Mittwoch, 31. Dezember 2014


Alte Gebrauchsgegenstände in der Haus- und Landwirtschaft  sowie Fachausdrücke aus  der Feldarbeit

a) Erntearbeit
Garben nannte man das nach dem Schneiden gebündelte Getreide.Mehrere dieser Garben wurden dann auf dem Feld eine Zeitlang zum Trocknen spitzförmig aufgestellt( auf "Hopp")
Gedengelt : so nannte man das Dünn-Klopfen bzw. Schärfen der Sensenschneide mit dem Hammer
Geschirr oder Werf: Vorrichtung an der Sense,die das Mähen erleichterte.Für das Mähen von Gras oder Getreide gab es Geschirre mit unterschiedlicher Länge.
Flabbes: mit Stoff bespannter halbrunder Bügel an der Getreidesense
Ausgewickelt: hieß das Zusammenrollen der gemähten Getreidehalme zu Garben.Diese Arbeit verrichteten die Frauen.Das Binden der Garben besorgten meistens Jugendliche.
Kasten: acht gebündelte Getreidegarben stellte man spitzförmig gegeneinander geschichtet auf, um so das Trocknen von Getreide und Stroh zu erleichtern.
Seich, gesprochen "Seech": Es handelte sich um eine spezielle kurzstielige Sense, die man mit einer Hand betätigen konnte.Sie erleichterte das Schneiden und Aufrichten des vom Sturm und Regen geknickten Getreides.In der anderen Hand führte man einen etwa 80 cm langen Holzstiel mit abgewinkelten Zinken.Damit wurden die geknickten Halme zu Garben gerollt.
Schlottervaß:ein Wasserbehältnis aus möglichst gerade gewachsenem Ochsenhorn. Den Wetzstein zum Nachschärfen der Sensenschneide steckte man in diesen mit Wasser und etwas Essig gefüllten Behälter.An das Horn war war ein Blechstück mit Öse geheftet, so dass das sogenannte Schlottervaß vom Bauern am Gürtel getragen werden konnte.(s. Foto 2)
Luhmetz: Spezialgerät mit halbrunder Spitze zum Lohschälen der Eichenrinde (s. Foto 3)

b) Getreide Dreschen
Fauch: war eine Maschine,womit man das Getreide nach dem Dreischen von der Spreu trennte.
Flegel: langes Stabgerät  mit am oberen Ende befestigtem separaten Schlagstück. Mit diesem Gerät wurde auf die Getreidegarben in der Tenne geschlagen und so das Korn aus den Ähren herausgelöst. An diesem Dreschvorgang beteiligten sich bis zu 4 Personern.
Göpel und Handdreschmaschine: s. Dreschvorgang
Suuse: Teil der Scheune oberhalb der Tenne, auf dem man das Getreide lagerte bzw. nachtrocknete.
Tenne: Dreschplatz für das Getreide aus festgestampftem Lehm.

c) sonstige Geräte
Belgische Brocken: aus den Sandsteinen belgischer Steinkohlenbergwerke gefertigte Schleifsteine zum Schärfen der Ackergeräte
Butterfass:  schmaler Holzbottich, worin man Sahne zu Butter drehte.Die von der Butter  getrennte übrig gebliebene  dünne Flüssigkeit( Buttermilch) verarbeitete man zu Quark.Bevor das Butterfass in Mode kam, wurde die Sahne in einem Tontopf  mit einem Holzklöppel gerührt, bis sich die Butter herausbildete.
Häckselmaschine: hiermit zerkleinerte man ein Gemisch aus Heu, Stroh und Grummet für die Viehfütterung
Schlimmetz: gekrümmtes Haueisen zum Entasten gefällter Bäume u. zum Reisig schneiden.
Häp: ein Hackmesser,womit man das Heidekraut  und Farn zu Streu als Stallunterlage für das Vieh verarbeitete ( s.Foto 1)
Krumm: kurzes, sichelförmig gebogenes Schneidegerät aus dickem Eisen,womit man früher das Heidekraut und Moos schnitt.( s. Foto 2)

                                            Foto 1: eine Häp

                                            Foto 2: li. Schlottervass mit Wetzstein, re. eine Krumm


                                            Foto 3: Luhmetz


( mündlich überliefert von Wilhelm Fass, Mahlberg)

Dienstag, 30. Dezember 2014


Bevölkerungsgruppe  und einheimischer Dialekt

Nach den Kelten und später den Römern siedelten im Zuge der Völkerwanderung um etwa 400 n. Chr. germanische Völker, insbesondere vom Stammesverband der Franken im Raum Münstereifel,
wobei die bereits früherer ansässigen einheimischen Ubier mit einbezogen wurden. Diese hielten noch bis zur Christianisierung und Zerstörung ihres Tempelheiligtums " Auf dem Addig" bei Pesch an ihrem Matronenkult fest.
Der in dieser Gegend wie in der Nordeifel siedelnde Stamm der Franken nannte sich Ripuarier und das Gebiet erhielt den Namen Ripuariergau. Wahrscheinlich sind auch damals viele der heutigen Ortschaften  entstanden.( Anm. 1).
Später sind im Verzeichnis der Besitzungen der Abtei Prüm (Prümer Register) von 893 n. Chr. schon damals eine ganze Anzahl von Ortschaften aus der Umgebung des Michelsberges genannt. Wir finden zum Beispiel effelsburc= Effelsberg, honespolt= Hospelt, rodeure= Rodert, Eykmesseyt oder Ekinneskeit= Eicherscheid, Mahlberhc= Mahlberg und sconouhe= Schönau (s. Anm.2 ).
Das in diesen und den anderen Dörfern der Nordeifel gesprochene Eifel-Platt , heutzutage nur noch den älteren Leuten im Dorf bekannt, bezeichnen Sprachwissenschaftler  als zum mittelfränkischen Sprachraum gehörenden Ripuarisch. Der Dialekt variiert dabei selbst auf dem kleinen Raum im Höhengebiet von Dorf zu Dorf.
Dazu einige Wortbeispiele im Eifeler Platt und ihre Bedeutung im Hochdeutschen:

jappe=   gähnen
erts  =    Erbse
Knipp=  Messer
kalle=    sprechen
stüppe= stutzen ( oder kürzen)

um nur einige zu nennen.

Eine Sprachverwandtschaft vieler Wörter im Nordeifeler Platt mit dem Schwedischen hat Herr M.Konrads im Jahrbuch des Kreis Euskirchen von 1978, S. 166- 168, geschildert.

