eine private Fehde.
Hinten zu Mahlberg,Flurname für ein kleines Hochplateau östlich des Michelsberges.
dieser Flurname soll für eine untergegangene Siedlung stehen, die zum Ort Mahlberg gehörte.
In einem Teil der Wiese sieht man heute noch eine rechteckige ebene Fläche von Zimmergröße, die sich in ihrem Profil deutlich von dem umgebenden Gelände abhebt.Etwa 150 m nordöstlich davon tritt eine Quelle zutage, die nachweislich bereits in der Mittelsteinzeit den Menschen Wasser spendete und auch von den Römern genutzt wurde, die hier die Streße von Trier nach Köln vorbeiführten. An dieser Stelle machte man eine kleine Senke unterhalb der Quelle durch einen heute noch sichtbaren Erddamm passierbar.Dieser Erddamm staute damals das Quellwasser als Pferdetränke auf, Das Überlaufwasser im Gegensatz zu heute durch Drainage unterhalb des Erdwalls abgeleitet. Knapp 80 m südöstlich ist heute im mit Gebüsch bestandenen Gelände eine aufgelassene Kuhle, die den Römern als Erdaushub bzw.Steinbruch für den Trassenbau der Straße  diente.
Galgenbenden( im Volksmund Jalchebähne gesprochen,d.h. Wiese) am Südhang des Michelsberges oberhalb der Straße nach Reckerscheid. Bezeichnet nach dem Standort des Galgens, der in früherer Zeit hier stand.Die Gerichtsstätte, genannt das große Gericht, war auf dem Michelsberg.
Am Lindchen, jetzt an der Zufahrt zum Wanderparkplatz am Michelsberg
Früher stand an dieser Stelle ein hohler Lindenbaum.In den Wiesen unterhalb hat man in den 30-er Jahren des letzten Jahrhunderts Grundrisse aus römischer Zeit und auch Keramik entdeckt. Die Fundstelle ist heute im Wiesengelände verborgen.In ihr entdeckt man heute noch das Profil des ansteigenden Verlauf der einstigen Römerstraße.An dieser Sonnen-Südseite gab es vermutlich einst eine Art Raststätte für Pferdewechsel bzw. eine Straßenmeisterei, deren Personal im Winter die Strecke vom Schnee räumte.Auch könnte hier die Unterkunft für das Personal des Signaldienstes auf der Kuppe des Michelsberges gewesen sein.
Gierlichhausen( im Volksmund Jüleschuse)
Dort soll einst eine Schmiede gestanden haben.Das Wort Jüle könnte in Bezug zu Jülich stehen, zu dessen Herzogtum dieses Gebiet einige Jahrhunderte bis zur Annektion durch Frankreich unter Napoleon gehörte.Schuse dürfte sich von Chaussee ableiten.Da sich auf der angrenzenden Bleielsnück  das sogenannte kleine Gericht befand,war hier vermutlich der Standort für ein Gerichtshaus.Laut mündlicher Überlieferung sollen im Ackerboden früher Hausfundamente zutage getreten sein.Oberhalb östlich im Hanggelände des Hohberges trägt eine Flur den Namen Zollstock.
Dies deutet auf einen Umschlagplatz bzw.Zollstelle zwischen den Gebieten des Herzogtums Jülich und Kur-Köln hin, dessen Territorium südlich der Wasserscheide mit der Mutscheid begann.
Da an der Bleielsnück kein Bergbau betrieben wurde, befand sich hier wohl eher ein Umschlagplatz für Bleierzeugnisse. Auf einer Anhöhe oberhalb eines kleinen Siefens,genannt Homich(Hombach) westlich der Bleielsnück fand der Verfasser einst mehrere aus Blei hergestellte Krampen.
Heisterpützchen
