Montag, 24. November 2014

Suche nach Viehfutter im Frühjahr und das Bürdetragen der Dorffrauen

Im Frühjahr herrschte oft Mangel an Viehfutter, vor allem bei den Bauernfamilien mit kleinerer Landwirtschaft. So gingen dann viele Frauen im Dorfe in kleinen Gruppen das erste junge Gras von Waldschneisen und der Heide mit der Sichel mähen.Für den Heimtransport mussten die Frauen oft große Strapazen und weite,manchmal kilometerlange Wege in Kauf nehmen. An diesen Gruppen beteiligten sich bis zu fünf Frauen aus der Nachbarschaft.Für den Transport des Grases benutzten sie Jutesäcke,die aufgetrennt und später wieder aneinandergenäht wurden.Ihre Form war quadratisch und sie maßen etwa 1,20 m X 1,20 m, wobei man die Ecken mit Kordeln verlängerte.Auf die ausgebreiteten Jutesäcke häuften sie das gesammelte Gras und und zog die Schnurenden überkreuzt zusammen und banden sie zu.Das so mit Gras gefüllte kugelförmige Bündel hieß im Volksmund Bürde.Die Frauen trugen diese 25-30 kg schweren Bürden querfeldein über Berge und Täler hinweg auf ihren Köpfen,mitunter bis zu 5 Kilometer oder sogar noch mehr. Im späten Frühjahr, wenn das Gras üppiger wuchs, sammelten die Dorffrauen mehrerer solcher Bürden.Dann erfolgte der Heimtransport aber aber von den Männern mit Gespannen von zwei Kühen.Milchkühe kamen deshalb für die Gespanndienste zum Einsatz, weil sich die ärmeren Bauern zusätzlich keine Ochsen anschaffen konnten.Die Räder dieser Gespanne waren aus Holz gefertigt und brachten es auf eine Höhe von bis zu 1,30m. Die Felgen waren zusätzlich noch mit Flacheisen verstärkt.
Bauer mit Kuhgespann in den 50er-Jahren in Mahlberg


Selbst die Disteln und den Löwenzahn auf den Wiesen wurde an das Vieh verfüttert, wobei das Ausstechen der Pflanzen mit dem Messer aus dem Boden eine harte und mühselige Arbeit war. Von den Äckern sammelte man das Wildkraut Krähenfüß mit seinen fetten Wurzeln.Krähenfuß und Disteln vermischte man mit Wasser und etwas Kleie und erhitzte es im Viehkessel und goß dieses in den Viehtrog. Dieses Futtergemisch nannte man " Schlabb".Zu erwähnen ist noch, dass das Gras an den Straßenrändern und- böschungen von der Gemeinde an Interessenten versteigert wurde.

von Mahlbergern mündlich überliefert

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