Mittwoch, 31. Dezember 2014


Alte Gebrauchsgegenstände in der Haus- und Landwirtschaft  sowie Fachausdrücke aus  der Feldarbeit

a) Erntearbeit
Garben nannte man das nach dem Schneiden gebündelte Getreide.Mehrere dieser Garben wurden dann auf dem Feld eine Zeitlang zum Trocknen spitzförmig aufgestellt( auf "Hopp")
Gedengelt : so nannte man das Dünn-Klopfen bzw. Schärfen der Sensenschneide mit dem Hammer
Geschirr oder Werf: Vorrichtung an der Sense,die das Mähen erleichterte.Für das Mähen von Gras oder Getreide gab es Geschirre mit unterschiedlicher Länge.
Flabbes: mit Stoff bespannter halbrunder Bügel an der Getreidesense
Ausgewickelt: hieß das Zusammenrollen der gemähten Getreidehalme zu Garben.Diese Arbeit verrichteten die Frauen.Das Binden der Garben besorgten meistens Jugendliche.
Kasten: acht gebündelte Getreidegarben stellte man spitzförmig gegeneinander geschichtet auf, um so das Trocknen von Getreide und Stroh zu erleichtern.
Seich, gesprochen "Seech": Es handelte sich um eine spezielle kurzstielige Sense, die man mit einer Hand betätigen konnte.Sie erleichterte das Schneiden und Aufrichten des vom Sturm und Regen geknickten Getreides.In der anderen Hand führte man einen etwa 80 cm langen Holzstiel mit abgewinkelten Zinken.Damit wurden die geknickten Halme zu Garben gerollt.
Schlottervaß:ein Wasserbehältnis aus möglichst gerade gewachsenem Ochsenhorn. Den Wetzstein zum Nachschärfen der Sensenschneide steckte man in diesen mit Wasser und etwas Essig gefüllten Behälter.An das Horn war war ein Blechstück mit Öse geheftet, so dass das sogenannte Schlottervaß vom Bauern am Gürtel getragen werden konnte.(s. Foto 2)
Luhmetz: Spezialgerät mit halbrunder Spitze zum Lohschälen der Eichenrinde (s. Foto 3)

b) Getreide Dreschen
Fauch: war eine Maschine,womit man das Getreide nach dem Dreischen von der Spreu trennte.
Flegel: langes Stabgerät  mit am oberen Ende befestigtem separaten Schlagstück. Mit diesem Gerät wurde auf die Getreidegarben in der Tenne geschlagen und so das Korn aus den Ähren herausgelöst. An diesem Dreschvorgang beteiligten sich bis zu 4 Personern.
Göpel und Handdreschmaschine: s. Dreschvorgang
Suuse: Teil der Scheune oberhalb der Tenne, auf dem man das Getreide lagerte bzw. nachtrocknete.
Tenne: Dreschplatz für das Getreide aus festgestampftem Lehm.

c) sonstige Geräte
Belgische Brocken: aus den Sandsteinen belgischer Steinkohlenbergwerke gefertigte Schleifsteine zum Schärfen der Ackergeräte
Butterfass:  schmaler Holzbottich, worin man Sahne zu Butter drehte.Die von der Butter  getrennte übrig gebliebene  dünne Flüssigkeit( Buttermilch) verarbeitete man zu Quark.Bevor das Butterfass in Mode kam, wurde die Sahne in einem Tontopf  mit einem Holzklöppel gerührt, bis sich die Butter herausbildete.
Häckselmaschine: hiermit zerkleinerte man ein Gemisch aus Heu, Stroh und Grummet für die Viehfütterung
Schlimmetz: gekrümmtes Haueisen zum Entasten gefällter Bäume u. zum Reisig schneiden.
Häp: ein Hackmesser,womit man das Heidekraut  und Farn zu Streu als Stallunterlage für das Vieh verarbeitete ( s.Foto 1)
Krumm: kurzes, sichelförmig gebogenes Schneidegerät aus dickem Eisen,womit man früher das Heidekraut und Moos schnitt.( s. Foto 2)

                                            Foto 1: eine Häp

                                            Foto 2: li. Schlottervass mit Wetzstein, re. eine Krumm


                                            Foto 3: Luhmetz


( mündlich überliefert von Wilhelm Fass, Mahlberg)

Dienstag, 30. Dezember 2014


Bevölkerungsgruppe  und einheimischer Dialekt

Nach den Kelten und später den Römern siedelten im Zuge der Völkerwanderung um etwa 400 n. Chr. germanische Völker, insbesondere vom Stammesverband der Franken im Raum Münstereifel,
wobei die bereits früherer ansässigen einheimischen Ubier mit einbezogen wurden. Diese hielten noch bis zur Christianisierung und Zerstörung ihres Tempelheiligtums " Auf dem Addig" bei Pesch an ihrem Matronenkult fest.
Der in dieser Gegend wie in der Nordeifel siedelnde Stamm der Franken nannte sich Ripuarier und das Gebiet erhielt den Namen Ripuariergau. Wahrscheinlich sind auch damals viele der heutigen Ortschaften  entstanden.( Anm. 1).
Später sind im Verzeichnis der Besitzungen der Abtei Prüm (Prümer Register) von 893 n. Chr. schon damals eine ganze Anzahl von Ortschaften aus der Umgebung des Michelsberges genannt. Wir finden zum Beispiel effelsburc= Effelsberg, honespolt= Hospelt, rodeure= Rodert, Eykmesseyt oder Ekinneskeit= Eicherscheid, Mahlberhc= Mahlberg und sconouhe= Schönau (s. Anm.2 ).
Das in diesen und den anderen Dörfern der Nordeifel gesprochene Eifel-Platt , heutzutage nur noch den älteren Leuten im Dorf bekannt, bezeichnen Sprachwissenschaftler  als zum mittelfränkischen Sprachraum gehörenden Ripuarisch. Der Dialekt variiert dabei selbst auf dem kleinen Raum im Höhengebiet von Dorf zu Dorf.
Dazu einige Wortbeispiele im Eifeler Platt und ihre Bedeutung im Hochdeutschen:

jappe=   gähnen
erts  =    Erbse
Knipp=  Messer
kalle=    sprechen
stüppe= stutzen ( oder kürzen)

um nur einige zu nennen.

Eine Sprachverwandtschaft vieler Wörter im Nordeifeler Platt mit dem Schwedischen hat Herr M.Konrads im Jahrbuch des Kreis Euskirchen von 1978, S. 166- 168, geschildert.

Anmerkung 3:
Dieser einheimische Dialekt war einst in der Fremde sogar verpönt und verliert auch im Sprachgebrauch der Einheimischen immer mehr an Bedeutung und wird von der jüngeren Generation kaum noch gesprochen, so dass viele alte Wörter und Begriffe nicht mehr bekannt sind bzw.allmählich in Vergessenheit geraten.
Es wäre schade,sollte dieser urtümliche und Jahrhunderte alte Dialekt im Voksmund ganz aussterben.

Anmerkungen 1 und 3 vom Verfasser Edgar Fass
Anmerkung 2 entnommen der Geschichte des Michelsberges von Dr. Rudi Creutz



Karneval und Ätzebär

Karneval hatten vor allem die Kinder ihren Spaß. Als "Hork", das sind Hexen, verkleidete Schulkinder liefen, mit einer Rute bewaffnet, hinter den nicht verkleideten Kindern her, um ihnen damit leichte Schläge zu verabreichen.
Dienstags wurde dann der " Ätzebär" ( Erbsenbeer) zurecht gemacht.Ein heranwachsender junger Mann wurde mit Erbsenstroh als "Fell" umwickelt. Über den Kopf bekam er einen geflochtenen Bienenkorb gestülpt.Mit einem Seil oder Kette führten ihn seine Begleiter durch das Dorf.Dabei musste er Tanzkünste vorführen. Dazu begleiteten ihn die Musikklänge von Ziehharmonika oder Zupfinstrumente.( s.Anmerkung).
Für die Erwachsenen gab es an 3 Tagen Tanz.Es gab auch damals schon Masken- und Preismaskenbälle.Schluss des Balls war dienstags um 24.00 Uhr mit Beginn des Aschermittwochs und der Fastenzeit. Die heute so beliebten Karnevalszüge gab es damals in Mahlberg und den kleineren Ortschaften im Höhengebiet noch nicht.

Anmerkung: Möglicherweise handelt es sich bei dieser Figur um eine Anlehnung an einen früheren Bärenkult aus historischer Zeit.So kannten einige keltische Stämme( u.a. die Treverer in der Südeifel )die Jagd-und Bärengottheit Artio.Im allgemeinen stellt die Figur des Ähzebär den Winter höchstpersönlich dar.

(nach mündlicher Überlieferung in Mahlberg)

Montag, 29. Dezember 2014


Flöten und Waldhörner der Hirtenjungen

Die schulpflichtigen Kinder mussten früher das Vieh auf dem Ödland und den Waldlichtungen im Gemeindegebiet hüten. Die Hütejungen haben zum Zeitvertreib Flöten und Waldhörner hergestellt. Als Material diente die Rinde von Weidenästen.Von einem knotenfreien Weidenast wurde mit dem Taschenmesser die Rinde schraubenförmig eingeschnitten und vom Holz gelöst. Die Streifen hatten eine Breite von 50-60 cm. Anschließend wurde der Rindenstreifen trichterförmig aufgedreht. Aus einem dünnen Weidenzweig fertigte man die sogenannte "Priemsch",welche den Ton im Waldhorn hervorrief.Sie steckte man in die kleine Öffnung des Trichters.
Die kleinen Flöten waren aus einem Stückchen losgeklopfter Rinde eines etwa fingerdicken Astes vom Weiden- oder Vogelkirschbaum hergestellt.
In die Rinde hatte man vorher einige kleine Löcher eingekerbt.In das Mundstück kam nachher ein 2-3 cm langes, vorn zugespitztes Stöckchen. Die Flötte hatte einen hellen Pfeifton, während das Waldhorn weithin schallte.
Auch aus den Stöcken der Holunderbeersträucher haben die Jungen früher Sachen hergestellt.Die knotenfreien Stücke der Äste, etwa 30- 40 cm lang, eigneten sich zur Anfertigung von Wasserspritzen.Hierzu höhlte man den Ast aus, indem man das Mark im Innern herausbohrte.Das vordere Teilende stopfte man mit einem kurzen Holzstückchen ,das eine kleine Bohröffnung hatte, zu. In das hintere Endstück kam ein längerer Holzstab mit Griff als Kolben.Zum besseren Abdichten wurde das Vorderende mit Garn umwickelt. In das Holzstück füllte man Wasser und durch schnelles Hereindrücken des Kolbenstückes hatte man ein weitreichendes Gerät zum Spritzen.