Bezeichnung für eine früher sehr bekannte und von den Einheimischen genutzte Quelle im Mahlberger in Nähe der Gemarkung Zehnmorgen. Zur Zeit der Blaubeerernte hatten früher die Beerensammler aus Mahlberg auf dem Weg in die Heide hier gerne ihren Dursr gestillt,ebenso während der Heuernte auf den umliegenden Wiesen oder die damaligen Waldarbeiter.Die Quelle ist heutzutage an ihrer alten Stelle am Wegesrand unterhalb einer mächtigen Buche versiegt und tritt jetzt 10 m tiefer hangabwärts im Walde zutage,in heutiger Zeit nicht mehr beachtet. Die Quelle dürfte bereits den Jäger und Sammlern  der Steinzeit genutzt worden sein. Der Verfasser entdeckte 1980 noch etwas tiefer im Waldgelände in der Nähe eines kleinen Baches eine Feuersteinspitze.
Mentensiefen ( Im Entensiefen) 
Das Wort Siefen oder Seifen bezeichnet enge, sumpfige Talsenken,meist im Quellbereich eines Bachlaufes. In Ortsnähe sind diese inzwischen zumeist trockengelegt oder zugeschüttet mit dem Erdaushub aus dem Straßenbau.Der Name Entensiefen dürfte auf einen in früherer Zeit wohl ein bevorzugter Aufenthaltsort von Enten oder Wildenten gewesen sein, evtl. auch in Zusammenhang mit der in der Nähe gelegenen Wüstung Heigem. Daneben finden sich in Ortsnähe noch weitere Talsenken mit der Endung Siefen: z.B. Alkessiefen, Scheidsiefen,*
 Rolesiefen,Inssemsiefen,Fuhrtsiefen).
*Anm. Unter Scheid verstehen die Einheimischen eine Grenze oder Begrenzung einer Gemarkung. Das Wort Scheid für Ortsnamen entstammt der keltischen Sprache.
Oedert oder Oedertswald
Der Bezug auf Odin,der von von den Germanen verehrten Gottheit, ist nahe liegend, muss aber rein spekulativ bleiben.Es sei in diesem Zusammenhang aus der Geschichte des Michelsberges von Dr. Rudi Creutz zitiert. Die alten Germanen glaubten, dass in Sturmesnächten Odin( auch Wodan genannt) zu Pferde auf die Erde kam.Auf dem Michelsberg hatte er seinen Thron und die hier ansässigen Germanen hatten hier eine seinem Namen geweihte Kultstätte( großer Felsbrocken Opferfeuer).Dieser Platz diente gleichzeitig auch als Thing- und Gerichtsstätte. Anstelle von Odin verehrt man seit der christlichen Zeit auf dem Berge mit den drei Kuppen den heiligen Erzengel Michael. Der alte Name des heidnischen " Mahal" ging auf das Dorf Mahlberg über. Evtl. wurde hier bereits in der Mittelsteinzeit ein Opferkult ausgeübt, da laut Bericht der Fachleute ein großer Anteil der an der Fundstelle hinter dem Michelsberg gefundenen Steinartefakte Feuerspuren wie Risse und Verfärbungen aufweist.
Op de Pöhle (wörtlich übersetzt Auf den Pfählen)
Die Waldgemarkung wird unterteilt in Mahlberger und in Schönauer Pöhle.Es handelt sich um eine mit ursprünglichem Buchen- und Eichenwald bestandene Hochfläche,deren Nord-und Westflanke steil abfällt und an der Nordseite über einen zuletzt lehmigen Waldweg mit längerem Anstieg aus dem Tal des Schussbachs parallel zum Hohlweg, Ahl Höll genannt, erreicht wird. Östlich steigt die
Pöhle genannte Hochfläche bis zur früheren Mahlberger Heide, jetzt Zehnmorgen,nur leicht an. Vor Erreichen der Hochfläche weist der aus nördlicher Richtung kommende Lößweg eine ziemliche Steigung auf.
                                                      Anstieg zur Op de Pöhle von Norden