Anmerkung 3:
Dieser einheimische Dialekt war einst in der Fremde sogar verpönt und verliert auch im Sprachgebrauch der Einheimischen immer mehr an Bedeutung und wird von der jüngeren Generation kaum noch gesprochen, so dass viele alte Wörter und Begriffe nicht mehr bekannt sind bzw.allmählich in Vergessenheit geraten.
Es wäre schade,sollte dieser urtümliche und Jahrhunderte alte Dialekt im Voksmund ganz aussterben.

Anmerkungen 1 und 3 vom Verfasser Edgar Fass
Anmerkung 2 entnommen der Geschichte des Michelsberges von Dr. Rudi Creutz



Karneval und Ätzebär

Karneval hatten vor allem die Kinder ihren Spaß. Als "Hork", das sind Hexen, verkleidete Schulkinder liefen, mit einer Rute bewaffnet, hinter den nicht verkleideten Kindern her, um ihnen damit leichte Schläge zu verabreichen.
Dienstags wurde dann der " Ätzebär" ( Erbsenbeer) zurecht gemacht.Ein heranwachsender junger Mann wurde mit Erbsenstroh als "Fell" umwickelt. Über den Kopf bekam er einen geflochtenen Bienenkorb gestülpt.Mit einem Seil oder Kette führten ihn seine Begleiter durch das Dorf.Dabei musste er Tanzkünste vorführen. Dazu begleiteten ihn die Musikklänge von Ziehharmonika oder Zupfinstrumente.( s.Anmerkung).
Für die Erwachsenen gab es an 3 Tagen Tanz.Es gab auch damals schon Masken- und Preismaskenbälle.Schluss des Balls war dienstags um 24.00 Uhr mit Beginn des Aschermittwochs und der Fastenzeit. Die heute so beliebten Karnevalszüge gab es damals in Mahlberg und den kleineren Ortschaften im Höhengebiet noch nicht.

Anmerkung: Möglicherweise handelt es sich bei dieser Figur um eine Anlehnung an einen früheren Bärenkult aus historischer Zeit.So kannten einige keltische Stämme( u.a. die Treverer in der Südeifel )die Jagd-und Bärengottheit Artio.Im allgemeinen stellt die Figur des Ähzebär den Winter höchstpersönlich dar.

(nach mündlicher Überlieferung in Mahlberg)

Montag, 29. Dezember 2014


Flöten und Waldhörner der Hirtenjungen

Die schulpflichtigen Kinder mussten früher das Vieh auf dem Ödland und den Waldlichtungen im Gemeindegebiet hüten. Die Hütejungen haben zum Zeitvertreib Flöten und Waldhörner hergestellt. Als Material diente die Rinde von Weidenästen.Von einem knotenfreien Weidenast wurde mit dem Taschenmesser die Rinde schraubenförmig eingeschnitten und vom Holz gelöst. Die Streifen hatten eine Breite von 50-60 cm. Anschließend wurde der Rindenstreifen trichterförmig aufgedreht. Aus einem dünnen Weidenzweig fertigte man die sogenannte "Priemsch",welche den Ton im Waldhorn hervorrief.Sie steckte man in die kleine Öffnung des Trichters.
Die kleinen Flöten waren aus einem Stückchen losgeklopfter Rinde eines etwa fingerdicken Astes vom Weiden- oder Vogelkirschbaum hergestellt.
In die Rinde hatte man vorher einige kleine Löcher eingekerbt.In das Mundstück kam nachher ein 2-3 cm langes, vorn zugespitztes Stöckchen. Die Flötte hatte einen hellen Pfeifton, während das Waldhorn weithin schallte.
Auch aus den Stöcken der Holunderbeersträucher haben die Jungen früher Sachen hergestellt.Die knotenfreien Stücke der Äste, etwa 30- 40 cm lang, eigneten sich zur Anfertigung von Wasserspritzen.Hierzu höhlte man den Ast aus, indem man das Mark im Innern herausbohrte.Das vordere Teilende stopfte man mit einem kurzen Holzstückchen ,das eine kleine Bohröffnung hatte, zu. In das hintere Endstück kam ein längerer Holzstab mit Griff als Kolben.Zum besseren Abdichten wurde das Vorderende mit Garn umwickelt. In das Holzstück füllte man Wasser und durch schnelles Hereindrücken des Kolbenstückes hatte man ein weitreichendes Gerät zum Spritzen.

( mündlich überliefert von Wilhelm Fass, Mahlberg)

Kinderspielzeug 

Mit einer Haselnuss, Nagel, Bindfaden und Apfel ließ sich ein Spielzeug herstellen.
Die Haselnuss wird an der abgeflachten Seite ganz durchbohrt( beide Schalen); ebenso die blütenseitige Schale der Nuss. Anstelle des Nagels ist eine aus Holz angefertigte Spindel besser. Durch die einseitige Bohrung führt man einen Garnfaden ein und durch eines der Löcher der abgeflachten Seite wieder heraus.Dieses Garnende wird auf die Mitte des Nagels oder Holzspindel drehfest umwickelt und verknotet.Nun steckte man den Nagel durch die beiden Löcher der abgeflachten Seite.Der Garnfaden muss dann im Innern der ausgehöhlten Nuss sein. Der Apfel oder eine Kartoffel wird dann auf die durchgesteckte Nagelspitze gespießt.
An das aus der Nuss herausragende Garnende wird ein Streichholz oder ähnliches Hölzchen angebunden und der Faden aufgedreht, indem man den Apfel solange nach rechts dreht, bis das Hölzchen kurz vor der Nuss steht.Die linke Hand fasst die Nuss und den daran befindlichen Apfel; mit der rechten hält man das Hölzchen und zieht den Faden aus der Nuss heraus.Die dadurch in schnelle Umdrehung versetzte Spindel verursacht ein ununterbrochenes Auf- und Abwickeln des Fadens und Drehen des Apfels.

Beliebte Kinderspiele

Die beliebtesten Spiele der Kinder waren früher: Kreisel mit Peitsche, Spiel mit Murmeln ( eine Variante dazu Döttzeln), Seilspringen, Himmel und Erde, sowie den Stahlreifen trünneln( treiben).Der Dötzel war eine Kugel aus Stein oder Marmur  mit einem Durchmesser von etwa 4 cm.Der Stahlreifen ( auch Eisen)war aus Rundeisen mit einer Dicke von 8-10 mm; Durchmesser des Reifens 60-70 cm. Er wurde mit einem Eisenhaken zum Rotieren gebracht, dann musste man nebenher laufen.