( mündlich überliefert von Wilhelm Fass, Mahlberg)

Kinderspielzeug 

Mit einer Haselnuss, Nagel, Bindfaden und Apfel ließ sich ein Spielzeug herstellen.
Die Haselnuss wird an der abgeflachten Seite ganz durchbohrt( beide Schalen); ebenso die blütenseitige Schale der Nuss. Anstelle des Nagels ist eine aus Holz angefertigte Spindel besser. Durch die einseitige Bohrung führt man einen Garnfaden ein und durch eines der Löcher der abgeflachten Seite wieder heraus.Dieses Garnende wird auf die Mitte des Nagels oder Holzspindel drehfest umwickelt und verknotet.Nun steckte man den Nagel durch die beiden Löcher der abgeflachten Seite.Der Garnfaden muss dann im Innern der ausgehöhlten Nuss sein. Der Apfel oder eine Kartoffel wird dann auf die durchgesteckte Nagelspitze gespießt.
An das aus der Nuss herausragende Garnende wird ein Streichholz oder ähnliches Hölzchen angebunden und der Faden aufgedreht, indem man den Apfel solange nach rechts dreht, bis das Hölzchen kurz vor der Nuss steht.Die linke Hand fasst die Nuss und den daran befindlichen Apfel; mit der rechten hält man das Hölzchen und zieht den Faden aus der Nuss heraus.Die dadurch in schnelle Umdrehung versetzte Spindel verursacht ein ununterbrochenes Auf- und Abwickeln des Fadens und Drehen des Apfels.

Beliebte Kinderspiele

Die beliebtesten Spiele der Kinder waren früher: Kreisel mit Peitsche, Spiel mit Murmeln ( eine Variante dazu Döttzeln), Seilspringen, Himmel und Erde, sowie den Stahlreifen trünneln( treiben).Der Dötzel war eine Kugel aus Stein oder Marmur  mit einem Durchmesser von etwa 4 cm.Der Stahlreifen ( auch Eisen)war aus Rundeisen mit einer Dicke von 8-10 mm; Durchmesser des Reifens 60-70 cm. Er wurde mit einem Eisenhaken zum Rotieren gebracht, dann musste man nebenher laufen.

( beides mündlich überliefert von Wilhelm Fass, Mahlberg)

Brauch der Kinder am Johannistag

Der Johannistag ( auch Johanni, Johannestag) ist der Gedenktag der Geburt Johannes des Täufers am 24. Juni. Er steht in enger Verbindung zur zwischen 20. und 22. Juni stattfindenden Sommersonnenwende.

Zum Johannestag pflückten die Kinder von Mahlberg in den Wiesen Johannesblumen, das sind große Marienblumen,banden kleine Kränze daraus und warfen sie auf die Hausdächer. Dies sollte Haus und Hof beschützen.

( mündliche Überlieferung, Mahlberg)

Dienstag, 23. Dezember 2014

Ein alter Brauch, genannt dem Manne das Tier gejagt

In den Dörfern der Eifel gab es früher ein ungeschriebenes Gesetz, wonach die Burschen Hüter des Friedens der Ehen waren.
Lebte ein Paar in Unfrieden,die in Tätlichkeiten ausarteten, so galt der Mann als der Schuldige und man versuchte den Frieden wieder herzustellen, indem man gemäß dem Brauch "dem Manne das Tier jagte". Dies diente ja letztlich auch dem Zweck, den Frieden im Dorf zu erhalten.
Die ganze Schar der Burschen zog vom Versammlungsplatz im Dorf aus,nachdem der Ortsvorsteher informiert war,lärmend zu dem Haus des Beschuldigten. Mit allerlei Krachinstrumenten und Gejohle brachte man ihm ein lautstarkes Spektakel. Von allen Seiten bekam er zudem Schimpfwörter und derbe Beleidigungen zu hören. Durch diesen für den Betroffenen unangenehmen, für die Dorfgemeinschaft aber nützlichen Brauch, ließ sich wohl meistens der Hausfrieden wieder herstellen und der Dorffrieden erhalten.
Bei dem Temperament der Eifeler Burschen kam es manchmal auch zu Übergriffen und Gewalttätigkeiten, vor allem wenn der Beschuldigte uneinsichtig blieb. Bekannt sind hier zwei Fälle aus Scheuerheck und Mahlberg. In Mahlberg hat man den amtlich verbotenen Brauch nach dem 2. Weltkrieg noch zweimal ausgeübt, zuletzt 1951, wobei der Betroffene ein unfreiwilliges Bad in einem der damals noch vorhandenen Weiher nahm,

Die Ausübung dieses Brauchs verstieß gegen die Gesetze und daher bereits im 19. Jahrhundert von den preußischen Behörden bekämpft und untersagt sowie von den Gerichten streng geahndet.

( mündlich überliefert von Peter Fass und Michael Winand aus Mahlberg)

Montag, 22. Dezember 2014

Die Feier der Dorfkirmes

Am 28.August, dem Namenstag des heiligen August, findet in Schönau und Mahlberg anlässlich des ursprünglichen Kirchweihfestes die Kirmes statt.
Die Mahlberger verlegten sie erst später auf einen anderen Termin im August. Beginn und Ende der Kirmesfeierlichkeiten waren früher mit einem rituellen Brauch verbunden.
Die Kirmes begann am Samstagabend mit dem Ausgraben der Kirmesknochen. Die Dorfjugend von Mahlberg zog in Begleitung einer Musikkapelle zum traditionellen Kirmesloch in der Bielengasse. Einige eifrige Burschen gruben mit Kreuzhacke und Schaufel das Loch auf. Dabei kreiste fleißig die Schnapsflasche in der Runde. Die Suche nach dem Knochen nahm längere Zeit in Anspruch.War er nicht aufzufinden, dann beugten sie sich in das Loch hinein, um danach zu riechen.Dabei ließ einer einen vorsichtshalber mitgebrachten Knochen unbemerkt hineinfallen. Das Auffinden des Knochen bekundeten die Musikanten mit einem Tusch. Sodann zog der ganze Zug fröhlich singend und von der Dorfgemeinschaft bejubelt zum Tanzsaal.Den ausgebuddelten Kirmesknochen banden sie in dem Tanzsaal mit einer Kordel an der Decke fest.Dort blieb er für die Dauer der Kirmes. Ehrgeizige jugendliche Burschen aus den Nachbardörfern versuchten ihn unbemerkt zu "stiebitzen".Trotz der Wachsamkeit der Einheimischen ist es manchmal auch gelungen. Die Feindschaft zwischen den Dörfern hatte oft alte Tradition  und es gab für einzelne Dörfer Schimpfnamen wie "Kosaken", "Wasserratten" oder "Heuköpp". Daher waren Tanzfeste oft der gegebene Anlass für eine "zünftige" Prügelei zwischen den Dorfjungen  aus den Dörfern.
Eintrittsgelder für die Tanzveranstaltungen waren früher nicht üblich.Daher gingen in den Tanzpausen einige Burschen mit dem Teller rund und verlangten von den männlichen Tanzteilnehmern einen Groschen zur Aufbringung der Unkosten. Ein fremder Aussteller hatte unweit der Wirtschaft einen Stand, im Volksmund "Krömche" genannt, errichtet. Da konnten die Kinder für ihr meist karges Kirmesgeld Süßigkeiten oder Spielsachen kaufen. Dienstags fand das Hahneköppen statt. An ihm beteiligten sich die unverheirateten Junggesellen im Dorf. Der Sieger des Wettbewerbes, wobei der Bewerber mit verbundenen Augen mit Hilfe eines Säbels dem in einem Weidenkorb befestigten Hahn den Kopf abschlagen musste, war der Hahnenkönig.
s. Anmerkung. Der Hahnenkönig  suchte sich unter den ledigen Mädchen eine Königin. Für seinen Erfolg musste er meistens eine Flasche Schnaps spendieren. Anschliessend fand der Umzug durch den Ort statt.Am Kirmesloch wurde dann die Kirmes unter großem " Halloh" begraben. Abends fand im Saal dann der Schlussball statt.

Anmerkung:Dieser blutige und nicht ungefährliche Brauch fand in den 60er-Jahren durch behördliche Anordnung sein Ende.
Die letzte Kirmesbeerdigung fand in Mahlberg 1938 vor dem 2. Weltkrieg statt.

mündliche Überlieferung von Dorfbewohnern aus Mahlberg

E. Fass



Letzte Kirmesbeerdigung 1938 vor dem 2. Weltkrieg in Mahlberg.
von links: Edmund Lingscheid, Toni Claßen, Barthel Winand, Karl Fass und Michael Lückenbach.

Donnerstag, 18. Dezember 2014

        Mai-Lehen , im Volksmund "Reih" genannt

In den größeren Ortschaften des Münstereifeler Höhengebietes gab es früher einen Brauch, die sogenannte "Reih" oder Mai-Lehen, nämlich die Versteigerung der ledigen jungen Mädchen im Dorfe.Er wird hier am Beispiel der Ortschaft Mahlberg aufgrund mündlicher Schilderung älterer Teilnehmer wiedergegeben.Der Ablauf und das gesungene Lied dürfte in den Nachbardörfern ähnlich gewesen sein.
Die Burschen im Dorf bildeten unter sich eine Gruppe, den sogenannten Reihverein,dem gewählte Vorsitzende,auch Schultheiß genannt, Beisitzer und Schreiber vorstanden.Am Nachmittag des 30. April begaben sich die über 18 Jahre alten ledigen männlichen Jugendlichen  zu den 17jährigen und älteren ledigen Dorfschönheiten , um Hühnereier einzusammeln. Spendeten sie welche, so gaben sie damit ihr Einverständnis, dem" Reih" beizutreten.Denjenigen, die spröde die Eierspende ablehnten, wurde Spreu (Kaaf) oder Häcksel vor die Haustür gestreut.Die jungen Burschen sangen beim Eiereinsammeln ein altes Lied, deren erste Strophen lauteten:

1. Kommer ad wedder gejange , Rosen das sind Blümelein,
   die Eier zo empfange, Rosen das sind Blümelein.
                                        vivat wollen wir lustig sein.

2. Dot ihr üch net iele, Rosen das sind Blümelein,
    do mie die Dür opfiele, Rosen das sind Blümelein
                                           vivat wollen wir lustig sein.

3. Komm mi an dat Hohnenoss, Rosen das sind Blümelein,
    fonne mi Eier oder Dross, Rosen das sind Blümelein,
                                               vivat wollen wir lustig sein.

4. Jet ihe os die Eier net, Rosen das sind Blümelein,
    welle mi och dat Mädche net, Rosen das sind Blümelein,
                                                     vivat wollen wir lustig sein.