In diesem Bereich des Anstiegs fanden sich sich in den 80er-Jahren einige Artefakte aus
Feuerstein, vor allem Klingen, Spitzen(Mikrolithen) von unterschiedlicher regionaler Herkunft. So ist ein Exemplar aus sogenanntem baltischen Feuerstein gefertigt, eine Klinge aus Rijckholt-Material in den Niederlanden und eine Klinge mit zwei Bruchstücken aus Obourger Flint( Obourg bei Mons in Belgien).Nach Auswertung durch Fachwissenschaftler des Rheinischen Landesmuseums Bonn sind die Funde überwiegend der Jungsteinzeit (Neolithikum ca. 5.500/4.500- 2000 v.Christus)
                                   
                                             retuschierte Klinge aus baltischem Feuerstein

zuzuordnen, einige wurden in die Mittelsteinzeit datiert.In damaliger Zeit lebten die Menschen bereits in festen Siedlungen, so dass damit eine erste dauerhafte Besiedlung für den Raum Bad Münstereifel mit dem Höhengebiet nachgewiesen ist.Möglicherweise deutet die Bezeichnung Op de Pöhle( Auf den Pfählen) auf eine seit der Vorzeit überlieferte Befestigung in Form von Holzpalisaden hin. Nach Meinung des Archäologen bzw. Fundauswerters vom Rheinischen Landesmuseum( Herr Dr. Arora) läßt der Flurname auf einen alten Grenzpfahl, Grenzmarkierungen oder eine Befestigung schließen, die sogar noch bis in die römische Zeit zurückgeht in Anbetracht ähnlicher Bezeichnungen andererorts.
Zehnmorgen
Ursprünglich als Heideland als Teil der Mahlberger Heide in Gemeindebesitz.Dort sollen laut Überlieferung zur Franzosenzeit während der napoleonischen Epoche zehn Parzellen von der Größe eines Morgens aufgeteilt und an die Bauern als Ackerland oder Wiese verkauft worden sein.


Freitag, 16. Januar 2015


Große Brandkatastrophe am Freitag, dem 20. Oktober 1899, in Mahlberg

Das Jahr 1899 brachte auch den Bauern in der Gegend gute Ernteerträge nach den Notjahren mit den Missernten der 1880-er Jahren; angefangen mit der Heuernte über die Getreide- und Rübenernte bis hin zur Kartoffelernte.Zwar geriet die Frucht aufgrund der längeren Trockenheit im Jahr etwas magerer, dafür gab es jedoch keine Einbußen durch zu hohem Wassergehalt und Fäulnis. Somit waren die Scheunen nach langer Zeit mal wieder gut gefüllt.

Auslöser für den großen Brand im Dorfe waren unbeaufsichtigte spielende Kinder.Die Flammen breiteten sich im Gehöft schnell aus und griffen bald auf angrenzende Häuser und Scheunen über,begünstigt durch das windige Wetter und die ausgetrockneten Fachwerkbauten mit den Strohdächern.Das Feuer fand reichlich Nahrung an den eingelagerten Frucht- und Futtervorräten und verbreitete sich,angefacht durch durch stürmischen Wind, mit unglaublicher Geschwindigkeit. Zudem befanden sich die meisten Einwohner zu der Zeit wegen der anstehenden Kartoffelernte außerhalb vom Dorf auf den Feldern oder arbeiteten irgendwo als Tagelöhner, Zudem gab es im Dorf damals noch keine Feuerwehr oder wirksame Brandbekämpfungsmittel.Auch fehlte es an Löschwasser,Das Feuer wurde gegen 5 Uhr entdeckt und wütete 2 Stunden lang.

Bauernhaus mit Strohdach in der Nordeifel

Der Brand äscherte insgesamt 23 Häuser nebst den dazu gehörenden Scheunen und Stallungen ein, davon sämtliche Häuser im Oberdorf sowie in der Bielengasse das Haus Raaf.Die ohnehin in ärmlichen Verhältnissen lebende Familien verloren ihr Obdach, Haus und Hof.Auch kam Vieh in den Flammen um.Nur wenig Mobilar konnte gerettet werden.Dagegen blieben die Häuser im Unterdorf kurz vor der Einmündung der Winkelsgasse von den Flammen verschont.Daher findet man hier noch ab Haus Winand (Willems genannt),vormals Schröder, einige der ursprünglichen Fachwerkhäuser, sofern sie nicht in der Neuzeit durch Abriss verschwanden.


vom Feuer verschont,Häuser Winand und Mies

Für sämtliche Häuser bestand zwar ein Feuerversicherungsschutz. Dagegen waren Mobilar, Getreide,Vieh und auch mehrere Gebäulichkeiten nicht versichert.
Es erging ein Aufruf der kommunalen Behörden und seitens der Kirche,den die Münstereifeler Zeitung in ihrer Ausgabe vom 25. Oktober 1899 abdruckte.