( beides mündlich überliefert von Wilhelm Fass, Mahlberg)

Brauch der Kinder am Johannistag

Der Johannistag ( auch Johanni, Johannestag) ist der Gedenktag der Geburt Johannes des Täufers am 24. Juni. Er steht in enger Verbindung zur zwischen 20. und 22. Juni stattfindenden Sommersonnenwende.

Zum Johannestag pflückten die Kinder von Mahlberg in den Wiesen Johannesblumen, das sind große Marienblumen,banden kleine Kränze daraus und warfen sie auf die Hausdächer. Dies sollte Haus und Hof beschützen.

( mündliche Überlieferung, Mahlberg)

Dienstag, 23. Dezember 2014

Ein alter Brauch, genannt dem Manne das Tier gejagt

In den Dörfern der Eifel gab es früher ein ungeschriebenes Gesetz, wonach die Burschen Hüter des Friedens der Ehen waren.
Lebte ein Paar in Unfrieden,die in Tätlichkeiten ausarteten, so galt der Mann als der Schuldige und man versuchte den Frieden wieder herzustellen, indem man gemäß dem Brauch "dem Manne das Tier jagte". Dies diente ja letztlich auch dem Zweck, den Frieden im Dorf zu erhalten.
Die ganze Schar der Burschen zog vom Versammlungsplatz im Dorf aus,nachdem der Ortsvorsteher informiert war,lärmend zu dem Haus des Beschuldigten. Mit allerlei Krachinstrumenten und Gejohle brachte man ihm ein lautstarkes Spektakel. Von allen Seiten bekam er zudem Schimpfwörter und derbe Beleidigungen zu hören. Durch diesen für den Betroffenen unangenehmen, für die Dorfgemeinschaft aber nützlichen Brauch, ließ sich wohl meistens der Hausfrieden wieder herstellen und der Dorffrieden erhalten.
Bei dem Temperament der Eifeler Burschen kam es manchmal auch zu Übergriffen und Gewalttätigkeiten, vor allem wenn der Beschuldigte uneinsichtig blieb. Bekannt sind hier zwei Fälle aus Scheuerheck und Mahlberg. In Mahlberg hat man den amtlich verbotenen Brauch nach dem 2. Weltkrieg noch zweimal ausgeübt, zuletzt 1951, wobei der Betroffene ein unfreiwilliges Bad in einem der damals noch vorhandenen Weiher nahm,

Die Ausübung dieses Brauchs verstieß gegen die Gesetze und daher bereits im 19. Jahrhundert von den preußischen Behörden bekämpft und untersagt sowie von den Gerichten streng geahndet.

( mündlich überliefert von Peter Fass und Michael Winand aus Mahlberg)

Montag, 22. Dezember 2014

Die Feier der Dorfkirmes

Am 28.August, dem Namenstag des heiligen August, findet in Schönau und Mahlberg anlässlich des ursprünglichen Kirchweihfestes die Kirmes statt.
Die Mahlberger verlegten sie erst später auf einen anderen Termin im August. Beginn und Ende der Kirmesfeierlichkeiten waren früher mit einem rituellen Brauch verbunden.
Die Kirmes begann am Samstagabend mit dem Ausgraben der Kirmesknochen. Die Dorfjugend von Mahlberg zog in Begleitung einer Musikkapelle zum traditionellen Kirmesloch in der Bielengasse. Einige eifrige Burschen gruben mit Kreuzhacke und Schaufel das Loch auf. Dabei kreiste fleißig die Schnapsflasche in der Runde. Die Suche nach dem Knochen nahm längere Zeit in Anspruch.War er nicht aufzufinden, dann beugten sie sich in das Loch hinein, um danach zu riechen.Dabei ließ einer einen vorsichtshalber mitgebrachten Knochen unbemerkt hineinfallen. Das Auffinden des Knochen bekundeten die Musikanten mit einem Tusch. Sodann zog der ganze Zug fröhlich singend und von der Dorfgemeinschaft bejubelt zum Tanzsaal.Den ausgebuddelten Kirmesknochen banden sie in dem Tanzsaal mit einer Kordel an der Decke fest.Dort blieb er für die Dauer der Kirmes. Ehrgeizige jugendliche Burschen aus den Nachbardörfern versuchten ihn unbemerkt zu "stiebitzen".Trotz der Wachsamkeit der Einheimischen ist es manchmal auch gelungen. Die Feindschaft zwischen den Dörfern hatte oft alte Tradition  und es gab für einzelne Dörfer Schimpfnamen wie "Kosaken", "Wasserratten" oder "Heuköpp". Daher waren Tanzfeste oft der gegebene Anlass für eine "zünftige" Prügelei zwischen den Dorfjungen  aus den Dörfern.
Eintrittsgelder für die Tanzveranstaltungen waren früher nicht üblich.Daher gingen in den Tanzpausen einige Burschen mit dem Teller rund und verlangten von den männlichen Tanzteilnehmern einen Groschen zur Aufbringung der Unkosten. Ein fremder Aussteller hatte unweit der Wirtschaft einen Stand, im Volksmund "Krömche" genannt, errichtet. Da konnten die Kinder für ihr meist karges Kirmesgeld Süßigkeiten oder Spielsachen kaufen. Dienstags fand das Hahneköppen statt. An ihm beteiligten sich die unverheirateten Junggesellen im Dorf. Der Sieger des Wettbewerbes, wobei der Bewerber mit verbundenen Augen mit Hilfe eines Säbels dem in einem Weidenkorb befestigten Hahn den Kopf abschlagen musste, war der Hahnenkönig.
s. Anmerkung. Der Hahnenkönig  suchte sich unter den ledigen Mädchen eine Königin. Für seinen Erfolg musste er meistens eine Flasche Schnaps spendieren. Anschliessend fand der Umzug durch den Ort statt.Am Kirmesloch wurde dann die Kirmes unter großem " Halloh" begraben. Abends fand im Saal dann der Schlussball statt.

Anmerkung:Dieser blutige und nicht ungefährliche Brauch fand in den 60er-Jahren durch behördliche Anordnung sein Ende.
Die letzte Kirmesbeerdigung fand in Mahlberg 1938 vor dem 2. Weltkrieg statt.

mündliche Überlieferung von Dorfbewohnern aus Mahlberg

E. Fass



Letzte Kirmesbeerdigung 1938 vor dem 2. Weltkrieg in Mahlberg.
von links: Edmund Lingscheid, Toni Claßen, Barthel Winand, Karl Fass und Michael Lückenbach.