Es gibt von diesem Reih-Lied noch weitere Strophen, die hier nicht aufgeführt sind. Am Abend fand dann die Zusammenkunft der männlichen Ledigen im Wirtshaus statt.Der Vorsitzende ruft die teilnehmenden Mädchen von Mahlberg mit Namen auf, streicht ihre Vorzüge heraus und übergibt sie feierlich den Meistbietenden.Der Meistbietende für eine Schöne wurde dann der Maikönig und das Mädel Maikönigin. Dieser hat dann das Recht,mit der ersteigerten Maid während des Frühlings bis zur Tanzveranstaltung (meist am Pfingstmontag) bei allen Gelegenheiten den Ritter zu spielen.Er führt auch mit seiner Dame immer den Tanz an.Die übrig bleibenden, nicht angesteigerten Mädchen nannte man den "Pöngel" oder Rummel. Sie wurden gewöhnlich zusammen von einem Burschen angesteigert.Er war dann so etwas wie der "Hahn im Korb".Die bei der Versteigerung erzielten Gelder dienten zunächst als Unkostenbeitrag  und zur Finanzierung des späteren Tanzabends.Blieb ein Überschuss, so gab rs an dem darauf folgenden Sonntag ein fröhliches Zusammensein bei freiem Verzehr.Während der Versteigerung blies man auch die Eier aus.Der Inhalt, mit Schinkenscheiben gemischt, wurde von der Wirtin in der Pfanne zu einem leckeren Omelett bereitet und von allen Anwesenden verzehrt.Mit den nahezu unversehrten ausgeblasenen Eierschalen, welche zusammen mit bunten Bändern zu Girlanden  auf eine Schnur gereiht wurden, schmückte man den großen Maibaum im Dorf,den die Jugendlichen in der Nacht aufstellten.Die meisten Burschen hatten schon vorsorglich im Wald ein Tannen- oder Birkenbäumchen geschlagen.Während der Dunkelheit befestigten sie den mit bunten Papierbändern dekorierten Baum auf dem Dach oder an dem Giebel des Hauses der Angebetenen. Der große Maibaum im Dorfe galt den Mädchen, die als Rummel keinen eigenen Verehrer gefunden hatten.
Vor dem Abmarsch des Zuges,der vor der Tanzveranstaltung durch den Ort ging, erhielt der junge Bursche von seiner Dame als Dank für sein ritterliches Benehmen eine grüne Schleife ans Rockrevers geheftet.
(gemäß mündlicher Überlieferung von Mahlbergern  Anfang der 80er-Jahre)

 Diese Reihveranstaltung kam in Mahlberg zuletzt im Jahre 1939 zur Ausübung und erlosch nach dem 2. Weltkrieg.In einzelnen Dörfern der Eifel soll es ihn in ähnlicher Form heute noch geben.

Mittwoch, 17. Dezember 2014


Ausschnitt vom Vortrag der Reckerscheider Junggesellen anlässlich der Hilich an das Brautpaar

" Nun erkühne ich mich als der Reckerscheider Junggesellen mit Ihnen, Herr Bräutigam und Jungfrau Braut zu sprechen.Da Sie gesinnt waren, in den Garten einzusteigen, eine Blume zu brechen,welches die Krone und Zierde dieses Dorfes war, auf die viele von uns ihre Hoffnung gesetzt hatten. Weil Sie aber der Erste sind, der sie in Liebe verbindet, soll es heißen: et Podex.
Sagen Sie, Herr Bräutigam, wir leiden es gar nicht, da wir noch teils der Vertröstung sind. Man pflegt ja zu sagen, je weniger Geld wir haben, jemehr uns der Durst tut plagen. Geben Sie uns soviel Schinken und Braten, wie die damaligen Tische konnten tragen und soviel Wein,dass wir könnten recht lustig sein. Geben Sie uns zur früheren Jura noch etwas hinzu, geben Sie uns das Vaß mit dem Wein, den Beutel mit dem Geld.Nebst der schönsten Jungfrau, die Ihnen am besten gefällt. Nun möcht ich sehen, dass der Herr Bräutigam nehme den Geldbeutel in die Hand und gebe ohne Scheu und denke, eine gute Heirat bring alles herbei. Gleich will ich meinen Dank erstatten, der soll sie loben und preisen Exzetra ".

Danach sangen die jungen Burschen aus Reckerscheid u.a. folgende Lieder:

1. Lied
1. Strophe: Ein armer Fischer bin ich zwar, verdien mein Geld stets in Gefahr,doch wenn mein Liebchen am Ufer ruht, dann geht das Fischen noch einmal so gut.

2. Strophe: Dann fahren wir zur See hinaus und werden unsere Netze aus.Dann kommen Fischlein groß und klein,ein jedes will einmal gefangen sein.

3. Strophe: Und ist vorbei der Monat Mai,dann ist vorbei die Fischerei. Dann tritt das Fischerpaar zum Traualtar, es lebe, lebe hoch das Fischerpaar.

2. Lied
1. Strophe: Schönste, aller Schönste, was höre ich von Dir.
Du willst dich heiraten, du schönes junges Blut;
dann wirst du erfahren, was heiraten tut.

2. Strophe:Dann bekommst du kleine Kinder,
dann hast du große Not.
Sie schreien zum Vater, wir haben kein Brot.

3.Strophe: Wir haben kein Brötchen, wir haben kein Geld,
dann hört man die schöne Trompete im Feld.
Die schöne Trompete,die schöne Schalmei,bleibe du nur als Mädel, ich bleibe dir treu.

Mündlich überliefert von Frau Grete Winand aus Reckerscheid

Freitag, 12. Dezember 2014


Das Hillig- Feiern der Junggesellen

Die Hillig (gesprochen Hilich) feiern die Junggesellen des Dorfes seit alters her anlässlich der Beendigung der Junggesellenschaft eines Heiratswilligen im Dorfe. Diesen Brauch gibt es zwar auch heute noch.Er wird aber gegenüber der früheren ursprünglichen Form geändert praktiziert.Nachdem sich ein junges Brautpaar geeinigt hatte, zu heiraten, bestellten sie als erstes das Aufgebot beim Pfarrer.Das Aufgebot wurde in einem Anschlagkasten der Pfarrkirche St. Goar in Schönau öffentlich bekannt gegeben. Der Pfarrer verkündete dann an 3 Sonntagen von der Kanzel aus die bevorstehende Eheschließung.
Die Hilligfeier findet 3 Wochen vor der Hochzeit stets samstags abends statt.Hierzu trafen sich abends die Junggesellen des Dorfes und marschierten, mit einem hölzernen Kochlöffel  und dem Hilligbuch bewaffnet, Lieder singend durch die Straßen bis vor das Haus der Braut.Der Bräutigam öffnete die Haustür und gewährte den jungen Männern Einlass. Dort sang man weiter Lieder, alte Weisen, die mittlerweile in Vergessenheit geraten sind. Teilnehmen durften nur die Burschen ab einem Alter von 18 Jahren. Dem jüngsten von ihnen legte man das Hilligbuch auf den Rücken und ein Altjunggeselle verlas sodann den Text.Bevor er zu lesen begann, schlug ein dritter Bursche,der den Kochlöffel trug,als Prolog dreimal mit demselben auf das Buch und dessen Träger.
Dieses alte und urtümliche Buch gilt leider als verschollen.Einige Ausdrücke hieraus sind noch bekannt, so u.a. Per Pa Pis Po. Von dem Vorleser wird dem Bräutigam vorgeworfen, in einen jungfräulichen Garten eingedrungen zu sein, um die schönste Blume des Dorfes zu brechen.
Als Strafe und Wiedergutmachung folgte dann die Aufforderung an den Bräutigam mit folgenden Worten: "und nun möchten wir gern sehen, dass der Herr Bräutigam tät nehmen den Beutel in die Hand,er möcht geben ohne jede Scheu und denk, eine gute Heirat bringt alles bei."
Bei jedem Satz erfolgte ein weiterer Schlag mit dem Kochlöffel. Währenddessen kreiste die Schnapsflasche in der fröhlichen Runde, kredenzt von der Braut.Nach dem Verlesen des Buches folgten drei Schluss-Schläge mit dem Kochlöffel. Sobald der Bräutigam der Aufforderung gemäß einen Geldbetrag aushändigte, marschierte der Zug Lieder singend ins Wirtshaus, um das Geld gegen Getränke einzutauschen.
Anmerkung: Der Autor des Hilligbuches lässt sich mit Sicherheit nicht mehr feststellen.Zunächst wird Herr Raaf  genannt( Lökke-Notar).Später wurde das Buch von einem Herrn Gerhard Ohlert neu geschrieben und ergänzt.

( von Mahlbergern, u.a. Michael Winand und Wilhelm Fass, mündlich überliefert).

Mittwoch, 10. Dezember 2014

Bekanntmachungen in früherer Zeit

Jede Gemeinde hatte bis zur Eingemeindung in die Stadt Bad Münstereifel seinen Ortsvorsteher,früher auch Dorfschulze genannt.
Ihm zur Seite stand der Gemeinderat.
Bis in die Zeit vor dem 2. Weltkrieg wurden die amtlichen Mitteilungen im Dorf öffentlich bekannt gegeben.Es konnten dies Entscheidungen des örtlichen Gemeinderates oder Mitteilungen vom Bürgermeisteramt Münstereifel-Land aber auch behördliche Anordnungen sein.Diese öffentlichen Bekanntmachungen fanden meist an Sonntagen statt.Ein beauftragter Junge zog, ein Glöckchen oder Schelle schwingend, durch das Dorf. Aus jedem Haushalt begab sich dann jemand zum Versammlungsplatz.Dort verlas dann der Ortsvorsteher die amtlichen Nachrichten und Beschlüsse und verteilte einmal jährlich die Steuerzettel.