Dieser Aufruf sollte nicht ungehört verhallen,Allerorten kam es zu bereitwilligen Spendenaktionen  und Veranstaltungen im ganzen Rheinland zugunsten der Feuergeschädigten. Man sammelte in Kirchenkollekten, es gab Tombolas und Konzerte vieler Gesangvereine,Orchester und namhafter Künstler, deren Erlös den Notleidenden von Mahlberg zugute kam. Besondere Erwähnung verdient ein Wohltätigkeitskonzert, das die in Münstrereifel weilenden Geschwister Ernestine und Elmire Boucher, Enkelinnen des berühmten Violin-Virtuosen Alexander Boucher aus Paris am 31. Oktober 1899 durchführten.Es erging im Annoncenteil der Münstereifeler Zeitung (auszugsweise) folgender Aufruf: " Zu unserer Freude erfahren wir, dass die beiden kunstgeübten Damen am Sonntag Abend in unserer Stadt ein Wohltätigkeitskonzert veranstalten wollen, dessen ganzer Ertrag zur Linderung der durch das schreckliche Brandunglück in Mahlberg hervorgerufenen Not bestimmt sein soll.Wir hoffen, dass unsere Mitbürger, welche bereits von berufener Seite zu milden Gaben für die Notleidenden aufgefordert sind, diese Gelegenheit nicht vorübergehen lassen, um zugleich ein gutes Werk zu tun und sich einen Kunstgenuss zu verschaffen, wie er schöner und edler nicht gedacht werden kann. Möge der edlen Absicht der Künstlerinnen der gute klingende Erfolg entsprechen zum Besten unserer so hart vom Schicksal heimgesuchten Nachbargemeinde!"



Vielen ähnlichen Veranstaltungen überall in der Eifel bis hin zum Niederrhein war Erfolg beschieden. Mit den ersammelten und gespendeten Talern konnte das Notwendigste und Nahrung für die Menschen und Futtermittel für das Vieh gekauft werden.Bald standen auch Mittel aus dem Fonds der Feuerversicherung für den Wiederaufbau des Dorfes Mahlberg zur Verfügung.

Der Gemeinderat zog Konsequenzen aus den Mißständen, die das Ausmaß der Brandkatastrophe begünstigten.Die Hauptstraße,sie trägt heute den Namen Breite Straße,ließ man aus Sicherheitsgründen großzügig verbreitern und die Häuserparzellen zurückverlegen. An mehreren zentralen Punkten im Ort legte man Löschwasserteiche an, von denen in heutiger Zeit keiner mehr existiert.Sie wurden bereits kurz nach dem 2. Weltkrieg wieder beseitigt bzw. zugeschüttet.
Sie trugen Namen wie Brandweiher( ziemlich tief und mit Ziegelsteinen ummauert), jetzt Standort der Mahlberger Kirche St. Hermann Josef,dazu parallel den flachen Knoppensweiher , LingscheidtsWeiher und Fringsweiher; dazu den Stocksbuddel in der Winkelsgasse sowie ein weiterer Brunnen, Drompützche genannt. Letzterer diente vor allem in Trockenjahren als Viehtränke.
Dafür bekam das Dorf eine neue Feuerwache bzw. Freiwillige Feuerwehr.

Quellen: mündliche Überlieferung in Mahlberg und Berichte der Münstereifeler Zeitung Nr. 43 von 1899, s. Erzählung mit dem Titel : "Feuerregen" in Mahlberg- 20.Oktober 1899: Ein Dorf geht fast vollständig unter, Euskirchener Jahrbuch von 1990

ergänzend hierzu Einzelheiten aus einem Gespräch mit meinem Onkel,Heinrich Fass,vom 7.1.1990::
Der Brand sei durch Brandstiftung eines Jugendlichen aus dem Dorf entstanden.Er bestätigte auch die Version,wonach die herbei geeilte Mutter desselben,anstatt die Flammen zu löschen,dem Übeltäter erst Prügel verabreichen wollte.Während des Brandes und auch danach sei es zu Diebstählen durch Fremde gekommen.Der Großvater des Verfassers, Johann Fass,arbeitete am Tag der Brandkatastrophe mit seinem Meister in Eicherscheid,als ihn die Nachricht erreichte, dass Mahlberg brenne. Er eilte von dort aus zu Fuß dorthin, um zu helfen.Seine Schwester, Sting genannt, arbeitete zum Zeitpunkt des Brandes auf einem Rübenfeld in der Gemarkung Rong.


