Montag, 22. Dezember 2014

Die Feier der Dorfkirmes

Am 28.August, dem Namenstag des heiligen August, findet in Schönau und Mahlberg anlässlich des ursprünglichen Kirchweihfestes die Kirmes statt.
Die Mahlberger verlegten sie erst später auf einen anderen Termin im August. Beginn und Ende der Kirmesfeierlichkeiten waren früher mit einem rituellen Brauch verbunden.
Die Kirmes begann am Samstagabend mit dem Ausgraben der Kirmesknochen. Die Dorfjugend von Mahlberg zog in Begleitung einer Musikkapelle zum traditionellen Kirmesloch in der Bielengasse. Einige eifrige Burschen gruben mit Kreuzhacke und Schaufel das Loch auf. Dabei kreiste fleißig die Schnapsflasche in der Runde. Die Suche nach dem Knochen nahm längere Zeit in Anspruch.War er nicht aufzufinden, dann beugten sie sich in das Loch hinein, um danach zu riechen.Dabei ließ einer einen vorsichtshalber mitgebrachten Knochen unbemerkt hineinfallen. Das Auffinden des Knochen bekundeten die Musikanten mit einem Tusch. Sodann zog der ganze Zug fröhlich singend und von der Dorfgemeinschaft bejubelt zum Tanzsaal.Den ausgebuddelten Kirmesknochen banden sie in dem Tanzsaal mit einer Kordel an der Decke fest.Dort blieb er für die Dauer der Kirmes. Ehrgeizige jugendliche Burschen aus den Nachbardörfern versuchten ihn unbemerkt zu "stiebitzen".Trotz der Wachsamkeit der Einheimischen ist es manchmal auch gelungen. Die Feindschaft zwischen den Dörfern hatte oft alte Tradition  und es gab für einzelne Dörfer Schimpfnamen wie "Kosaken", "Wasserratten" oder "Heuköpp". Daher waren Tanzfeste oft der gegebene Anlass für eine "zünftige" Prügelei zwischen den Dorfjungen  aus den Dörfern.
Eintrittsgelder für die Tanzveranstaltungen waren früher nicht üblich.Daher gingen in den Tanzpausen einige Burschen mit dem Teller rund und verlangten von den männlichen Tanzteilnehmern einen Groschen zur Aufbringung der Unkosten. Ein fremder Aussteller hatte unweit der Wirtschaft einen Stand, im Volksmund "Krömche" genannt, errichtet. Da konnten die Kinder für ihr meist karges Kirmesgeld Süßigkeiten oder Spielsachen kaufen. Dienstags fand das Hahneköppen statt. An ihm beteiligten sich die unverheirateten Junggesellen im Dorf. Der Sieger des Wettbewerbes, wobei der Bewerber mit verbundenen Augen mit Hilfe eines Säbels dem in einem Weidenkorb befestigten Hahn den Kopf abschlagen musste, war der Hahnenkönig.
s. Anmerkung. Der Hahnenkönig  suchte sich unter den ledigen Mädchen eine Königin. Für seinen Erfolg musste er meistens eine Flasche Schnaps spendieren. Anschliessend fand der Umzug durch den Ort statt.Am Kirmesloch wurde dann die Kirmes unter großem " Halloh" begraben. Abends fand im Saal dann der Schlussball statt.

Anmerkung:Dieser blutige und nicht ungefährliche Brauch fand in den 60er-Jahren durch behördliche Anordnung sein Ende.
Die letzte Kirmesbeerdigung fand in Mahlberg 1938 vor dem 2. Weltkrieg statt.

mündliche Überlieferung von Dorfbewohnern aus Mahlberg

E. Fass



Letzte Kirmesbeerdigung 1938 vor dem 2. Weltkrieg in Mahlberg.
von links: Edmund Lingscheid, Toni Claßen, Barthel Winand, Karl Fass und Michael Lückenbach.

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