( mündlich überliefert)

Dienstag, 9. Dezember 2014


Von der Zusammenlegung und Flurbereinigung im Höhengebiet

Ein Nachteil für die Bauernfamilien in der ganzen Eifel war früher die unendliche Zersplitterung und Zerstückelung des Grundbesitzes, insbesondere der Wiesen- und Ackerflächen.Es gab Tausende von Parzellen in der Eifel und davon auch viele im Höhengebiet des Amtes Münstereifel, die nur Zimmergröße erreichten.Der Eifeler mit einer großen Anzahl von Kindern verteilte sein Land unter diese vor seinem Tode. Es herrschte das sogenannte Anerbenrecht und es wurde im allgemeinen jeder Einzelbesitz  an Grundstücken in so viele Teile zerlegt, wie es Erbberechtigte gab.Die Teilung war eine schwierige Angelegenheit, da es große Unterschiede zwischen den einzelnen Parzellen gab.Man konnte sie meistens nur in gleichwertige Streifen teilen. Ausserdem führte dies zu unnötigen Kosten in Form von Vermessungs- und Grundbuchgebühren.
Nachdem ein junger Landwirt einen eigenen Hausstand gegründet hatte, begann das Zusammenkaufen  von zusätzlichem Land.Dies führte dann dazu, dass er zum Beispiel einen Morgen Land,den er in fünf, acht oder zehn Teilen kaufen musste,viel teurer bezahlte als für den Erwerb eines ganzen Stückes.Die starke Parzellierung ließ häufig nur schlechte und unbefestigte Zufahrtswege zu.
Zirmlich unwirtschaftlich war auch die Bewirtschaftung der kleinen Wiesen und Äcker.Damit die Landwirte eine Feldflur auch beackern konnten,herrschte wegen der Vielzahl kleiner Äcker und Parzellen sogenannter Flurzwang, d.h., es durften alle Fläche z.B. eines Hanggeländes oder Bergrückens nur mit der gleichen Feldfrucht bestellt werden( z.B. nur Roggen, Weizen oder Kartoffeln usw.).Die zerstückelten Parzellen waren nur selten von einem Weg aus erreichbar,so dass bei der Aussaat, Feldpflege und Ernte die angrenzenden Parzellen mitbefahren wurden.Die großen Wege zwischen den verstreuten Parzellen, das andauernde Anhalten und Umkehren beim Pflügen und Eggen, der Verlust von Saatgut und Kunstdünger beim Säen,die Streiterei mit Grundstücksnachbarn brachte großen Leerlauf. Als Beispiel sei die zerstückelte Gemarkung des Dorfes Mahlberg, dargestellt im Jahrbuch des Kreises Euskirchen von 1981,Seite 108, erwähnt. Daher betrieb das Kulturamt in den fünfziger-Jahren des letzten Jahrhunderts die Um- und Zusammenlegung mit der Flurbereinigung zur Verbesserung der Gesamtstruktur und der wirtschaftlichen Nutzfläche. Dies führte natürlich auch zu anfänglichem Unmut und Schwierigkeiten mit der betroffenen Einwohnerschaft.Durch die Flurbereinigung erhielten die Grundstücke,sowohl Felder, Wiesen als auch Waldungen, ihre jetzige Form und Größe bzw. Besitzzuteilung. Anm. 1 
Zusätzlich vernetzte man das Gebiet mit neuen Forst und Wirtschaftswegen.Auch sorgte man bei vielen Wiesen und Weiden für eine Qualitätsverbesserung, indem man den sumpfigen Boden durch Drainagen entwässerte und mäanderte Bachläufe begradigte bzw. kanalisierte sowie sog. Flutgräben anlegte. Diese Maßnahmen gingen jedoch zu Lasten des Naturschutzes und der Artenvielfalt und macht diese anderorts zum Teil wieder rückgängig.Durch  Rodungen von Waldflächen und Urbarmachung von Heide- und Ödland gewann man neues Ackerland mit guter Bodenqualität hinzu,z.B. in den Gemarkungen Ellert und der Kopnück. An der Kopnück und vereinzelt auch anderswo errichtete man neue Siedlungshöfe. Leider war das Ergebnis der Kultivierung u.a. auch der Verlust der Heideflächen der Mahlberger und der Sasserather Heide mit ihrem für diese Gegend einzigartigen Wacholderbüschen und seltenen Fauna.(s.Anm. 2).
Die Kosten für die Zusammenlegung gingen anteilsmäßig zu Lasten der Grundstücksbesitzer und zum Großteil die des Staates. Die neu geschaffenen Grundstücke stufte das Kulturamt in verschiedene Wertkategorien ein und teilte diese durch Losentscheid ihren neuen Besitzern zu, so dass nachher der Neubesitz wertmäßig dem früheren Grundstücksbesitz entsprach.
Die Zusammenlegung war auch wegen der fortschreitenden Technisierung und Mechanisierung der Landwirtschaft mit ihren modernen Maschinen unumgänglich.

 ( nach mündlichen Berichten einheimischen älteren Landwirten)

zu Anm. 1: s. Karte der Gemeinde Mahlberg aus dem Jahre 1956 im Heimatkalender Kreis Euskirchen von 1981, Seite 109

zu Anm. 2: s. Artikel des Verfassers in Eifeljahrbuch 1997

Freitag, 5. Dezember 2014


Von Handwerksburschen und fahrenden Leuten

In früherer Zeit stand das Handwerk in hoher Blüte; vor allem Zimmerer, Schneider und Schmiede, um nur einige Berufe zu nennen.Bei den Handwerksgesellen waren die Wanderjahre seht beliebt.Bevor sie selbständig und sesshaft wurden,zogen sie mit wenig Gepäck durchs Land.Bei Meisterbetrieben ihrer Zunft klopften sie an und baten um Arbeit und Brot. Unvergesslich sind besonders wegen ihrer Kluft die Hamburger Zimmermannsgesellen.Als Kopfbedeckung trugen sie den Zylinder-oder Schlapphut.Der Anzug Anzug war entweder aus schwarzem Cord- oder Manchesterstoff gefertigt.Die Wadenbeine der Hosen hatten Überweite. Im Koppel hingen traditionsgemäß  Zimmermannshammer und Zollstock.
Des öfteren kamen auch Kesselflicker, Schirmflicker und Scherenschleifer ins Dorf sowie zahlreiche Händler und boten ihre Waren feil von Gegenständen für den Haushalt, Mausefallen oder irgend einer Tinktur, die man den Gutgläubigen als Heil-oder Wundermittel gegen irgend welche Krankheiten oder auch irgend ein unnützer Kram aufschwatzte.
Auch die nicht immer gern gesehenen Tippelbrüder und zahlreiche Landfahrer( Roma,damals noch im Volksmund mit dem Schimpfwort Zigeuner bedacht) zogen durch die Lande und baten um Almosen oder Rast. In einem kleineren Raum des Spritzenhauses der Feuerwehr gewährte man den durchreisenden Obdachlosen für die Nacht Unterkunft auf einem Strohlager.

nach mündlicher Überlieferung

Donnerstag, 4. Dezember 2014


Jagdbares Wild und vorkommende Tierarten im Höhengebiet

Als Jagdwild kommen hauptsächlich in dieser Gegend noch vor: Hirsche,darunter auch später eingeführte Edelhirsche aus den Karpaten,Rehe, Hasen und Kaninchen sowie Schwarzwild( Wildschweine) sowie ausgesetzte Fasane. Gänzlich verschwunden sind seit den 60er-Jahren in dieser Gegend die Vorkommen an Rebhühner ;bedingt durch den Einsatz von Pestiziden und dem Einsatz moderner Erntemaschinen für das Getreide. Gejagd wurden außerdem noch Wildenten, die ebenfalls verschwundenen Wachteln, Schnepfen und Krammetvögel. Das Birkhuhn war in den ehemaligen Flächen der Sasserather und Mahlberger Heide durch einige Paare vertreten.
An Raubtierarten sind im Höhengebiet Fuchs, Dachs,Wildkatze,Iltis, Stein-und Edelmarder sowie Wiesel anzutreffen.Bestände an Greifvögel sind zu nennen: Mäusebussard, Habicht,auch Hühnerhabicht genannt, Eulen, Kauz, Sperber, Baum- und Turmfalken sowie Merlin, roter Milan und in den Sommermonaten den Wespenbussard sowie als seltenen Durchzügler die Wanderfalken.
Horstende bzw. hier lebende Fischreiher sind im Einzugsgebiet der Erft vorhanden.


  Treibjagden

Früher war es Tradition der Jäger auch in dieser Gegend, am St.Hubertustag Anfang November, Treibjagden auf das Jagdwild in den Wäldern zu veranstalten.
Bis Anfang des 19. Jahrhunderts fanden Treibjagden zur Bejagung der damals noch hier vorkommenden Wölfe statt.Deren Bestand hatte während und nach den Befreiungskriegen stark zugenommen.Alte Urkunden, z.B. die Chronik von Bad Münstereifel, berichtet davon.
Unter militärischer Anleitung wurden oftmals Hunderte von Einheimischen aus den Dörfern im Höhengebiet als Treiber rekrutiert.
Im Gegensatz hierzu war die spätere Teilnahme an den Treibjagden auf Jagdwild freiwillig, das sich die Jagdbesitzer einiges kosten ließen; denn die Beute war manchmal gering und nicht kostendeckend. Die Jagdhüter heuerten eine größere Anzahl von Treibern im Dorfe an. Darunter waren auch viele heranwachsende Jugendliche.Zum Abschluss der Treibjagd gab es traditionell Erbsensuppe mit Bratwurst oder Speckeinlagen.
Treibjagden auf Wildschweine veranstaltete man meistens im Winter nach Schneefall.Spuren ,die in eine Schonung,dem bevorzugten Aufenthaltortes des Schwarzwildes hinein-, aber nicht wieder heraus führten,zeigen die Anwesenheit des Schwarzkittels an. Gefährlich sind besonders angeschossene Tiere.Dasselbe gilt ebenso für Sauen mit Frischlingen.

aufgezeichnet nach mündlichen Berichten von älteren Dorfbewohnern

  Nahrungsspezialitäten aus der Nordeifel

Buchweizenmehl verwendete man früher in der Eifel mit Vorliebe für die Zubereitung von Pfannkuchen.Der Buchweizen wurde im Höhengebiet als Kultivierungsfrucht  von gerodeten Waldparzellen angebaut.
Hafergrütze war einst Hauptnahrungsmittel der armen Landbevölkerung. An Festtagen wie die Kirmes oder an Namenstagen, bei denen die ganze Verwandtschaft  zu Besuch kam,waren die Promme- oder Appel-Taat ( Pflaumen- oder Apfelkuchen) sowie Fladen geschätzte Delikatessen. Bereits einige Tage vor dem festlichen Ereignis herrschte im sog. Backes ( Backraum mit Backofen) der Hausfrau ein emsiges Treiben und es dauerte Stunden, bis alle Taaten und Fladen fertig gebacken waren.Zu den Spezialitäten auf dem Lande gehört noch heute gepökeltes Schweinefleisch.Auch die selbstgemachten Hauswürste gibt es hier noch.Imker im Dorf stellen aus dem Produkt der Bienen naturreinen Honig her.Der als Nebenprodukt der Imkerei anfallende Wachs ist Grundlage für die Kerzenherstellung. Diese waren früher neben Öllampen vor der Elektrifizierung einzige Lichtquelle in den Häusern.Als Delikatesse kamen früher auch naturgeräucherter Schinken auf selbst gebackenem Steinofenbrot auf den Tisch. Die in den zahlreichen Heideflächen selbst gesammelten Blaubeeren bereitete man zu Blaubeerkuchen,eine Delikatesse für den Feinschmecker.Die Früchte der Himbeere und Brombeere verwendete man für die Herstellung von Säften oder ließ sie wie den Saft der Blaubeeren und Hagebutten in Ballonflaschen zu einem Wein gären.