Dienstag, 6. Januar 2015


Mahlberg während des 2. Weltkriegs

Im Münstereifeler Höhengebiet, unter anderem auch in Mahlberg, marschierten am 7. März 1945 die
amerikanischen Truppen durch.Von den Auswirkungen des 2. Weltkrieges blieb das Gebiet am Michelsberg zunächst bis Herbst 1944 verschont, abgesehen von einzelnen Bombenabwürfen(Notabwürfe) havarierter oder beschädigter anglo-amerikanischer Bomber.Die Bomben fielen hier entweder über freiem Feld oder in Waldgebieten( u.a. Gemarkung Auf Gitzem und Dreisiefen im Mahlberger Wald).
Als unmittelbare Kriegsfolge des zunächst erfolgreichen Vormarschs der deutschen Truppen in Europa kamen zunächst polnische und später französische Zwangsarbeiter für die Feldarbeit nach Mahlberg.In Mahlberg internierte man sie abends unter Bewachung im Hause Rick.Trotzdem gelang einigen von dort Flucht.
Im Turm der Kapelle auf dem Michelsberg richtete die deutsche Wehrmacht eine Flugwache und Beobachtungsstation ein, die mit weiteren Stationen bei Bergrath und Harscheid in Verbindung stand.Dort verrichteten etwa 10 Personen, hauptsächlich aus Mahlberg, schichtweise Dienst.Bei einem JABO-Angriff auf die Flugwache in Harscheid kam ein Wehrmachtsangehöriger aus Mahlberg ums Leben. Auf dem Hohberg, einem Nebengipfel des Michelsberges, installierte die Luftnachrichtentruppe der deutschen Wehrmacht die Funkstation bzw. das Funkfeuer mit dem Codenamen IDA.Die mobile Funkstation bestand aus drei Geräten,die der US-Armee nach dem Einmarsch am 7. März 1945 laut mündlicher Überlieferung von Peter Lethert unversehrt in die Hände fielen.Die drei Geräte hatten folgende Funktionen:
A) Leitfunk zur Orientierung der deutschen Flugzeuge ,insbesondere der Nachtjäger, mit einem 100-Watt-Empfänger  und einem Radius von 200-300 km
B) Suchfunk oder Suchradar mit einem Radius bis zu 100 km
C) UKW-Sprechfunk für die Kontakte zu den Gefechtsstationen
Diese Funkfeuer-Stationen hatten in der Regel eine Besatzung von acht Personen und unterstanden den Flugmeldekompanien( mot). In den Befehlsständen der Funkstationen fanden mehrere Soldaten,ein Offizier, ein Feldwebel und mehrere Funker Platz.