Donnerstag, 18. Dezember 2014

        Mai-Lehen , im Volksmund "Reih" genannt

In den größeren Ortschaften des Münstereifeler Höhengebietes gab es früher einen Brauch, die sogenannte "Reih" oder Mai-Lehen, nämlich die Versteigerung der ledigen jungen Mädchen im Dorfe.Er wird hier am Beispiel der Ortschaft Mahlberg aufgrund mündlicher Schilderung älterer Teilnehmer wiedergegeben.Der Ablauf und das gesungene Lied dürfte in den Nachbardörfern ähnlich gewesen sein.
Die Burschen im Dorf bildeten unter sich eine Gruppe, den sogenannten Reihverein,dem gewählte Vorsitzende,auch Schultheiß genannt, Beisitzer und Schreiber vorstanden.Am Nachmittag des 30. April begaben sich die über 18 Jahre alten ledigen männlichen Jugendlichen  zu den 17jährigen und älteren ledigen Dorfschönheiten , um Hühnereier einzusammeln. Spendeten sie welche, so gaben sie damit ihr Einverständnis, dem" Reih" beizutreten.Denjenigen, die spröde die Eierspende ablehnten, wurde Spreu (Kaaf) oder Häcksel vor die Haustür gestreut.Die jungen Burschen sangen beim Eiereinsammeln ein altes Lied, deren erste Strophen lauteten:

1. Kommer ad wedder gejange , Rosen das sind Blümelein,
   die Eier zo empfange, Rosen das sind Blümelein.
                                        vivat wollen wir lustig sein.

2. Dot ihr üch net iele, Rosen das sind Blümelein,
    do mie die Dür opfiele, Rosen das sind Blümelein
                                           vivat wollen wir lustig sein.

3. Komm mi an dat Hohnenoss, Rosen das sind Blümelein,
    fonne mi Eier oder Dross, Rosen das sind Blümelein,
                                               vivat wollen wir lustig sein.

4. Jet ihe os die Eier net, Rosen das sind Blümelein,
    welle mi och dat Mädche net, Rosen das sind Blümelein,
                                                     vivat wollen wir lustig sein.

Es gibt von diesem Reih-Lied noch weitere Strophen, die hier nicht aufgeführt sind. Am Abend fand dann die Zusammenkunft der männlichen Ledigen im Wirtshaus statt.Der Vorsitzende ruft die teilnehmenden Mädchen von Mahlberg mit Namen auf, streicht ihre Vorzüge heraus und übergibt sie feierlich den Meistbietenden.Der Meistbietende für eine Schöne wurde dann der Maikönig und das Mädel Maikönigin. Dieser hat dann das Recht,mit der ersteigerten Maid während des Frühlings bis zur Tanzveranstaltung (meist am Pfingstmontag) bei allen Gelegenheiten den Ritter zu spielen.Er führt auch mit seiner Dame immer den Tanz an.Die übrig bleibenden, nicht angesteigerten Mädchen nannte man den "Pöngel" oder Rummel. Sie wurden gewöhnlich zusammen von einem Burschen angesteigert.Er war dann so etwas wie der "Hahn im Korb".Die bei der Versteigerung erzielten Gelder dienten zunächst als Unkostenbeitrag  und zur Finanzierung des späteren Tanzabends.Blieb ein Überschuss, so gab rs an dem darauf folgenden Sonntag ein fröhliches Zusammensein bei freiem Verzehr.Während der Versteigerung blies man auch die Eier aus.Der Inhalt, mit Schinkenscheiben gemischt, wurde von der Wirtin in der Pfanne zu einem leckeren Omelett bereitet und von allen Anwesenden verzehrt.Mit den nahezu unversehrten ausgeblasenen Eierschalen, welche zusammen mit bunten Bändern zu Girlanden  auf eine Schnur gereiht wurden, schmückte man den großen Maibaum im Dorf,den die Jugendlichen in der Nacht aufstellten.Die meisten Burschen hatten schon vorsorglich im Wald ein Tannen- oder Birkenbäumchen geschlagen.Während der Dunkelheit befestigten sie den mit bunten Papierbändern dekorierten Baum auf dem Dach oder an dem Giebel des Hauses der Angebetenen. Der große Maibaum im Dorfe galt den Mädchen, die als Rummel keinen eigenen Verehrer gefunden hatten.
Vor dem Abmarsch des Zuges,der vor der Tanzveranstaltung durch den Ort ging, erhielt der junge Bursche von seiner Dame als Dank für sein ritterliches Benehmen eine grüne Schleife ans Rockrevers geheftet.
(gemäß mündlicher Überlieferung von Mahlbergern  Anfang der 80er-Jahre)

 Diese Reihveranstaltung kam in Mahlberg zuletzt im Jahre 1939 zur Ausübung und erlosch nach dem 2. Weltkrieg.In einzelnen Dörfern der Eifel soll es ihn in ähnlicher Form heute noch geben.

Mittwoch, 17. Dezember 2014


Ausschnitt vom Vortrag der Reckerscheider Junggesellen anlässlich der Hilich an das Brautpaar

" Nun erkühne ich mich als der Reckerscheider Junggesellen mit Ihnen, Herr Bräutigam und Jungfrau Braut zu sprechen.Da Sie gesinnt waren, in den Garten einzusteigen, eine Blume zu brechen,welches die Krone und Zierde dieses Dorfes war, auf die viele von uns ihre Hoffnung gesetzt hatten. Weil Sie aber der Erste sind, der sie in Liebe verbindet, soll es heißen: et Podex.
Sagen Sie, Herr Bräutigam, wir leiden es gar nicht, da wir noch teils der Vertröstung sind. Man pflegt ja zu sagen, je weniger Geld wir haben, jemehr uns der Durst tut plagen. Geben Sie uns soviel Schinken und Braten, wie die damaligen Tische konnten tragen und soviel Wein,dass wir könnten recht lustig sein. Geben Sie uns zur früheren Jura noch etwas hinzu, geben Sie uns das Vaß mit dem Wein, den Beutel mit dem Geld.Nebst der schönsten Jungfrau, die Ihnen am besten gefällt. Nun möcht ich sehen, dass der Herr Bräutigam nehme den Geldbeutel in die Hand und gebe ohne Scheu und denke, eine gute Heirat bring alles herbei. Gleich will ich meinen Dank erstatten, der soll sie loben und preisen Exzetra ".