( mündliche Überlieferung in Mahlberg und vom Verfasser z.T. noch selber erlebt)

Dienstag, 2. Dezember 2014


 Bau der Häuser im Fachwerkstil

In dieser Gegend errichtete man die Häuser sowohl auf dem Lande als auch in der Stadt Münstereifel vorwiegend im Nordeifeler Fachwerkstil. Als Bauholz für das Fachwerkgefüge dienten die haltbareren und wetterbeständigen Eichernholzstämme aus den einheimischen Wäldern.Diese konnten dem rauen Eifelklima länger als andere Holzarten standhalten. Die Zurichtung der vielen einzelnen Bauelemente aus Eichenholz für ein Wohnhaus erforderte einen Arbeitseinsatz bis zu einem Jahr.Dabei unterstützte der Bauherr die Zimmerleute bei der Arbeit.
Das Eichenholz wurde mit der Axt und großen, sogenannten Plattbeilen zunächst grob zubehauen. Anschließend hievte man die Holzbalken auf einen Bock, wo zwei Mann sie mit einer Säge vierkantig zuschnitten. Das fertige Vierkantholz bestrich man später mit einer in Wasser zugerichteten schwarzbraunen, wetterbeständigen Flüssigkeit, welche das Holz vor Fäulnis und Wurmfraß schützte.Danach baute man das Balkengefüge des Fachwerkhauses auf.Bei der Aufrichtung des Gebäudes halfen Nachbarn und Bekannte im Dorf mit. Zapfen und Holzkeile verbanden die einzelnen Balken stabilisierend miteinander.Die Querbalken nannte man Riegel und die senkrechten Balken Pfosten.Zusätzliche Schrägstreben verstärkten noch die bauliche Stabilität.In die Zwischenräume zwischen den Balken, Fächer genannt,fügte man senkrecht als Stevel  bezeichnete Holzstäbe aus dünnen Eichenästen in die Balken ein.In die untere Balkenreihe wurden mit einer sogenannten Lochaxt Löcher geschlagen und in die oberen Balken Rillen eingearbeitet. Die sogenannten Stevel konnten jetzt in die Balken befestigt werden.Diese Holzstämmchen spaltete man in der Mitte auf,so dass man dazwischen waagerecht etwa fingerdicke Ruten(in dieser Gegend meist halbierte Haselnussruten, andererorts auch Weiden) einflechten konnte.Diese Ruten nannte man Reihhölzer. Das Flechtwerk schmierte man mit einer Mischung aus Lehm,Grummet, gehäckseltem Stroh und Sand zu, die man außen mit feinem Lehmputz überzog und glattstrich.Lehm ist im Münstereifeler Höhengebiet unter einer dünnen Humusschicht reichlich vorhanden.Mancherorts füllte man die Zwischenräume auch mit ziegelförmig gepressten Rückständen der zerkleinerten Eichenlohe (s.Anm.1).Nach dem Trocknen übertünchte man den Lehmputz mit einer weissen Kalk- oder hellbraunen Ockerfarbe. Diese bildete einen schönen Farbkontrast zu den schwarz oder rotbraun gestrichenen Fachwerkbalken.

Bis weit in das 19, Jahrhundert waren die Häuser auf dem Lande mit Roggenstroh gedeckt, da Stroh als kostenloses Nebenprodukt bei der Getreideernte zur Verfügung stand.Dies erhöhte natürlich unter anderem die Brandgefahr, so dass es gerade auch in den angrenzenden Dörfern, so in Reckerscheid am 08.09.1865 und auch in Mahlberg selbst am 20.10.1899 zu verheerenden Bränden kam, die mitunter ganze Strassenzüge oder auch ganze Ansiedlungen in Schutt und Asche legten.( s. Anm. 2). Erst mit Beginn des 20. Jahrhunderts setzten sich die wegen der Brandgefahr gesetzlich angeordneten Ziegelpfannen- und Schieferdächer durch, obwohl bereits 1836 eine Kabinettsordre erschien, die das Strohdach verbot( s. Anm.3).
                                       
                                          Holzschnitt mit Hs. Winand( Willems) und Hs. Mies in Mahlberg

Da der Wohnwert der alten Fachwerkhäuser lange Zeit gering geschätzt wurde, verschwanden immer mehr zugunsten von Neubauten mangels Denkmalschutz auf Abriss oder stehen als unbewohnte Ruinen da.Trotzdem besteht im Raum Bad Münstereifel die Möglichkeit, schön erhaltene und restaurierte Fachwerkhäuser zu sehen.
Erwähnenswert ist, dass ein altes Fachwerkhaus aus dem Münstereifeler Ortsteil Scheuerheck orginalgetreu im Freilichtmuseum Kommern wieder aufgebaut und mit altem Hausinventar der mittelalterlichen Bauernkultur eingerichtet wurde ( s.nachstehendes Foto).
                               Freilichtmuseum Kommern, Haus Scheuerheck

Anmerkung 1: s. Schaubild Eifelmuseum Blankenheim
Anmerkung 2: zu Reckerscheid s. Wikipedia, zu Mahlberg Artikel in Jahrbuch Kreis Euskirchen 1990 mit dem Titel "Feuerregen in Mahlberg"- Ein Dorf ging fast vollständig unter, Bericht Münstereifeler Zeitung Nr. 43 von 1899
Anmerkung 3: s. Eifelgut Heft 6, der Eifelbauer, Seite 8

mündlich überliefert von älteren Zimmerern aus Mahlberg, u.a. Michael Fass; dazu aus dem Schrifttum aus der Reihe das Handwerk im Dorf Seite 58/59 vom Rheinischen Freilichtmuseum Kommern

Montag, 1. Dezember 2014


Loheschälen

aus gemahlener Eichenrinde gewann man früher den Gerbstoff zum Gerben von Leder.Dieser Stoff ist in der Rinde der Baumart enthalten.Heutzutage brauchen die Gerbereien andere Mittel; moderne chemische Zusammensetzungen.Bis in den 30er-Jahren des letzten Jahrhunderts war jedoch Eichenlohe als Materialrohstoff in der Gerbindustrie unentbehrlich.

Von den jungen Eichenbäumen mit einem Durchmesser von 7-15 cm entfernte man in den Monaten Mai- Juni, wenn der Saft im Holz stieg, die Rinde.Das Schälen der Eichenrinde, Lohe genannt, ging wie folgt vonstatten:Zunächst wird in einer Höhe von etwa 1,80- 2,00 m mit einem sogenannten "Schlimmetz" rundum am Stamme die Rinde durchtrennt.Dann schält man von der Trennstelle aus senkrecht bis zum Boden einen etwa 5-7 cm breiten Streifen vom Stamm ab. Anschließend wird die restliche Rinde mit einem Lohmesser abgeschält.Das Lohmesser ist ein Spezialgerät.

                                                  Spitze des Lohmessers

                                                altes Lohmesser

Es hat eine etwa 3 cm kleine, schaufel- (mehr als halbkreisförmige) Spitze), wovon eine Seite flach und die andere gerundet ist. Die Ränder des Lohmessers sind geschärft.Die schärfere Seite Spitze wird zwischen Rinde und Holz in den Stamm eingeschoben. Dann wird durch Auf- und Abwärtsbewegungen unter dauerndem Gegendruck der Stamm entrindet.Danach hat man den jungen Baum mit der Axt gefällt und entastet sowie den ganzen Baumstamm auf zwei Meter lange Lohstücke geschält.Diese kamen dann gebündelt zum Trocknen an ein Gerüst.

Nach der vollkommenen Trocknung erfolgte der Transport der Eichenlohe in das Sammellager nach Bad Münstereifel.Das gemahlene Pulver kam dann als Gerbzusatz in das Lohbad.
Das entrindete trockene Holz schätzte man wegen seiner guten Brennbarkeit besonders.Die Rückstände der Eichenlohe wurden ziegelförmig gepresst und beim Hausbau verwendet.

Für die Waldbesitzer bedeuteten die Einnahmen aus dem Verkauf ein willkommenes Zubrot.

überliefert von Wilhelm Fass und Peter Rick

Freitag, 28. November 2014


 Waldnutzung, Transport und Verarbeitung des Holzes

Die Forstwirtschaft ist und war auch schon früher ein bedeutender wirtschaftlicher Faktor für die Menschen in der Eifel.
Schon die Römer wussten den Holzreichtum der Eifel zu schätzen.Der Bedarf an Holzkohle war damals und auch im Mittelalter sehr groß, so dass schließlich vom Holzreichtum der Eifel nicht mehr viel übrig blieb und ausgedehnte Heide-und Ödlandflächen das Land bedeckten.
Erst mit der Preussenzeit ab 1815 setzte eine konsequente Wiederaufforstung ein,so dass jetzt wieder ausgedehnte Mischlaub- und Nadelwälder wieder die Eifel bedecken.