Mitte September 1944, als die US-Armee den Westwall und damit die deutsche Reichsgrenze erreichten,brachten für die Bevölkerung im Eifelraum das Ende der relativen Ruhe.Die Front war bedrohlich nahe gerückt und man musste jetzt ständig vor Tieffliegerangriffen der Jagdbomber( JABOS) auf der Hut sein.Da das Höhengebiet am Michelsberg wegen seiner markanten Lage als letzte Bastion vor der Rheinebene strategische Bedeutung besaß, gab es auch in Mahlberg Einquartierungen seitens der Wehrmacht.Bis Ende Februar 1945 hielten sich im Dorf junge SS-Soldaten zur Ausbildung von Weißrussen auf.Diese erhielten als Teil der sogenannten Wlassow-Armee eine Waffenausbildung für den Kriegseinsatz.Ihre Unterkunft war der Saal der Gaststätte Manheller. Diese vom harten Drill der SS geschundenen jungen Weißrussen im Alter von 16-18 Jahren litten buchstäblich Hunger.Einige Mahlberger gaben ihnen trotz Verbot Nahrung.
Der Saal Manheller beherbergte bereits vorher weißrussische Zwangsarbeiter/innen, etwa 60-70 Personen, die man für den Bau von Schützengräben heranzog.
Anfang Januar 1945 stürzte ein deutsches Kampfflugzeug vom Typ ME 109, nach dem Abschuss im Luftduell mit einer englischen Spitfire-Maschine über der Waldflur Oedert neben der Gemarkung Ellert in ein Waldstück. Der deutsche Flieger kam vom Flughafen Butzweilerhof in Köln.
Der Pilot rettete sich mit dem Fallschirm aus der abstürzenden Maschine und blieb in einem Baum hängen, überlebte jedoch die Bruchlandung mit Verletzungen am Schultergelenk.Zufällig hielten sich in der Nähe einige Waldarbeiter aus Mahlberg, darunter auch der auf Heimaturlaub vom Kriegseinsatz weilende Michael Fass, auf.Der Pilot nannte ihm im Gespräch die Typenangabe  des englisches Flugzeugs. Sie fällten den Baum und brachten den verletzten Piloten mit Hilfe einer notdürftig erstellten Bahre zu einem Sanitäter nach Mahlberg.
Bei einem Tieffliegerangriff auf eine Fahrzeugkolonne der deutschen Wehrmacht starb am 2. Weihnachtstag  1945 auf dem Heimweg vom Gottesdienst in der Pfarrkirche Schönau Frau Gertrud Kolster aus Mahlberg durch Bordwaffenbeschuss, als sie im Rolesiefen in Höhe des sog."Bödde Lauch" dort zufällig vorbeikam.Frau Ohlert mit Tochter Mina, gebürtig aus Mahlberg,verloren bei einem Bombenangriff in Münstereifel ihr Leben.
Für die Bevölkerung Mahlbergs bauten Männer des Volkssturms zwei Erdbunker,die aber nur einen Schutz gegen Artilleriebeschuss gewährleisteten, aber keinesfalls Bombenabwürfen standgehalten hätten.Einer der Bunker befand sich im Hang des Schußbachs, der andere in der Flur Hombach( Homisch).Zur Verteidigung des Michelsberges und des Dorfes waren dort etwa 100 deutsche Landser im Ort einquartiert.Um den amerikanischen Vormarsch aufzuhalten, ließ die SA am Kriegerdenkmal  und am Heiligenhäuschen Panzersperren aus Kiefernstämmen errichten.Die Barrikaden waren jedoch für die Amerikaner kein Hindernis.
Am 5. März 1945 ließ die Wehrmacht im Hof Lethert alle Pferde zusammentreiben und beschlagnahmte auch einige Pferdewagen.Als Zugtiere für den Abtransport ihrer Artilleriegeschütze
nahmen sie Ochsen.Am 6.März 1945 brach die Mehrheit der deutschen Soldaten  auf und ließen in aller Eile aus Beständen der im Hof Lethert aufgestellten Feldküche etwa 2-2 Ztr.Zucker und Grießmehl zurück.