Danach sangen die jungen Burschen aus Reckerscheid u.a. folgende Lieder:

1. Lied
1. Strophe: Ein armer Fischer bin ich zwar, verdien mein Geld stets in Gefahr,doch wenn mein Liebchen am Ufer ruht, dann geht das Fischen noch einmal so gut.

2. Strophe: Dann fahren wir zur See hinaus und werden unsere Netze aus.Dann kommen Fischlein groß und klein,ein jedes will einmal gefangen sein.

3. Strophe: Und ist vorbei der Monat Mai,dann ist vorbei die Fischerei. Dann tritt das Fischerpaar zum Traualtar, es lebe, lebe hoch das Fischerpaar.

2. Lied
1. Strophe: Schönste, aller Schönste, was höre ich von Dir.
Du willst dich heiraten, du schönes junges Blut;
dann wirst du erfahren, was heiraten tut.

2. Strophe:Dann bekommst du kleine Kinder,
dann hast du große Not.
Sie schreien zum Vater, wir haben kein Brot.

3.Strophe: Wir haben kein Brötchen, wir haben kein Geld,
dann hört man die schöne Trompete im Feld.
Die schöne Trompete,die schöne Schalmei,bleibe du nur als Mädel, ich bleibe dir treu.

Mündlich überliefert von Frau Grete Winand aus Reckerscheid

Freitag, 12. Dezember 2014


Das Hillig- Feiern der Junggesellen

Die Hillig (gesprochen Hilich) feiern die Junggesellen des Dorfes seit alters her anlässlich der Beendigung der Junggesellenschaft eines Heiratswilligen im Dorfe. Diesen Brauch gibt es zwar auch heute noch.Er wird aber gegenüber der früheren ursprünglichen Form geändert praktiziert.Nachdem sich ein junges Brautpaar geeinigt hatte, zu heiraten, bestellten sie als erstes das Aufgebot beim Pfarrer.Das Aufgebot wurde in einem Anschlagkasten der Pfarrkirche St. Goar in Schönau öffentlich bekannt gegeben. Der Pfarrer verkündete dann an 3 Sonntagen von der Kanzel aus die bevorstehende Eheschließung.
Die Hilligfeier findet 3 Wochen vor der Hochzeit stets samstags abends statt.Hierzu trafen sich abends die Junggesellen des Dorfes und marschierten, mit einem hölzernen Kochlöffel  und dem Hilligbuch bewaffnet, Lieder singend durch die Straßen bis vor das Haus der Braut.Der Bräutigam öffnete die Haustür und gewährte den jungen Männern Einlass. Dort sang man weiter Lieder, alte Weisen, die mittlerweile in Vergessenheit geraten sind. Teilnehmen durften nur die Burschen ab einem Alter von 18 Jahren. Dem jüngsten von ihnen legte man das Hilligbuch auf den Rücken und ein Altjunggeselle verlas sodann den Text.Bevor er zu lesen begann, schlug ein dritter Bursche,der den Kochlöffel trug,als Prolog dreimal mit demselben auf das Buch und dessen Träger.
Dieses alte und urtümliche Buch gilt leider als verschollen.Einige Ausdrücke hieraus sind noch bekannt, so u.a. Per Pa Pis Po. Von dem Vorleser wird dem Bräutigam vorgeworfen, in einen jungfräulichen Garten eingedrungen zu sein, um die schönste Blume des Dorfes zu brechen.
Als Strafe und Wiedergutmachung folgte dann die Aufforderung an den Bräutigam mit folgenden Worten: "und nun möchten wir gern sehen, dass der Herr Bräutigam tät nehmen den Beutel in die Hand,er möcht geben ohne jede Scheu und denk, eine gute Heirat bringt alles bei."
Bei jedem Satz erfolgte ein weiterer Schlag mit dem Kochlöffel. Währenddessen kreiste die Schnapsflasche in der fröhlichen Runde, kredenzt von der Braut.Nach dem Verlesen des Buches folgten drei Schluss-Schläge mit dem Kochlöffel. Sobald der Bräutigam der Aufforderung gemäß einen Geldbetrag aushändigte, marschierte der Zug Lieder singend ins Wirtshaus, um das Geld gegen Getränke einzutauschen.
Anmerkung: Der Autor des Hilligbuches lässt sich mit Sicherheit nicht mehr feststellen.Zunächst wird Herr Raaf  genannt( Lökke-Notar).Später wurde das Buch von einem Herrn Gerhard Ohlert neu geschrieben und ergänzt.

( von Mahlbergern, u.a. Michael Winand und Wilhelm Fass, mündlich überliefert).

Mittwoch, 10. Dezember 2014

Bekanntmachungen in früherer Zeit

Jede Gemeinde hatte bis zur Eingemeindung in die Stadt Bad Münstereifel seinen Ortsvorsteher,früher auch Dorfschulze genannt.
Ihm zur Seite stand der Gemeinderat.
Bis in die Zeit vor dem 2. Weltkrieg wurden die amtlichen Mitteilungen im Dorf öffentlich bekannt gegeben.Es konnten dies Entscheidungen des örtlichen Gemeinderates oder Mitteilungen vom Bürgermeisteramt Münstereifel-Land aber auch behördliche Anordnungen sein.Diese öffentlichen Bekanntmachungen fanden meist an Sonntagen statt.Ein beauftragter Junge zog, ein Glöckchen oder Schelle schwingend, durch das Dorf. Aus jedem Haushalt begab sich dann jemand zum Versammlungsplatz.Dort verlas dann der Ortsvorsteher die amtlichen Nachrichten und Beschlüsse und verteilte einmal jährlich die Steuerzettel.