Auch im Dorf verdingten sich früher einige als Waldarbeiter, Köhler und Fuhrleute.
                                           
                                                Fuhrmann Peter Lethert aus Mahlberg mit seinen Pferden

Der Holzeinschlag erfolgte vorwiegend im Winter bis zum Beginn des Frühlings,früher für die Waldarbeiter oder Holzfäller eine harte Arbeit,denn es standen ihnen als Werkzeuge nur Axt und Schrotsäge, auch "Drummsäge" genannt, zur Verfügung.Die Waldwege waren damals kaum ausgebaut und erschwerten den Holztransport.Die meisten Wege führten über unbefestigten naturgewachsenem Boden. In unwegsamem Gelände und an Steilhängen oder bei Durchforstung musste das geschlagene Holz mit Hilfe eines Pferdes an die günstiger gelegenen Lageplätze geschleift werden.Die zum Abtransport eingesetzten Wagen hatten noch die alten Holzräder; Nabe, Speichen und Felgen bestanden ebenfalls aus Holz,während die Oberfläche des Rades eine Eisenbereifung aufwies.Die sehr schmalen Felgen und Reifen hinterließen bei nassem Boden tiefe Furchen und Schlaglöcher,so dass sich die Wagen häufig festfuhren.Darum schlossen sich mehrere Fuhrleute mit ihren Gespannen zusammen und fuhren gleichzeitig im Konvoi. So konnte man sich bei Pannen gegenseitig helfen.Das Beladen der Wagen erfolgte in Handarbeit.Nur bei schweren Stämmen benutze man die per Hand gedrehten Winden. Das Brennholz sägte man auf 1 m Länge und schichtete es zu Klaftern auf, die nummeriert und und öffentlich versteigert wurden.
Dickstämmiges Langholz kam an die holzverarbeitenden Betriebe wie Sägewerke, Zimmerer und Tischler zum Verkauf.Die Pferdefuhrwerke transportierten die Holzstämme an die nächsten Bahnstationen in Münstereifel und Arloff. Aus  Eichenholz stellte man u.a. auch Bahnschwellen her.
Das Nadelholz verwendete man nicht nur beim Hausbau sondern brauchte es in den Bergwerken in den Kohlerevieren auch als Grubenholz.*

                               
                                   Verladeplatz am Bahnhof Münstereifel


* Berichtet von Peter Rick aus Mahlberg


Donnerstag, 27. November 2014

 Lebensunterhalt und Erwerbsmöglichkeiten einst und jetzt

In den Ortschaften und einst selbstständigen kleinen Gemeinden des Münstereifeler Höhengebiets lebten die Menschen früher wie überall in der Eifel sehr bescheiden von den Erträgen ihrer landwirtschaft. Der karge, steinige Boden gab nur wenig her und oft kam es durch die Unbilden der Witterung zu Missernten, so dass dann der Hunger Einzug in die Häuser hielt.Bedingt durch das Erbrecht mit vielen Teilungen hatten die Äcker und Parzellen vor der Flurbereinigung Mitte der 50er-Jahre manchmal nur Zimmergröße.An Getreidesorten gediehen in dieser Gegend vorwiegend nur Roggen, Hafer und auch der Buchweizen.Auf dem steinigen Boden gediehen jedoch besser Hackfrüchte wie Kohlrabi, Rüben und Kartoffeln. Daneben dominierte bis zu Beginn des 20. Jahrhunderts die Schafzucht zur Beweidung der  Brachflächen und ausgedehnten Heidegebiete.Eine Kuh oder gar mehrere konnte sich damals kaum eine Bauernfamilie leisen.Die Schafherden lieferten neben dem Fleisch auch das Rohprodukt Wolle,womit die Schäfer die Tuchmacher der Gegend, vor allem aber die Zunft der Wollweber in Münstereifel belieferten.In Heimarbeit stellten die Familien an den langen Winterabenden für den Eigenbedarf auch selbst Kleidungsstücke her.In fast jedem Haus stand damals ein Webstuhl.In dem Dorf Rupperath lebte in den 60er-Jahren des letzten Jahrhunderts die alte Tradition des Webens wieder auf,als man hier die Tuchware wieder gewerbsmäßig herstellte.
In den 20er-Jahren nach dem 1. Weltkrieg baute man in den Dörfern des Höhengebietes auch vereinzelt noch den blau blühenden Lein an. Aus den Fruchtkörnern gewann man ein Öl.Das Stroh der Pflanze lieferte nach einer Spezialbehandlung durch Walken, Bleichen und Kämmen den Leinenstoff.Pferde- oder Ochsenbesitzer verdienten dazu ihren Lebensunterhalt als Fuhrleute. Die Waren aller Art mussten vor der Motorisierung mit Ochsen-und Pferde-,manchmal auch von Maultiergespannen, transportiert werden, vor allem zur Belieferung der Märkte in Münstereifel und ausserhalb sowie zum Holztransport im Walde oder Beförderung des Getreides zu den Mühlen. Bei den erwähnten Maultieren handelte es sich vorwiegend um zurückgelassene Tiere der Besatzungstruppen nach dem 1. Weltkrieg.Viele Kleinbauern arbeiteten im Zuerwerb als Tagelöhner in Forstwirtschaft, Köhlerei, als Lohschäler, Steinklopfer in den Grauwacke- und Basaltsteinbrüchen der näheren Umgebung sowie als Handwerker in den Kleinbetrieben von Münstereifel.Letztere suchten ihr Glück auch in den Großstädten an Rhein und Ruhr oder wanderten nach Amerika aus.
Holzfällerkolonnen zogen bis in die Wälder der Ville oder des Kottenforstes. Andere arbeiteten im Braunkohlegebiet von Liblar oder den dortigen Brikettfabriken.
In den 30er-Jahren des vorigen Jahrhunderts arbeiteten einige Männer aus den Dörfern als Bergleute in den Bleibergwerken des Mechernicher Reviers sowie in der Gruben Hürnigskopf bei Kirchsahr und in Burgsahr( Zinkerz) sowie später in Klappertshardt bei Hummerzheim(Blei- und Kupfererze).
In der Landwirtschaft sind auch im Münstereifeler Höhengebiet,bedingt durch die Umstrukturierung und Technisierung, nur noch wenige voll erwerbstätig.Einige behielten die Landwirtschaft mit Weidewirtschaft und Viehhaltung als Nebenerwerb.Vor dem 2. Weltkrieg bevorzugte man hier die sog. Glahner Rasse,ein einfarbiges (rot-oder gelbes) Höhenrind (s.Foto ).Seit einigen Jahren nimmt die Schafzucht wieder zu.Einige Dorfbewohner betreiben kleinere Handwerksbetriebe, während der Großteil der Erwerbstätigen  in den Betrieben und in der Verwaltung von Bad Münstereifel, Euskirchen oder den Großstädten am Rhein arbeitet.

                                  Höhenrind der Glahner Rasse  im Freilichtmuseum Kommern

Dienstag, 25. November 2014


 Von der Landwirtschaft in früherer Zeit

Damals betrieben die Landwirte im Münstereifeler Höhengebiet überwiegend Ackerbau, auch wenn der steinige Boden nur eine karge Ernte zuließ. An Getreide und Nutzpflanzen bauten sie an: Roggen, Hafer,Gerste, Buchweizen,Felderbsen und an günstigen Standorten Weizen und Raps, selten auch Flachs. Als Erstsaat auf frisch gerodetem Ödland wurde mit Vorliebe Buchweizen angebaut.Aus seinem Mehl bereitete die Hausfrau in der Bratpfanne die wohlschmeckenden Buchweizenfladen. Mit Sirup bestrichen galten sie als Delikatesse.Der Anbau von Hackfrüchten wie Kartoffeln, Kohlrabi, Runkelrüben ,Möhren ,Karotten und Gemüse diente mehr oder weniger der Selbstversorgung,
Manche Landwirte haben gleich nach der Roggenernte das Stoppelfeld mit dem Kultivator bearbeitet und Rüben als Futterzugabe für das Vieh im Herbst ausgesät.Die Wiesen benutzte man fast nur zum Heu-und Grummetmachen.Nach der Grummeternte wurden auch die Kühe zum Weiden auf die Wiesen getrieben.Die meist einfarbigen Kühe gehörten der Glanerrasse an.
                                           Glanvieh im Freilichtmuseum Kommern

Infolge ihres Einsatzes bei der Feldarbeit lieferten sie nur einen geringen Milchertrag,der aber einen erstaunlich hohen Fettgehalt aufwies.Als Zugtiere für die Feldarbeit konnten sich nur einige wenige Pferde, Maultiere oder Ochsen leisten,während die meist ärmeren Bauernfamilien nur ihre Kühe hatten.


                                               Bauernfamilie aus Mahlberg bei der Getreideernte 1941
                               
mündliche Überlieferung in Mahlberg

Transport des Getreides zur Mühle

Sollte Brot gebacken werden, mussten die Bauern früher erst vorher das Getreide zum Mahlen nach Schönau in die Mühle transportieren. Für den Transport benutzten sie leichte Handwägelchen,die oft genug erst bei Nachbarn ausgeliehen werden mussten.Später hat dann der Besitzer der Schochermühle ( von Einheimischen "Schauche Mühle" genannt), zwischen Schönau und Holzmühlheim an der noch jungen Erft gelegen,das Mahlen und den Transport mit dem Pferdefuhrwerk ,meist zweimal wöchentlich, übernommen.

mündliche Überlieferung in Mahlberg

 Brotbacken nach alter Tradition in Steinbacköfen

Brot backten die Familien früher in Mahlberg wie überall in der Eifel in eigenen Steinbacköfen.Sie wurden mit Eichen- und Buchenästen beheizt.Zum Anheizen dienten sog. Schanzen,Reisigbündel aus
deren dünnen Ästen  oder von Ginstersträuchern.
Der Backvorgang ging wie folgt vonstatten: Sobald der Ofen die erforderliche Heiztemperatur erreicht hatte, wurde die Glutasche mit einem langen Holz- oder Eisenstiel, an dessen Kopfende ein Schaber befestigt war, ausgeräumt und das Innere ebenfalls mit langem Stiel und nassen Sackleinen ausgewaschen. Die in dem Ofen gespeicherte Hitze reichte 2 Stunden bei dem ersten Backvorgang für 6-8pfündige Schwarzbrote. Der Backprozess für die Grau- und Weißbrote nahm 3/4 Stunde in Anspruch und der für die schmackhaften Torten (Fladen oder Taate im Volksmund genannt) 1/4 Stunde,nachdem aber vorher der Ofen erneut mit leichteren Holzreisen(Schanzen) beheizt worden war. Der Roggenmischteig für Schwarzbrote wurde nach uraltem Rezept aus Sauerteig (früher im Volksmund der Dessem genannt) ohne weitere Backhilfe aufbereitet(s. Anmerkung 1).
Das erste Brot, welches in den Ofen kam, erhielt ein Kreuz eingedrückt und hieß im Volksmund Krützbruut (Kreuzbrot). Dieses aß man als letztes. Beim Anschneiden eines Brotes segnete die Bäuerin dieses vorher mit einem Kreuzzeichen zur Ehre Gottes.Auch vermied man, das Brot auf den Rücken zu legen. Der Sauerteig bestand aus den Backrückständen vom letzten Backen.Diese bewahrte man in einem Steintopf auf und bereitete sie am Vorabend des Backtages zu einer Kugel geformt vor.Von dem Neugebackenen behielt man für die Herstellung des neuen Sauerteiges für den nächsten Backvorgang, der in der Regel alle 14 Tage stattfand, wiederum einen Teil zurück(s. Anmerkung 2).
Die letzten Feuer in den Backöfen erloschen Ende der fünfziger Jahre,In einigen wenigen älteren Fachwerkhäusern, die den Dorfbrand von 1900 überlebten,sind die verrußten und stillgelegten Backöfen Zeugen der Vergangenheit. Der Verfasser erlebte noch den beißenden Qualm und den aromatischen Duft der Brote und Taaten, der einem beim Eintritt in die Backküche entgegenkam.