In den bereits erwähnten Bunkern hatten die Mahlberger Proviant wie geräuchertes Fleisch und Wurst bevorratet.Der 7. März 1945,ein Mittwoch, brachte für die Menschen im Dorf das sehnlich erwartete Ende des Krieges.Es herrschte an diesem Tag naßkaltes, nebelig-trübes Winterwetter.Schneematsch bedeckte noch den Boden. Ab dem frühen Morgen richtete der amerikanische Artilleriebeschuss aus Richtung der Straße Holzmülheim-Weißen Stein(die jetzige B51), Zerstörungen an einigen Häusern an.Die Geschosse zerstörten ein kleines Wohnhaus in Höhe des jetzigen Feuerwehrhauses vollständig,andere Häuser wurden beschädigt.Der Beschuss der Amerikaner zerstörte auch einige Leitungen, was zum Ausfall von Strom und Wasser führte.Das Wasserbassin am Michelsberg erhielt zwei Bombentreffer.Dabei kamen auch zwei deutsche Landser,die bei dem  Fliegerangriff dort Schutz suchten, ums Leben.
Ein deutscher Soldat fand durch Geschoss-Splitter Auf Gitzem den Tod, ein anderer erlitt Verletzungen am Arm.Er lief mit seiner Verletzung Richtung Sammelplatz Gierlichhausen( Jülechhuuse) und kam unterwegs am Erdbunker der Evakuierten am Hombach vorbei,als  das Artilleriefeuer gegen Mittag abflaute.Ein deutsches Munitionsdepot in der Nähe der Wasserscheide, Gemarkung im Hau,wurde bei dem Beschuss verfehlt.Es waren nur Einschläge im Wald zu verzeichnen.Ein auf der Chaussee  in der Nähe zurück gebliebenes deutsches Militärfahrzeug, beladen mit Kleidung und Schuhen, wurde später von der Bevölkerung geplündert.
Hinter den beiden Panzersperren im Dorf postierten sich jeweils ein Panzer und erwiderten zunächst mit ihren Kanonen das gegnerische Feuer. Nachdem die Angreifer bis Schönau vorstießen und über den Delle-Weg bis auf Sichtweite herankamen, zog der letzte Panzer angesichts der Übermacht ab und fuhr zum Michelsberg.In der Flur Erdelen sprengten die Besatzungen ihre beiden Panzer und setzten sich Richtung Ahrtal ab.
Zum Glück für die Einwohner hielten sich die Schäden in Grenzen und blieben mit Ausnahme des zerstörten Hauses bewohnbar,auch wenn das Dorf ansonsten einen schlimmen Anblick bot.Aus den Hausfenstern hingen weiße Tücher, meist Bettlaken. Einige beherzte Männer zogen den Siegern und Befreiern von der Nazi-Herrschaft mit einer weißen Fahne entgegen, um kundzutun,dass sich keine Soldaten mehr im Dorf aufhielten. Die Nachricht von der Ankunft der Amerikaner erreichte bald auch die in den Erdbunkern Evakuierten. Unter Führung des Bürgermeisters begaben sie sich mit weißer Fahne ins Dorf zurück.Dort erwarteten sie die amerikanischen Befreier und trieben alle, einschließlich der polnischen Zwangsarbeier, im HausOhlert an der jetzigen Mahlberger Kirche zusammen. Die verbliebene männliche Bevölkerung mußte die Internierung dort für einige Tage erdulden.Nur die Frauen durften mit den Kindern in die Höfe zurückkehren und das restliche Vieh versorgen.Diejenigen, welche im Keller der Schule Schutz fanden, blieben dort interniert.Die in den Erdbunkern gehorteten und in der Feldküche zurückgebliebenen Lebensmittel rührten die amerikanischen Soldaten wohl ausAngst vor Vergiftung nicht an.Sie betranken sich jedoch mit den in den Kellern der Häuser gelagerten Vorräten an selbst gemachtem Obstwein.So kam es auch zu gewalttätigem Auftreten angetrunkener Soldaten.Ihr Zorn wurde wohl noch durch das Auffinden eines eines im Keller versteckten Wehrmachtsfunkgerätes verstärkt.In der Nacht nach dem Einmarsch räumten sie gewaltsam einige Häuser, indem sie sich durch Aufbrechen der Eingangstüren Zutritt verschafften.Auch Mobilar ging zu Bruch.Die US-Solden nahmen für sich als Sieger auch das Recht zu Plündern in Anspruch.Wegen der Vorkommnisse ließ der amerikanische Kommandant seine Leute zwecks Identifizierung der Übeltäter durch die Geschädigten im Dorf antreten.

