Samstag, 22. November 2014


 Notzeiten nach dem 1. Weltkrieg und französische Besatzung

Das Leben der Menschen  in den Dörfern im Amt Münstereifel und der gesamten Nordeifel nach 1918 während der sog. goldenen zwanziger Jahren dieses Jahrhunderts kennzeichneten  sowohl die wirtschaftliche Armut als auch die als bedrückend empfundene französische Besatzung.Einerseits begrüßte man erleichtert das ersehnte Ende des, wenn auch verlorenen 1.Weltkrieges mit dem Untergang des Kaiserreichs, andererseits bekam man dessen verheerende Folgen für Deutschland mit der wirtschaftlichen Rezession, Inflation, Arbeitslosigkeit und Repressalien der französischen Besatzungsarmee im Rheinland zu spüren. Begriffe wie Verdun und Versailler Vertrag beherrschten damals die Gespräche in geselliger Runde am Ofen oder Stammtisch und ließen in den Köpfen der Menschen auf beiden Seiten der noch verfeindeten Völker damals noch keinen Geist der Versöhnung aufkommen.
Die Franzosen kamen von der Garnison in Euskirchen des öfteren mit berittenen Patrouillen( Hundertschaften ) auch in die abgelegenen Dörfer des Münstereifeler Höhengebiets, um die Einhaltung ihrer Erlasse und Verordnungen zu kontrollieren  bzw. ihre Macht zu demonstrieren.Nach Belieben ließen sie die Fuhrleute mit ihren Pferden zusammentrommeln,in Mahlberg vor der Schmiede, um sich für ihren Bedarf die besten Tiere auszusuchen und zu requirieren.Auch führten sie bisweilen am Michelsberg Manöver durch. Als freundliche Geste steckte mancher Soldat den Kindern die ihnen bisher unbekannte Schokolade zu.
Einmal kam eine Patrouille wegen Verstoß gegen das Besatzungsstatut nach Mahlberg. Anlass war die Einweihung des Kriegerdenkmals zu Ehren der Gefallenen des 1. Weltkrieges mit den Klängen des Tambourcorps Eicherscheid im Jahre 1927.Feierlichkeiten mit militärischem Zeremoniell und das Tragen von Uniformen, wie auch das Tambourcorps sie trug, war den Deutschen in den besetzten Zonen des Rheinlands streng verboten.Von einem Informanten benachrichtigt, aber dennoch zu spät,kam eine berittene französische Patrouille ins Dorf.Doch sie konnten niemanden mehr finden,da die Einwohner von Mahlberg die Mitglieder des Tambourcorps und ihre Uniformen noch rechtzeitig versteckt hatten.
                                 Einmarsch britischer Soldaten in Münstereifel im Dezember 1918
                                Foto Stadtarchiv Bad Münstereifel

Zeitzeugen: Wilhelm Fass und Peter Rick aus Mahlberg
s.auch Veröffentlichung in Festschrift-1100 Jahre Mahlberg- von 1993

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