Anmerkung 1: s. Eifeljahrbuch 1968, der Weidenbaum S. 127

Anmerkung 2: mündlich überliefert von Maria und Peter Rick aus Mahlberg

Edgar Fass

Montag, 24. November 2014

Suche nach Viehfutter im Frühjahr und das Bürdetragen der Dorffrauen

Im Frühjahr herrschte oft Mangel an Viehfutter, vor allem bei den Bauernfamilien mit kleinerer Landwirtschaft. So gingen dann viele Frauen im Dorfe in kleinen Gruppen das erste junge Gras von Waldschneisen und der Heide mit der Sichel mähen.Für den Heimtransport mussten die Frauen oft große Strapazen und weite,manchmal kilometerlange Wege in Kauf nehmen. An diesen Gruppen beteiligten sich bis zu fünf Frauen aus der Nachbarschaft.Für den Transport des Grases benutzten sie Jutesäcke,die aufgetrennt und später wieder aneinandergenäht wurden.Ihre Form war quadratisch und sie maßen etwa 1,20 m X 1,20 m, wobei man die Ecken mit Kordeln verlängerte.Auf die ausgebreiteten Jutesäcke häuften sie das gesammelte Gras und und zog die Schnurenden überkreuzt zusammen und banden sie zu.Das so mit Gras gefüllte kugelförmige Bündel hieß im Volksmund Bürde.Die Frauen trugen diese 25-30 kg schweren Bürden querfeldein über Berge und Täler hinweg auf ihren Köpfen,mitunter bis zu 5 Kilometer oder sogar noch mehr. Im späten Frühjahr, wenn das Gras üppiger wuchs, sammelten die Dorffrauen mehrerer solcher Bürden.Dann erfolgte der Heimtransport aber aber von den Männern mit Gespannen von zwei Kühen.Milchkühe kamen deshalb für die Gespanndienste zum Einsatz, weil sich die ärmeren Bauern zusätzlich keine Ochsen anschaffen konnten.Die Räder dieser Gespanne waren aus Holz gefertigt und brachten es auf eine Höhe von bis zu 1,30m. Die Felgen waren zusätzlich noch mit Flacheisen verstärkt.
Bauer mit Kuhgespann in den 50er-Jahren in Mahlberg


Selbst die Disteln und den Löwenzahn auf den Wiesen wurde an das Vieh verfüttert, wobei das Ausstechen der Pflanzen mit dem Messer aus dem Boden eine harte und mühselige Arbeit war. Von den Äckern sammelte man das Wildkraut Krähenfüß mit seinen fetten Wurzeln.Krähenfuß und Disteln vermischte man mit Wasser und etwas Kleie und erhitzte es im Viehkessel und goß dieses in den Viehtrog. Dieses Futtergemisch nannte man " Schlabb".Zu erwähnen ist noch, dass das Gras an den Straßenrändern und- böschungen von der Gemeinde an Interessenten versteigert wurde.

von Mahlbergern mündlich überliefert

Samstag, 22. November 2014


Nahrungsmangel und Ernährung durch pflanzliche Kost von Wildgemüse

In den Notzeiten nach dem 1. Weltkrieg hielt im armen Höhengebiet der Hunger Einzug in vielen Familien.Besonders bei kinderreichen Familien kam Fleisch höchstens an Sonntagen auf den Tisch. Fast alle Kinder wiesen Zeichen von Unterernährung auf.Diese Gegend war und ist reich an Wildgemüse.An Wegerändern trifft man häufig  Sauerampfer und Bocksbart an.Diese aßen die hungrigen Mäuler roh. Letzterer ist zwar keine Delikatesse,aber immerhin genießbar, wenn er noch jung und zart ist.Als Wildgemüse kamen des weiteren Pflanzen wie Spitzwegerich, Löwenzahn ,Wiesenknöterich, Brunnenkresse, Sauerampfer und Brennesseln auf den Tisch.Von ihnen bereitete man Salate oder Gemüse; die Brennessel lieferte gekocht ein vorzüglich schmeckendes spinatähnliches Mus. Hierfür pflückten sie die jungen und zarten Spitzen der Pflanzen.Die nach der Getreideernte ausgesäten Rüben kamen später zum teil auch auf den Mittagstisch. Die Blätter wurden sehr kurz geschnitten und die Rübe selbst in kleine Würfel zerkleinert.Die beiden gemischten und gepressten Teile lagerte man in einem etwa 50 Liter großen Tontopf. Daraus bereitete man im Winter ein nur ungern gegessenes Mahl. Damit man auch im Winter etwas zu knabbern hatte, wurden im Herbst Holzäpfel und Schweinebirnen( im Volksmund Säusberre genannt) gepflückt. Sie wurden zum Nachreifen im Heu deponiert. Begehrte Sammelobjekte waren auch die Bucheckern. Damals zogen im Herbst ganze Scharen zum Sammeln in die Wälder.Man tauschte sie gegen das vielbegehrte Speiseöl ein. Auf den damals noch häufigen Heide- und Ödlandflächen  wuchsen noch recht zahlreich die Blaubeeren und Heidelbeeren.Davon bereitete man den wohlschmeckenden Blaubeerkuchen. Als Delikatesse war er bei den Städtern sehr gefragt.Die Beeren wurden daher auch von den Bäckereien in Münstereifel gerne aufgekauft.Da konnten sich fleißige Pflücker(innen) ein paar Groschen verdienen.

Zeitzeuge: Wilhelm und Christine Fass

 Notzeiten nach dem 1. Weltkrieg und französische Besatzung

Das Leben der Menschen  in den Dörfern im Amt Münstereifel und der gesamten Nordeifel nach 1918 während der sog. goldenen zwanziger Jahren dieses Jahrhunderts kennzeichneten  sowohl die wirtschaftliche Armut als auch die als bedrückend empfundene französische Besatzung.Einerseits begrüßte man erleichtert das ersehnte Ende des, wenn auch verlorenen 1.Weltkrieges mit dem Untergang des Kaiserreichs, andererseits bekam man dessen verheerende Folgen für Deutschland mit der wirtschaftlichen Rezession, Inflation, Arbeitslosigkeit und Repressalien der französischen Besatzungsarmee im Rheinland zu spüren. Begriffe wie Verdun und Versailler Vertrag beherrschten damals die Gespräche in geselliger Runde am Ofen oder Stammtisch und ließen in den Köpfen der Menschen auf beiden Seiten der noch verfeindeten Völker damals noch keinen Geist der Versöhnung aufkommen.
Die Franzosen kamen von der Garnison in Euskirchen des öfteren mit berittenen Patrouillen( Hundertschaften ) auch in die abgelegenen Dörfer des Münstereifeler Höhengebiets, um die Einhaltung ihrer Erlasse und Verordnungen zu kontrollieren  bzw. ihre Macht zu demonstrieren.Nach Belieben ließen sie die Fuhrleute mit ihren Pferden zusammentrommeln,in Mahlberg vor der Schmiede, um sich für ihren Bedarf die besten Tiere auszusuchen und zu requirieren.Auch führten sie bisweilen am Michelsberg Manöver durch. Als freundliche Geste steckte mancher Soldat den Kindern die ihnen bisher unbekannte Schokolade zu.
Einmal kam eine Patrouille wegen Verstoß gegen das Besatzungsstatut nach Mahlberg. Anlass war die Einweihung des Kriegerdenkmals zu Ehren der Gefallenen des 1. Weltkrieges mit den Klängen des Tambourcorps Eicherscheid im Jahre 1927.Feierlichkeiten mit militärischem Zeremoniell und das Tragen von Uniformen, wie auch das Tambourcorps sie trug, war den Deutschen in den besetzten Zonen des Rheinlands streng verboten.Von einem Informanten benachrichtigt, aber dennoch zu spät,kam eine berittene französische Patrouille ins Dorf.Doch sie konnten niemanden mehr finden,da die Einwohner von Mahlberg die Mitglieder des Tambourcorps und ihre Uniformen noch rechtzeitig versteckt hatten.
                                 Einmarsch britischer Soldaten in Münstereifel im Dezember 1918
                                Foto Stadtarchiv Bad Münstereifel

Zeitzeugen: Wilhelm Fass und Peter Rick aus Mahlberg
s.auch Veröffentlichung in Festschrift-1100 Jahre Mahlberg- von 1993

Freitag, 21. November 2014


 Eintrag  No. 2747  Stadtarchiv Münstereifel
 An den Freiherrn von Taubenheim, Rittmeister und Eskadron-Chef des königlich reichsherrlichen  Husarenregiments

Der Schöffen der Gemeinde Schönau beklagte sich bei mir, dass sich alle 93 Husaren dort befänden und in jener Gemeinde etwa Mahlberg, wozu der Ort Langscheid gehört,derer nur 39 einquartiert seien.Um zwischen diesen zwei Gemeinden die durchschnittsmäßige Gleichheit herzustellen möchten  und die restlichen Husaren verlegt werden.
Eurer Hochwohlgeboren ist die in meinem Amte leider allgemein eingerissene Armut sicher schon bekannt und obendrein sind Hochwohlgeboren unterrichtet, welchen Druck die gegenwärtig einquartierten Husaren meiner Moralitäten verursachen. Bei solchen Umständen ist nichts so empfindlich als Ungleichheit ,und die schwerste  Last ist leichter zu ertragen, wenn man weiss,dass sie gleich aufgeteilt ist.Wenn Ew. Hochwohlgeboren gebieten, dass noch mehr Husaren von Schönau nach Mahlberg verlegt würden, dann wäre die moralische Zufriedenheit wieder hergestellt.
Ich wage es daher Ew. Hochwohlgeboren um diese Abänderung aufrichtigst zu bitten,weil sich nämlich leicht vornehmen lässt.Ich habe die Ehre, mit dem untertänigsten Respekt und Hochachtung zu fragen.
                                           EW. Hochwohlgeboren
                                                                                   Untertänigster, Gehorsamster
                                                                                   3. Okt. 1814

Eintrag No. 2748   Stadtarchiv Münstereifel

Ew. Wohlgeboren übersende ich in der Anlage ein Protokoll  von noch 2 Manöver zwischen Mahlberg und Eicherscheid gestern nachmittag zwischen 5 u. 6 Uhr,von mehreren Husaren auf dem
Michelsberg sehr stark misshandelt worden sind.
Hochdieselben bittend, diese Sache zu untersuchen und die Täter bestrafen zu wollen.