Trotz alledem war allgemein Erleichterung, den Krieg heil überstanden zu haben und ein neues Leben in Freiheit beginnen zu können.
Auf dem Friedhof neben der Kirche in Schönau fanden die bei den Kampfhandlungen bei Schönau und Mahlberg umgekommenen deutschen Soldaten ihre letzte Ruhestätte.
Auch viele Männer aus Mahlberg kehrten als Gefallene oder Vermisste nicht aus dem Krieg zurück.
Ihre Namen stehen auf der Tafel am Ehrenmal im Dorf.

nach Berichten der Zeitzeugen Peter und Anne Lethert, Helene Fass u.a. aus Mahlberg
s.Veröffentlichungen des Autors  im Jahrbuch Kreis Euskirchen 1995: Ereignisse des Zweiten Weltkrieges im Münstereifeler Höhengebiet
und Festschrift zur 1100-Jahrfeier des Dorfes 1993




Freitag, 2. Januar 2015


Beispiele einheimischer Mundartwörter im Eifeler Platt

aus dem Alltagsleben: 
trebeliere = antreiben, kritisieren
odeniere = sprechen
blöze = schreien, auch vom Rindvieh
kallen = reden, sprechen
krabitzig = ungehalten, streitsüchtig, aggressiv
verschängeliere = verschandeln
kriesche = weinen
bubbele = sprechen
knözig = mürrisch
kniestig = geizig
ze baschte = sehr viel
ad = schon
schnack = gerade

Redensarten

dä hätt de Schöte = der hat den Durchfall
Kuschelemusch = Durcheinander
Hoddel = auftretende Schwierigkeiten bei der Arbeit
Visematente = spielerisches Getue

Bezeichnungen oder Ausdrücke, die das Erscheinungsbild einzelner Personen charakteristisch beurteilen
Klotzbotz = langweiliger Mensch
Klonte = eine schmutzige und schlecht angezogene Frau ( abschätzig)
Flares = Angeber
Möhne= Alte Frauen
Fiet = Fidibus

Ausdrücke für Nahrung
Galeye Penn = gekochte Möhren
Kösch = Brotkruste
Knorre Kröckche = Rübensirup

Geräte und Gegenstände aus der Haushalts- und Feldarbeit

Döppe = Topf
Castroll = großer emaillierter Kochtopf
Stauchiese = Feuerhaken
Böggel = Beutel
Schümleffel = gelochtes halbrundes Kochgerät
Schnaut = Ausguß der Kaffeekanne
Scheppänche = Schöpfgerät zur Entnahme von flüssigem Viehfutter aus dem Viehkessel, sog. "Schlabb"
Klüch = langstieliges, zangenartiges Gerät, um damit glühende Kohle- oder Holzstücke aus dem Ofen zu holen

Bezeichnungen für Wald und Feld  sowie Berggipfel

Bösch = Busch, Wald
Nöck = Bergkuppe ( z.B. Kopnück, Bleielsnück, Lausnück)
Peisch = kleine Wiese am Haus oder Hof
Bleech = Rasenfläche am Haus zum Bleichen und Trocknen der Wäsche

Bezeichnungen für einheimische Tierarten

Jell Druetschel = Gelbdrossel
Lewelinkelche = Lerche
Mösche = Spatzen
Knoppevügelche = Rotschwänzchen
Kneng = Kaninchen
Füene = Iltis, aber auch Stänker ( streitsüchtiger Bursche)
Klotz = Glucke
Kabechelche oder Kauert = Eichhörnchen
Angelbetz = Made einer großen Bremsenart
Klenkende Möll= Geburtshelferkröte
Küülköpp = Kaulquappe
Hüenzel=  Hornisse

Namen für Pflanzen und Sträucher

Morbele = Blaubeere
Ombre = Himbeere
Bromele = Brombeere
Knüetschele = Stachel- und auch Johannisbeeren
Klommbock = Geißblatt( ein Schlinggewächs)
Stockfiune = Goldlackblume

Ausdrücke für Krankheiten

Schöte = Durchfall
Knubbel = Beule, Höcker
Ömlööfe = eitrige Entzündung am Fingernagelbett
Zantpeng = Zahnschmerzen

Gegenstände

Tröt = Blechblasinstrument
Schmeck = Peitsche
Kluuste = Vorhängeschloss

Kinderspielzeug

Knekkel = Murmel
Knekkeböggel = Stoffbeutel für Murmeln
Dötzel = große Murmel
Füetsch = Schaukel
Pattervujel = Winddrachen
Bösseholz = Holz des Holunderstrauches als Material für die Herstellung von Wasserspritzen( Spielzeug)
Schibbelrad = Stahlreifen ( Spielzeug für die Jungen)
Schledde = Schlitten
Dilledopp = Kreisel

Schimpfwörter

Schnöbbele = Rotznase

Sonstige Ausdrücke

Clüe = Farbe, Teint( wahrscheinlich dem franzözischen Wort Couleur für Farbe angelehnt)
Pläät = Glatze
Zacheies = Tanzt dem Kirmeszug voran, zieht dauernd den Hampelmann
Drubbes = händefüllende, zusammenhängende Dinge  in Traubenform ( auch Lehm )

nach mündlicher Überlieferung in Mahlberg