Samstag, 22. November 2014


Nahrungsmangel und Ernährung durch pflanzliche Kost von Wildgemüse

In den Notzeiten nach dem 1. Weltkrieg hielt im armen Höhengebiet der Hunger Einzug in vielen Familien.Besonders bei kinderreichen Familien kam Fleisch höchstens an Sonntagen auf den Tisch. Fast alle Kinder wiesen Zeichen von Unterernährung auf.Diese Gegend war und ist reich an Wildgemüse.An Wegerändern trifft man häufig  Sauerampfer und Bocksbart an.Diese aßen die hungrigen Mäuler roh. Letzterer ist zwar keine Delikatesse,aber immerhin genießbar, wenn er noch jung und zart ist.Als Wildgemüse kamen des weiteren Pflanzen wie Spitzwegerich, Löwenzahn ,Wiesenknöterich, Brunnenkresse, Sauerampfer und Brennesseln auf den Tisch.Von ihnen bereitete man Salate oder Gemüse; die Brennessel lieferte gekocht ein vorzüglich schmeckendes spinatähnliches Mus. Hierfür pflückten sie die jungen und zarten Spitzen der Pflanzen.Die nach der Getreideernte ausgesäten Rüben kamen später zum teil auch auf den Mittagstisch. Die Blätter wurden sehr kurz geschnitten und die Rübe selbst in kleine Würfel zerkleinert.Die beiden gemischten und gepressten Teile lagerte man in einem etwa 50 Liter großen Tontopf. Daraus bereitete man im Winter ein nur ungern gegessenes Mahl. Damit man auch im Winter etwas zu knabbern hatte, wurden im Herbst Holzäpfel und Schweinebirnen( im Volksmund Säusberre genannt) gepflückt. Sie wurden zum Nachreifen im Heu deponiert. Begehrte Sammelobjekte waren auch die Bucheckern. Damals zogen im Herbst ganze Scharen zum Sammeln in die Wälder.Man tauschte sie gegen das vielbegehrte Speiseöl ein. Auf den damals noch häufigen Heide- und Ödlandflächen  wuchsen noch recht zahlreich die Blaubeeren und Heidelbeeren.Davon bereitete man den wohlschmeckenden Blaubeerkuchen. Als Delikatesse war er bei den Städtern sehr gefragt.Die Beeren wurden daher auch von den Bäckereien in Münstereifel gerne aufgekauft.Da konnten sich fleißige Pflücker(innen) ein paar Groschen verdienen.

Zeitzeuge: Wilhelm und Christine Fass

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