Donnerstag, 18. Dezember 2014

        Mai-Lehen , im Volksmund "Reih" genannt

In den größeren Ortschaften des Münstereifeler Höhengebietes gab es früher einen Brauch, die sogenannte "Reih" oder Mai-Lehen, nämlich die Versteigerung der ledigen jungen Mädchen im Dorfe.Er wird hier am Beispiel der Ortschaft Mahlberg aufgrund mündlicher Schilderung älterer Teilnehmer wiedergegeben.Der Ablauf und das gesungene Lied dürfte in den Nachbardörfern ähnlich gewesen sein.
Die Burschen im Dorf bildeten unter sich eine Gruppe, den sogenannten Reihverein,dem gewählte Vorsitzende,auch Schultheiß genannt, Beisitzer und Schreiber vorstanden.Am Nachmittag des 30. April begaben sich die über 18 Jahre alten ledigen männlichen Jugendlichen  zu den 17jährigen und älteren ledigen Dorfschönheiten , um Hühnereier einzusammeln. Spendeten sie welche, so gaben sie damit ihr Einverständnis, dem" Reih" beizutreten.Denjenigen, die spröde die Eierspende ablehnten, wurde Spreu (Kaaf) oder Häcksel vor die Haustür gestreut.Die jungen Burschen sangen beim Eiereinsammeln ein altes Lied, deren erste Strophen lauteten:

1. Kommer ad wedder gejange , Rosen das sind Blümelein,
   die Eier zo empfange, Rosen das sind Blümelein.
                                        vivat wollen wir lustig sein.

2. Dot ihr üch net iele, Rosen das sind Blümelein,
    do mie die Dür opfiele, Rosen das sind Blümelein
                                           vivat wollen wir lustig sein.

3. Komm mi an dat Hohnenoss, Rosen das sind Blümelein,
    fonne mi Eier oder Dross, Rosen das sind Blümelein,
                                               vivat wollen wir lustig sein.

4. Jet ihe os die Eier net, Rosen das sind Blümelein,
    welle mi och dat Mädche net, Rosen das sind Blümelein,
                                                     vivat wollen wir lustig sein.

Es gibt von diesem Reih-Lied noch weitere Strophen, die hier nicht aufgeführt sind. Am Abend fand dann die Zusammenkunft der männlichen Ledigen im Wirtshaus statt.Der Vorsitzende ruft die teilnehmenden Mädchen von Mahlberg mit Namen auf, streicht ihre Vorzüge heraus und übergibt sie feierlich den Meistbietenden.Der Meistbietende für eine Schöne wurde dann der Maikönig und das Mädel Maikönigin. Dieser hat dann das Recht,mit der ersteigerten Maid während des Frühlings bis zur Tanzveranstaltung (meist am Pfingstmontag) bei allen Gelegenheiten den Ritter zu spielen.Er führt auch mit seiner Dame immer den Tanz an.Die übrig bleibenden, nicht angesteigerten Mädchen nannte man den "Pöngel" oder Rummel. Sie wurden gewöhnlich zusammen von einem Burschen angesteigert.Er war dann so etwas wie der "Hahn im Korb".Die bei der Versteigerung erzielten Gelder dienten zunächst als Unkostenbeitrag  und zur Finanzierung des späteren Tanzabends.Blieb ein Überschuss, so gab rs an dem darauf folgenden Sonntag ein fröhliches Zusammensein bei freiem Verzehr.Während der Versteigerung blies man auch die Eier aus.Der Inhalt, mit Schinkenscheiben gemischt, wurde von der Wirtin in der Pfanne zu einem leckeren Omelett bereitet und von allen Anwesenden verzehrt.Mit den nahezu unversehrten ausgeblasenen Eierschalen, welche zusammen mit bunten Bändern zu Girlanden  auf eine Schnur gereiht wurden, schmückte man den großen Maibaum im Dorf,den die Jugendlichen in der Nacht aufstellten.Die meisten Burschen hatten schon vorsorglich im Wald ein Tannen- oder Birkenbäumchen geschlagen.Während der Dunkelheit befestigten sie den mit bunten Papierbändern dekorierten Baum auf dem Dach oder an dem Giebel des Hauses der Angebetenen. Der große Maibaum im Dorfe galt den Mädchen, die als Rummel keinen eigenen Verehrer gefunden hatten.
Vor dem Abmarsch des Zuges,der vor der Tanzveranstaltung durch den Ort ging, erhielt der junge Bursche von seiner Dame als Dank für sein ritterliches Benehmen eine grüne Schleife ans Rockrevers geheftet.
(gemäß mündlicher Überlieferung von Mahlbergern  Anfang der 80er-Jahre)

 Diese Reihveranstaltung kam in Mahlberg zuletzt im Jahre 1939 zur Ausübung und erlosch nach dem 2. Weltkrieg.In einzelnen Dörfern der Eifel soll es ihn in ähnlicher Form heute noch geben.

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