( mündlich überliefert)

Dienstag, 9. Dezember 2014


Von der Zusammenlegung und Flurbereinigung im Höhengebiet

Ein Nachteil für die Bauernfamilien in der ganzen Eifel war früher die unendliche Zersplitterung und Zerstückelung des Grundbesitzes, insbesondere der Wiesen- und Ackerflächen.Es gab Tausende von Parzellen in der Eifel und davon auch viele im Höhengebiet des Amtes Münstereifel, die nur Zimmergröße erreichten.Der Eifeler mit einer großen Anzahl von Kindern verteilte sein Land unter diese vor seinem Tode. Es herrschte das sogenannte Anerbenrecht und es wurde im allgemeinen jeder Einzelbesitz  an Grundstücken in so viele Teile zerlegt, wie es Erbberechtigte gab.Die Teilung war eine schwierige Angelegenheit, da es große Unterschiede zwischen den einzelnen Parzellen gab.Man konnte sie meistens nur in gleichwertige Streifen teilen. Ausserdem führte dies zu unnötigen Kosten in Form von Vermessungs- und Grundbuchgebühren.
Nachdem ein junger Landwirt einen eigenen Hausstand gegründet hatte, begann das Zusammenkaufen  von zusätzlichem Land.Dies führte dann dazu, dass er zum Beispiel einen Morgen Land,den er in fünf, acht oder zehn Teilen kaufen musste,viel teurer bezahlte als für den Erwerb eines ganzen Stückes.Die starke Parzellierung ließ häufig nur schlechte und unbefestigte Zufahrtswege zu.
Zirmlich unwirtschaftlich war auch die Bewirtschaftung der kleinen Wiesen und Äcker.Damit die Landwirte eine Feldflur auch beackern konnten,herrschte wegen der Vielzahl kleiner Äcker und Parzellen sogenannter Flurzwang, d.h., es durften alle Fläche z.B. eines Hanggeländes oder Bergrückens nur mit der gleichen Feldfrucht bestellt werden( z.B. nur Roggen, Weizen oder Kartoffeln usw.).Die zerstückelten Parzellen waren nur selten von einem Weg aus erreichbar,so dass bei der Aussaat, Feldpflege und Ernte die angrenzenden Parzellen mitbefahren wurden.Die großen Wege zwischen den verstreuten Parzellen, das andauernde Anhalten und Umkehren beim Pflügen und Eggen, der Verlust von Saatgut und Kunstdünger beim Säen,die Streiterei mit Grundstücksnachbarn brachte großen Leerlauf. Als Beispiel sei die zerstückelte Gemarkung des Dorfes Mahlberg, dargestellt im Jahrbuch des Kreises Euskirchen von 1981,Seite 108, erwähnt. Daher betrieb das Kulturamt in den fünfziger-Jahren des letzten Jahrhunderts die Um- und Zusammenlegung mit der Flurbereinigung zur Verbesserung der Gesamtstruktur und der wirtschaftlichen Nutzfläche. Dies führte natürlich auch zu anfänglichem Unmut und Schwierigkeiten mit der betroffenen Einwohnerschaft.Durch die Flurbereinigung erhielten die Grundstücke,sowohl Felder, Wiesen als auch Waldungen, ihre jetzige Form und Größe bzw. Besitzzuteilung. Anm. 1 
Zusätzlich vernetzte man das Gebiet mit neuen Forst und Wirtschaftswegen.Auch sorgte man bei vielen Wiesen und Weiden für eine Qualitätsverbesserung, indem man den sumpfigen Boden durch Drainagen entwässerte und mäanderte Bachläufe begradigte bzw. kanalisierte sowie sog. Flutgräben anlegte. Diese Maßnahmen gingen jedoch zu Lasten des Naturschutzes und der Artenvielfalt und macht diese anderorts zum Teil wieder rückgängig.Durch  Rodungen von Waldflächen und Urbarmachung von Heide- und Ödland gewann man neues Ackerland mit guter Bodenqualität hinzu,z.B. in den Gemarkungen Ellert und der Kopnück. An der Kopnück und vereinzelt auch anderswo errichtete man neue Siedlungshöfe. Leider war das Ergebnis der Kultivierung u.a. auch der Verlust der Heideflächen der Mahlberger und der Sasserather Heide mit ihrem für diese Gegend einzigartigen Wacholderbüschen und seltenen Fauna.(s.Anm. 2).
Die Kosten für die Zusammenlegung gingen anteilsmäßig zu Lasten der Grundstücksbesitzer und zum Großteil die des Staates. Die neu geschaffenen Grundstücke stufte das Kulturamt in verschiedene Wertkategorien ein und teilte diese durch Losentscheid ihren neuen Besitzern zu, so dass nachher der Neubesitz wertmäßig dem früheren Grundstücksbesitz entsprach.
Die Zusammenlegung war auch wegen der fortschreitenden Technisierung und Mechanisierung der Landwirtschaft mit ihren modernen Maschinen unumgänglich.

 ( nach mündlichen Berichten einheimischen älteren Landwirten)

zu Anm. 1: s. Karte der Gemeinde Mahlberg aus dem Jahre 1956 im Heimatkalender Kreis Euskirchen von 1981, Seite 109

zu Anm. 2: s. Artikel des Verfassers in Eifeljahrbuch 1997

Freitag, 5. Dezember 2014


Von Handwerksburschen und fahrenden Leuten

In früherer Zeit stand das Handwerk in hoher Blüte; vor allem Zimmerer, Schneider und Schmiede, um nur einige Berufe zu nennen.Bei den Handwerksgesellen waren die Wanderjahre seht beliebt.Bevor sie selbständig und sesshaft wurden,zogen sie mit wenig Gepäck durchs Land.Bei Meisterbetrieben ihrer Zunft klopften sie an und baten um Arbeit und Brot. Unvergesslich sind besonders wegen ihrer Kluft die Hamburger Zimmermannsgesellen.Als Kopfbedeckung trugen sie den Zylinder-oder Schlapphut.Der Anzug Anzug war entweder aus schwarzem Cord- oder Manchesterstoff gefertigt.Die Wadenbeine der Hosen hatten Überweite. Im Koppel hingen traditionsgemäß  Zimmermannshammer und Zollstock.
Des öfteren kamen auch Kesselflicker, Schirmflicker und Scherenschleifer ins Dorf sowie zahlreiche Händler und boten ihre Waren feil von Gegenständen für den Haushalt, Mausefallen oder irgend einer Tinktur, die man den Gutgläubigen als Heil-oder Wundermittel gegen irgend welche Krankheiten oder auch irgend ein unnützer Kram aufschwatzte.
Auch die nicht immer gern gesehenen Tippelbrüder und zahlreiche Landfahrer( Roma,damals noch im Volksmund mit dem Schimpfwort Zigeuner bedacht) zogen durch die Lande und baten um Almosen oder Rast. In einem kleineren Raum des Spritzenhauses der Feuerwehr gewährte man den durchreisenden Obdachlosen für die Nacht Unterkunft auf einem Strohlager.