                                                                            Eure Hochachtung
                                                                                                            8. Okt. 1814

Mittwoch, 19. November 2014


Kasernierung der königl .preußischen Dragoner No. 9169 vom 17.August 1814

Gestern ist das erste schlesische Grenadierbatailon unter dem Kommando des Herrn Major von Burghof in mein Amt eingerückt.Dasselbe ist auf nachstehender Art einquartiert worden  und zwar in die Gemeinden
                                 Offiziere                                              Unteroffiziere                              Pferde
                                                                                         und Gemeine

 Münstereifel                6                                                      125                                                 12

Arloff                            _                                                        30                                                    8

Iversheim                     _                                                         20                                                  11

Mahlberg                     _                                                         10                                                   _

Schönau                       _                                                         10                                                   _
                                   ______________________________________________________________________________        
zusammen                  6                                                       199                                                    21

Nach dem bestimmten Verhältnis hätten diese Truppen eigentlich auf nachstehende Art verlegt werden müssen, dass diese dann gekommen wären

nach                             Münstereifel                   88
                                           Arloff                       44
                                      Iversheim                      28
                                       Mahlberg                     20
                                       Schönau                       22  

Allein dieselben, welche sich weigerten in die übrigen Gemeinden von Effelsberg - - - einquartiert zu werden und die Verteilung  nicht annehmen wollen, sollen es nur dann, wenn ihre Ernährung  nicht ausführbar sei. Unter den obigen Soldaten befinden sich auch 9 Kranke,welche, da  die Kaserne des Gouvernements Milag dermaßen entfernt  und nicht anders untergebracht werden konnten schließlich dorthin verbringen lassen musste.
Gestern abend haben sich auch königlich preußische Uhlanen mit Gewalt in der Gemeinde Arloff einquartiert, welche von Rheinbach aus dahin gekommen sind. Da diese doppelte Last für mein Amt zu hart gewesen wäre, so habe ich durch Hülfe das Herrn Major von Burghof bewirkt,dass sich die Belagerer wieder hinweg begeben haben.              
                                                                                      Josef Gabe                  

Dienstag, 18. November 2014


 Aus dem Alltag, früheres Handwerk und Bräuche im Dorf

   In Heimarbeit hergestellte Gebrauchsgegenstände aus Holz

Stärkere Weidenäste dienten zur Herstellung von Mistgabel-, Spaten- und Schaufelstielen.Die Weiden wuchsen in den sumpfigen Tälern an den Bachläufen und sumpfigen Siefen.Die Dorfleute stellten früher ihre Besen selbst her. Zum Besenbinden nahm man Buchen- oder Birkenreisig,Heidekraut und Ginster ( sog. Besenginster).Der Besen heißt im Volksmund dieser Gegend Beissem.*
Aus Haselnuss- und Eichenruten, die man vorher an den Schnittenden einkerbte und von denen man durch Aufbiegen lange, dünne Späne abtrennte,fertigten einige Kundige Körbe.Die Äste mussten im Winter geschnitten werden, da es zu dieser Zeit keinen Saft enthielt.
Einige Spezialisten stellten aus diesem Material auch Spanschachteln her.Spanschachteln flechtete man aus den dünnen Spänen bzw. Holzruten vorzugsweise des Haselnußstrauches und einen Spankorb für die Feldarbeit aus stärkeren Spänen der Eichenholzruten. Gewerbsmäßige Spanmacher stellten aus diesen Spänen neben Spankörbe auch Spanhüte her. Die großen breiträndrigen Hüte, die die Bauern früher bei der Arbeit draußen während der sommerlichen Hitze zur Erntezeit trugen, waren häufig aus diesen feingeschnittenen Holzspänen hergestellt.**

* mündlich überliefert von Wilhelm Fass aus Mahlberg
** mündlich überliefert von Wilhelm Schmitz aus Wershofen

 Das  Buttern

Nach dem Melken der Kühe kam die Milch in eine Zentrifuge( Getriebebehälter) mit Antriebskurbel.
Im Oberteil des Getriebes befand sich ein hochtouriger Hohlkolben, worauf die Milch floss. Bedingt durch die unterschiedlichen Gewichte von Milch und Rahm  trennte sich in diesem die schwerere Rahm von der leichteren Magermilch.
Die Kuhmilch floss in zwei getrennte Behälter. In einem sammelte sich die Magermilch, in dem anderen die für das Buttern bestimmte Rahm. Die Rahm blieb dann in Steingutkrügen etwa eine halbe Woche stehen, so dass sich Säure bilden konnte. Dann wurde die Rahm in dem Ton- oder Steinkrug mit einem Klöppel steif gerührt. Abschließend kam die Rahmmasse in das Butterfass,worin diese zu Butter gedreht wurde.Die von der Butter getrennte übrig gebliebene dünne Flüssigkeit bzw. Buttermilch verarbeitete man zu Quark.

Getreide Dreschen mit dem Göpel

Der Göpel war eine Dreschmaschine, die einen Zahnkranz mit großem Durchmesser besaß. Darüber waren ein oder zwei lange Balken angebracht. Vor die Balken spannte man ein Zugtier, welches durch Im Kreis gehen den Zahnkranz in Umdrehung versetze.
Das große Zahnrad übertrug mit Hilfe einer an der Getriebestange festsitzendem kleineren Zahnrad seine Kraft, wodurch sich die Tourenzahl erhöhte.Das kleinere Zahnrad mit längerem Gestänge brachte eine mit zahnartigen Stahlstiften ausgestattete Dreschtrommel in schnellem Umlauf. In diese führte man das Getreide bis zu den Halmenenden ein.Das Rotieren der Trommel entkörnte die Ähren.
Daneben gab es auch mittels Handkurbel angetriebene Dreschmaschinen,deren Arbeitsweise ansonsten dem Göpel ähnlich war. Hierfür benötigte man bis zu 10 Personen.

Das gedroschene Getreide( Spreu und Körner zusammen) kam in einen großen Flachkorb aus Weidengeflecht, der sich Wanne nannte.Durch Hochwerfen  und Wiederauffangen trennte man mit Hilfe des Windes die Spreu von den Körnern.In der Geflechtwanne blieben schließlich nur die Getreidekörner übrig.Die im Bild gezeigte Wanne aus dem Haus Ley in Mahlberg soll zwischen 100 bis 130 Jahre alt sein






Sonntag, 16. November 2014


 Unterbringung der Kosaken beim Durchmarsch nach Frankreich im Mai 1814

No. 1704 Stadtarchiv Münstereifel

An die Hochwürden Schöffen von Michelsberg und Münstereifel

Es sind in meinem Amt drei Eskadronen Soldaten einquartiert worden.
Ihre Gemeinde ist davon frei geblieben und wird auf jeden Fall auch keine Truppen bekommen, wenn Sie auf der Stelle alle bei Ihnen vorrätigen Gaben aufsammeln und hierher fahren lassen, indem wir daran den größten Zwang erleiden. Sie geben an, die genaueste Hausdurchsuchung vorzunehmen und dass bei einem jeden das Gefundene in ein Verzeichnis einzutragen,damit diejenigen, die gegenwärtig den Vorschuss leisten, zu jener Zeit ihre Vergütung erhalten. Wenn Sie nicht mit allem Ernst die obige Einladung auf das schleunigste erfüllen, dann erhalten Sie auf wenigste 90 Kosaken samt Pferde zur Einquartierung welche natürlicherweise alles aufstöbern werden, was gegenwärtig vor ihren Augen verborgen bleiben möge.

No. 1705 Stadtarchiv Münstereifel

Einquartierúng  von 3 Eskadronen in dem Amte Münstereifel
R D.
Heute erschienen zu meinem größten Erstaunen 3 Eskadronen Kosaken bestehend aus 13 Offizieren, 189 Gemeinen und 232 Pferde und verlangten einquartiert zu werden. Anfangs wollten sie alle zusammen in Münstereifel liegen bleiben. Da ich ihnen aber die Unmöglichkeit mit vieler Mühe begreiflich machte und bewiesen habe, dass die Pferde schlechterdings nicht unterzubringen seien, haben sie endlich zugegeben, dass zwei Eskadronen in die Landgemeinden verlegt werden könnten,jedoch nicht weiter entfernt von hier als eine stunde höchstens.
Dieselben wurden also auf folgende Art einquartiert:

nach Münstereifel                   Offiziere                             Kosaken                    Pferde
                                                     6                                         67                            90
Arloff u. Iversheim                      4                                         66                            76
Mahlberg u. Schönau                   3                                         90                            66
und die Gemeinden Effelsberg, Houverath und Mutscheid blieben frei.
Nach Auftrag der Herren Offiziere sollen sie wenigstens 10 Tage lang hier bleiben.
In meinem ganzen Leben befand ich mich noch nie in einer so großen Verlegenheit wie jetzt.Es ist beinahe gar keine Fourage mehr vorhanden und der Hafer mangelt jetzt schon gänzlich.Wenn nicht Rat geschaffen wird, dann ist natürlich zu befürchten, dass den armen Einwohnern auch noch die wenige Hoffnung einer künftigen Ernte durch das Trampeln und fourigieren der Pferde vernichtet werden. In dieser so riskanten, schwierigen Lage wende ich mich an Sie mit der dringend größten Bitte, entweder durch schleunigste Einführung von wenigstens 300 Hektoliter Hafer und 200 Zentner Heu oder aber durch Verlegung der 2 Eskadronen in ein anderes Amt und die so äußerst nötige Hülfe verordnen zu wollen.
Gnädiger Willfahrung hochachtungsvollst entgegen sehend bleibe
                                                                          ich              S. am 28ten May 1814

zum Verständigen                                                                    es wird bekannt gemacht,
an die Schöffen                                                                        dass den Kosaken täglich
von Arloff, Iversheim,                                                             nicht mehr als 3 Gläser
Mahlberg und Schönau                                                           Branntwein, nämlich

morgens, mittags und abends gegeben werden soll. Wenn einer mehr verlangt,dann muss dieserhalb  bei den Herren Offizieren Klage geführt werden,welche diesen Unfug alsdann abändern werden.

Freitag, 14. November 2014

         Dokument aus Stadtarchiv No. 1713

         Die hier oben bemerkte Unterredung habe ich dem edlen Empfänger meines Amtes mit der                  Einladung mitgeteilt um sich auf das Schärfste darauf zu richten.
         Sobald derselbe die Rechnung aus dem Jahre 1813 übergeben haben wird soll sie dem                          Gemeinderat zur Unterzeichnung sogleich vorgelegt werden.


         Ich verbleibe     I.

         Dokument aus Stadtarchiv No. 1714

         Einquartierung der Kosaken                     die Gemeinden bestehen aus

                                                                                                         
                                                                            Seelen                          Häuser

                                              Arloff                      600                              122
                                              Effelsberg               290                                89
                                              Houverath               417                                99
                                              Iversheim                376                                72
                                              Mahlberg                268                                 61
                                              Mutscheid             1804                               331
                                              Münstereifel          1837                              224
                                              Schönau                   320                                69
                                                                            _____                          _____    
                                                                           5712                              1067