Dienstag, 2. Dezember 2014
Bau der Häuser im Fachwerkstil
In dieser Gegend errichtete man die Häuser sowohl auf dem Lande als auch in der Stadt Münstereifel vorwiegend im Nordeifeler Fachwerkstil. Als Bauholz für das Fachwerkgefüge dienten die haltbareren und wetterbeständigen Eichernholzstämme aus den einheimischen Wäldern.Diese konnten dem rauen Eifelklima länger als andere Holzarten standhalten. Die Zurichtung der vielen einzelnen Bauelemente aus Eichenholz für ein Wohnhaus erforderte einen Arbeitseinsatz bis zu einem Jahr.Dabei unterstützte der Bauherr die Zimmerleute bei der Arbeit.
Das Eichenholz wurde mit der Axt und großen, sogenannten Plattbeilen zunächst grob zubehauen. Anschließend hievte man die Holzbalken auf einen Bock, wo zwei Mann sie mit einer Säge vierkantig zuschnitten. Das fertige Vierkantholz bestrich man später mit einer in Wasser zugerichteten schwarzbraunen, wetterbeständigen Flüssigkeit, welche das Holz vor Fäulnis und Wurmfraß schützte.Danach baute man das Balkengefüge des Fachwerkhauses auf.Bei der Aufrichtung des Gebäudes halfen Nachbarn und Bekannte im Dorf mit. Zapfen und Holzkeile verbanden die einzelnen Balken stabilisierend miteinander.Die Querbalken nannte man Riegel und die senkrechten Balken Pfosten.Zusätzliche Schrägstreben verstärkten noch die bauliche Stabilität.In die Zwischenräume zwischen den Balken, Fächer genannt,fügte man senkrecht als Stevel bezeichnete Holzstäbe aus dünnen Eichenästen in die Balken ein.In die untere Balkenreihe wurden mit einer sogenannten Lochaxt Löcher geschlagen und in die oberen Balken Rillen eingearbeitet. Die sogenannten Stevel konnten jetzt in die Balken befestigt werden.Diese Holzstämmchen spaltete man in der Mitte auf,so dass man dazwischen waagerecht etwa fingerdicke Ruten(in dieser Gegend meist halbierte Haselnussruten, andererorts auch Weiden) einflechten konnte.Diese Ruten nannte man Reihhölzer. Das Flechtwerk schmierte man mit einer Mischung aus Lehm,Grummet, gehäckseltem Stroh und Sand zu, die man außen mit feinem Lehmputz überzog und glattstrich.Lehm ist im Münstereifeler Höhengebiet unter einer dünnen Humusschicht reichlich vorhanden.Mancherorts füllte man die Zwischenräume auch mit ziegelförmig gepressten Rückständen der zerkleinerten Eichenlohe (s.Anm.1).Nach dem Trocknen übertünchte man den Lehmputz mit einer weissen Kalk- oder hellbraunen Ockerfarbe. Diese bildete einen schönen Farbkontrast zu den schwarz oder rotbraun gestrichenen Fachwerkbalken.
Bis weit in das 19, Jahrhundert waren die Häuser auf dem Lande mit Roggenstroh gedeckt, da Stroh als kostenloses Nebenprodukt bei der Getreideernte zur Verfügung stand.Dies erhöhte natürlich unter anderem die Brandgefahr, so dass es gerade auch in den angrenzenden Dörfern, so in Reckerscheid am 08.09.1865 und auch in Mahlberg selbst am 20.10.1899 zu verheerenden Bränden kam, die mitunter ganze Strassenzüge oder auch ganze Ansiedlungen in Schutt und Asche legten.( s. Anm. 2). Erst mit Beginn des 20. Jahrhunderts setzten sich die wegen der Brandgefahr gesetzlich angeordneten Ziegelpfannen- und Schieferdächer durch, obwohl bereits 1836 eine Kabinettsordre erschien, die das Strohdach verbot( s. Anm.3).
Holzschnitt mit Hs. Winand( Willems) und Hs. Mies in Mahlberg
Da der Wohnwert der alten Fachwerkhäuser lange Zeit gering geschätzt wurde, verschwanden immer mehr zugunsten von Neubauten mangels Denkmalschutz auf Abriss oder stehen als unbewohnte Ruinen da.Trotzdem besteht im Raum Bad Münstereifel die Möglichkeit, schön erhaltene und restaurierte Fachwerkhäuser zu sehen.
Erwähnenswert ist, dass ein altes Fachwerkhaus aus dem Münstereifeler Ortsteil Scheuerheck orginalgetreu im Freilichtmuseum Kommern wieder aufgebaut und mit altem Hausinventar der mittelalterlichen Bauernkultur eingerichtet wurde ( s.nachstehendes Foto).
Freilichtmuseum Kommern, Haus Scheuerheck
Anmerkung 1: s. Schaubild Eifelmuseum Blankenheim
Anmerkung 2: zu Reckerscheid s. Wikipedia, zu Mahlberg Artikel in Jahrbuch Kreis Euskirchen 1990 mit dem Titel "Feuerregen in Mahlberg"- Ein Dorf ging fast vollständig unter, Bericht Münstereifeler Zeitung Nr. 43 von 1899
Anmerkung 3: s. Eifelgut Heft 6, der Eifelbauer, Seite 8
mündlich überliefert von älteren Zimmerern aus Mahlberg, u.a. Michael Fass; dazu aus dem Schrifttum aus der Reihe das Handwerk im Dorf Seite 58/59 vom Rheinischen Freilichtmuseum Kommern
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