nach mündlicher Überlieferung

Donnerstag, 4. Dezember 2014


Jagdbares Wild und vorkommende Tierarten im Höhengebiet

Als Jagdwild kommen hauptsächlich in dieser Gegend noch vor: Hirsche,darunter auch später eingeführte Edelhirsche aus den Karpaten,Rehe, Hasen und Kaninchen sowie Schwarzwild( Wildschweine) sowie ausgesetzte Fasane. Gänzlich verschwunden sind seit den 60er-Jahren in dieser Gegend die Vorkommen an Rebhühner ;bedingt durch den Einsatz von Pestiziden und dem Einsatz moderner Erntemaschinen für das Getreide. Gejagd wurden außerdem noch Wildenten, die ebenfalls verschwundenen Wachteln, Schnepfen und Krammetvögel. Das Birkhuhn war in den ehemaligen Flächen der Sasserather und Mahlberger Heide durch einige Paare vertreten.
An Raubtierarten sind im Höhengebiet Fuchs, Dachs,Wildkatze,Iltis, Stein-und Edelmarder sowie Wiesel anzutreffen.Bestände an Greifvögel sind zu nennen: Mäusebussard, Habicht,auch Hühnerhabicht genannt, Eulen, Kauz, Sperber, Baum- und Turmfalken sowie Merlin, roter Milan und in den Sommermonaten den Wespenbussard sowie als seltenen Durchzügler die Wanderfalken.
Horstende bzw. hier lebende Fischreiher sind im Einzugsgebiet der Erft vorhanden.


  Treibjagden

Früher war es Tradition der Jäger auch in dieser Gegend, am St.Hubertustag Anfang November, Treibjagden auf das Jagdwild in den Wäldern zu veranstalten.
Bis Anfang des 19. Jahrhunderts fanden Treibjagden zur Bejagung der damals noch hier vorkommenden Wölfe statt.Deren Bestand hatte während und nach den Befreiungskriegen stark zugenommen.Alte Urkunden, z.B. die Chronik von Bad Münstereifel, berichtet davon.
Unter militärischer Anleitung wurden oftmals Hunderte von Einheimischen aus den Dörfern im Höhengebiet als Treiber rekrutiert.
Im Gegensatz hierzu war die spätere Teilnahme an den Treibjagden auf Jagdwild freiwillig, das sich die Jagdbesitzer einiges kosten ließen; denn die Beute war manchmal gering und nicht kostendeckend. Die Jagdhüter heuerten eine größere Anzahl von Treibern im Dorfe an. Darunter waren auch viele heranwachsende Jugendliche.Zum Abschluss der Treibjagd gab es traditionell Erbsensuppe mit Bratwurst oder Speckeinlagen.
Treibjagden auf Wildschweine veranstaltete man meistens im Winter nach Schneefall.Spuren ,die in eine Schonung,dem bevorzugten Aufenthaltortes des Schwarzwildes hinein-, aber nicht wieder heraus führten,zeigen die Anwesenheit des Schwarzkittels an. Gefährlich sind besonders angeschossene Tiere.Dasselbe gilt ebenso für Sauen mit Frischlingen.

aufgezeichnet nach mündlichen Berichten von älteren Dorfbewohnern

  Nahrungsspezialitäten aus der Nordeifel

Buchweizenmehl verwendete man früher in der Eifel mit Vorliebe für die Zubereitung von Pfannkuchen.Der Buchweizen wurde im Höhengebiet als Kultivierungsfrucht  von gerodeten Waldparzellen angebaut.
Hafergrütze war einst Hauptnahrungsmittel der armen Landbevölkerung. An Festtagen wie die Kirmes oder an Namenstagen, bei denen die ganze Verwandtschaft  zu Besuch kam,waren die Promme- oder Appel-Taat ( Pflaumen- oder Apfelkuchen) sowie Fladen geschätzte Delikatessen. Bereits einige Tage vor dem festlichen Ereignis herrschte im sog. Backes ( Backraum mit Backofen) der Hausfrau ein emsiges Treiben und es dauerte Stunden, bis alle Taaten und Fladen fertig gebacken waren.Zu den Spezialitäten auf dem Lande gehört noch heute gepökeltes Schweinefleisch.Auch die selbstgemachten Hauswürste gibt es hier noch.Imker im Dorf stellen aus dem Produkt der Bienen naturreinen Honig her.Der als Nebenprodukt der Imkerei anfallende Wachs ist Grundlage für die Kerzenherstellung. Diese waren früher neben Öllampen vor der Elektrifizierung einzige Lichtquelle in den Häusern.Als Delikatesse kamen früher auch naturgeräucherter Schinken auf selbst gebackenem Steinofenbrot auf den Tisch. Die in den zahlreichen Heideflächen selbst gesammelten Blaubeeren bereitete man zu Blaubeerkuchen,eine Delikatesse für den Feinschmecker.Die Früchte der Himbeere und Brombeere verwendete man für die Herstellung von Säften oder ließ sie wie den Saft der Blaubeeren und Hagebutten in Ballonflaschen zu einem Wein gären.

( mündliche Überlieferung in Mahlberg und vom Verfasser z.T. noch selber erlebt)

Dienstag, 2. Dezember 2014


 Bau der Häuser im Fachwerkstil

In dieser Gegend errichtete man die Häuser sowohl auf dem Lande als auch in der Stadt Münstereifel vorwiegend im Nordeifeler Fachwerkstil. Als Bauholz für das Fachwerkgefüge dienten die haltbareren und wetterbeständigen Eichernholzstämme aus den einheimischen Wäldern.Diese konnten dem rauen Eifelklima länger als andere Holzarten standhalten. Die Zurichtung der vielen einzelnen Bauelemente aus Eichenholz für ein Wohnhaus erforderte einen Arbeitseinsatz bis zu einem Jahr.Dabei unterstützte der Bauherr die Zimmerleute bei der Arbeit.
Das Eichenholz wurde mit der Axt und großen, sogenannten Plattbeilen zunächst grob zubehauen. Anschließend hievte man die Holzbalken auf einen Bock, wo zwei Mann sie mit einer Säge vierkantig zuschnitten. Das fertige Vierkantholz bestrich man später mit einer in Wasser zugerichteten schwarzbraunen, wetterbeständigen Flüssigkeit, welche das Holz vor Fäulnis und Wurmfraß schützte.Danach baute man das Balkengefüge des Fachwerkhauses auf.Bei der Aufrichtung des Gebäudes halfen Nachbarn und Bekannte im Dorf mit. Zapfen und Holzkeile verbanden die einzelnen Balken stabilisierend miteinander.Die Querbalken nannte man Riegel und die senkrechten Balken Pfosten.Zusätzliche Schrägstreben verstärkten noch die bauliche Stabilität.In die Zwischenräume zwischen den Balken, Fächer genannt,fügte man senkrecht als Stevel  bezeichnete Holzstäbe aus dünnen Eichenästen in die Balken ein.In die untere Balkenreihe wurden mit einer sogenannten Lochaxt Löcher geschlagen und in die oberen Balken Rillen eingearbeitet. Die sogenannten Stevel konnten jetzt in die Balken befestigt werden.Diese Holzstämmchen spaltete man in der Mitte auf,so dass man dazwischen waagerecht etwa fingerdicke Ruten(in dieser Gegend meist halbierte Haselnussruten, andererorts auch Weiden) einflechten konnte.Diese Ruten nannte man Reihhölzer. Das Flechtwerk schmierte man mit einer Mischung aus Lehm,Grummet, gehäckseltem Stroh und Sand zu, die man außen mit feinem Lehmputz überzog und glattstrich.Lehm ist im Münstereifeler Höhengebiet unter einer dünnen Humusschicht reichlich vorhanden.Mancherorts füllte man die Zwischenräume auch mit ziegelförmig gepressten Rückständen der zerkleinerten Eichenlohe (s.Anm.1).Nach dem Trocknen übertünchte man den Lehmputz mit einer weissen Kalk- oder hellbraunen Ockerfarbe. Diese bildete einen schönen Farbkontrast zu den schwarz oder rotbraun gestrichenen Fachwerkbalken.

