Dienstag, 23. Dezember 2014

Ein alter Brauch, genannt dem Manne das Tier gejagt

In den Dörfern der Eifel gab es früher ein ungeschriebenes Gesetz, wonach die Burschen Hüter des Friedens der Ehen waren.
Lebte ein Paar in Unfrieden,die in Tätlichkeiten ausarteten, so galt der Mann als der Schuldige und man versuchte den Frieden wieder herzustellen, indem man gemäß dem Brauch "dem Manne das Tier jagte". Dies diente ja letztlich auch dem Zweck, den Frieden im Dorf zu erhalten.
Die ganze Schar der Burschen zog vom Versammlungsplatz im Dorf aus,nachdem der Ortsvorsteher informiert war,lärmend zu dem Haus des Beschuldigten. Mit allerlei Krachinstrumenten und Gejohle brachte man ihm ein lautstarkes Spektakel. Von allen Seiten bekam er zudem Schimpfwörter und derbe Beleidigungen zu hören. Durch diesen für den Betroffenen unangenehmen, für die Dorfgemeinschaft aber nützlichen Brauch, ließ sich wohl meistens der Hausfrieden wieder herstellen und der Dorffrieden erhalten.
Bei dem Temperament der Eifeler Burschen kam es manchmal auch zu Übergriffen und Gewalttätigkeiten, vor allem wenn der Beschuldigte uneinsichtig blieb. Bekannt sind hier zwei Fälle aus Scheuerheck und Mahlberg. In Mahlberg hat man den amtlich verbotenen Brauch nach dem 2. Weltkrieg noch zweimal ausgeübt, zuletzt 1951, wobei der Betroffene ein unfreiwilliges Bad in einem der damals noch vorhandenen Weiher nahm,

Die Ausübung dieses Brauchs verstieß gegen die Gesetze und daher bereits im 19. Jahrhundert von den preußischen Behörden bekämpft und untersagt sowie von den Gerichten streng geahndet.

( mündlich überliefert von Peter Fass und Michael Winand aus Mahlberg)

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