Montag, 29. Dezember 2014


Flöten und Waldhörner der Hirtenjungen

Die schulpflichtigen Kinder mussten früher das Vieh auf dem Ödland und den Waldlichtungen im Gemeindegebiet hüten. Die Hütejungen haben zum Zeitvertreib Flöten und Waldhörner hergestellt. Als Material diente die Rinde von Weidenästen.Von einem knotenfreien Weidenast wurde mit dem Taschenmesser die Rinde schraubenförmig eingeschnitten und vom Holz gelöst. Die Streifen hatten eine Breite von 50-60 cm. Anschließend wurde der Rindenstreifen trichterförmig aufgedreht. Aus einem dünnen Weidenzweig fertigte man die sogenannte "Priemsch",welche den Ton im Waldhorn hervorrief.Sie steckte man in die kleine Öffnung des Trichters.
Die kleinen Flöten waren aus einem Stückchen losgeklopfter Rinde eines etwa fingerdicken Astes vom Weiden- oder Vogelkirschbaum hergestellt.
In die Rinde hatte man vorher einige kleine Löcher eingekerbt.In das Mundstück kam nachher ein 2-3 cm langes, vorn zugespitztes Stöckchen. Die Flötte hatte einen hellen Pfeifton, während das Waldhorn weithin schallte.
Auch aus den Stöcken der Holunderbeersträucher haben die Jungen früher Sachen hergestellt.Die knotenfreien Stücke der Äste, etwa 30- 40 cm lang, eigneten sich zur Anfertigung von Wasserspritzen.Hierzu höhlte man den Ast aus, indem man das Mark im Innern herausbohrte.Das vordere Teilende stopfte man mit einem kurzen Holzstückchen ,das eine kleine Bohröffnung hatte, zu. In das hintere Endstück kam ein längerer Holzstab mit Griff als Kolben.Zum besseren Abdichten wurde das Vorderende mit Garn umwickelt. In das Holzstück füllte man Wasser und durch schnelles Hereindrücken des Kolbenstückes hatte man ein weitreichendes Gerät zum Spritzen.

( mündlich überliefert von Wilhelm Fass, Mahlberg)

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