Bis weit in das 19, Jahrhundert waren die Häuser auf dem Lande mit Roggenstroh gedeckt, da Stroh als kostenloses Nebenprodukt bei der Getreideernte zur Verfügung stand.Dies erhöhte natürlich unter anderem die Brandgefahr, so dass es gerade auch in den angrenzenden Dörfern, so in Reckerscheid am 08.09.1865 und auch in Mahlberg selbst am 20.10.1899 zu verheerenden Bränden kam, die mitunter ganze Strassenzüge oder auch ganze Ansiedlungen in Schutt und Asche legten.( s. Anm. 2). Erst mit Beginn des 20. Jahrhunderts setzten sich die wegen der Brandgefahr gesetzlich angeordneten Ziegelpfannen- und Schieferdächer durch, obwohl bereits 1836 eine Kabinettsordre erschien, die das Strohdach verbot( s. Anm.3).
                                       
                                          Holzschnitt mit Hs. Winand( Willems) und Hs. Mies in Mahlberg

Da der Wohnwert der alten Fachwerkhäuser lange Zeit gering geschätzt wurde, verschwanden immer mehr zugunsten von Neubauten mangels Denkmalschutz auf Abriss oder stehen als unbewohnte Ruinen da.Trotzdem besteht im Raum Bad Münstereifel die Möglichkeit, schön erhaltene und restaurierte Fachwerkhäuser zu sehen.
Erwähnenswert ist, dass ein altes Fachwerkhaus aus dem Münstereifeler Ortsteil Scheuerheck orginalgetreu im Freilichtmuseum Kommern wieder aufgebaut und mit altem Hausinventar der mittelalterlichen Bauernkultur eingerichtet wurde ( s.nachstehendes Foto).
                               Freilichtmuseum Kommern, Haus Scheuerheck

Anmerkung 1: s. Schaubild Eifelmuseum Blankenheim
Anmerkung 2: zu Reckerscheid s. Wikipedia, zu Mahlberg Artikel in Jahrbuch Kreis Euskirchen 1990 mit dem Titel "Feuerregen in Mahlberg"- Ein Dorf ging fast vollständig unter, Bericht Münstereifeler Zeitung Nr. 43 von 1899
Anmerkung 3: s. Eifelgut Heft 6, der Eifelbauer, Seite 8

mündlich überliefert von älteren Zimmerern aus Mahlberg, u.a. Michael Fass; dazu aus dem Schrifttum aus der Reihe das Handwerk im Dorf Seite 58/59 vom Rheinischen Freilichtmuseum Kommern

Montag, 1. Dezember 2014


Loheschälen

aus gemahlener Eichenrinde gewann man früher den Gerbstoff zum Gerben von Leder.Dieser Stoff ist in der Rinde der Baumart enthalten.Heutzutage brauchen die Gerbereien andere Mittel; moderne chemische Zusammensetzungen.Bis in den 30er-Jahren des letzten Jahrhunderts war jedoch Eichenlohe als Materialrohstoff in der Gerbindustrie unentbehrlich.

Von den jungen Eichenbäumen mit einem Durchmesser von 7-15 cm entfernte man in den Monaten Mai- Juni, wenn der Saft im Holz stieg, die Rinde.Das Schälen der Eichenrinde, Lohe genannt, ging wie folgt vonstatten:Zunächst wird in einer Höhe von etwa 1,80- 2,00 m mit einem sogenannten "Schlimmetz" rundum am Stamme die Rinde durchtrennt.Dann schält man von der Trennstelle aus senkrecht bis zum Boden einen etwa 5-7 cm breiten Streifen vom Stamm ab. Anschließend wird die restliche Rinde mit einem Lohmesser abgeschält.Das Lohmesser ist ein Spezialgerät.

                                                  Spitze des Lohmessers

                                                altes Lohmesser

Es hat eine etwa 3 cm kleine, schaufel- (mehr als halbkreisförmige) Spitze), wovon eine Seite flach und die andere gerundet ist. Die Ränder des Lohmessers sind geschärft.Die schärfere Seite Spitze wird zwischen Rinde und Holz in den Stamm eingeschoben. Dann wird durch Auf- und Abwärtsbewegungen unter dauerndem Gegendruck der Stamm entrindet.Danach hat man den jungen Baum mit der Axt gefällt und entastet sowie den ganzen Baumstamm auf zwei Meter lange Lohstücke geschält.Diese kamen dann gebündelt zum Trocknen an ein Gerüst.

Nach der vollkommenen Trocknung erfolgte der Transport der Eichenlohe in das Sammellager nach Bad Münstereifel.Das gemahlene Pulver kam dann als Gerbzusatz in das Lohbad.
Das entrindete trockene Holz schätzte man wegen seiner guten Brennbarkeit besonders.Die Rückstände der Eichenlohe wurden ziegelförmig gepresst und beim Hausbau verwendet.

Für die Waldbesitzer bedeuteten die Einnahmen aus dem Verkauf ein willkommenes Zubrot.

überliefert von Wilhelm Fass und Peter Rick